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Der Dunkle Turm 7 - Der Turm

Titel: Der Dunkle Turm 7 - Der Turm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: King Stephen
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selbst niederbrennen.
    Das tote Ding auf dem Teppich hatte seine Kleidung größtenteils gesprengt. Susannah erschien es jetzt wie eine Art Käfer, dessen missgebildete Gliedmaßen – Armen und Beinen nur halbwegs ähnlich – aus den Hemdärmeln und Jeansbeinen ragten. Der Hemdrücken war in der Mitte der Länge nach aufgeplatzt, und in dem Spalt sah sie eine Art Panzer, auf den rudimentäre menschliche Gesichtszüge aufgemalt waren. Sie hätte nicht geglaubt, dass irgendetwas schrecklicher sein könnte als Mordred in seiner Spinnengestalt, aber dieses Ding hier war tatsächlich noch schlimmer. Gott sei Dank war es tot.
    Das aufgeräumte, gut beleuchtete Häuschen – wie aus einem Märchen, war’s ihr nicht von Anfang an so erschienen? – war jetzt eine düstere, rauchige Bauernkate. Das elektrische Licht war immer noch da, aber die Lampen sahen alt und verbraucht aus, nicht anders als welche, die man in einer schäbigen Absteige zu sehen erwartete. Der Flickenteppich starrte vor Schmutz, hatte zahlreiche Flecken von Essensresten und löste sich an einigen Stellen bereits auf.
    »Roland, alles in Ordnung mit dir?«
    Roland sah sie an, dann sank er langsam vor ihr auf die Knie. Im ersten Augenblick glaubte sie, dass er ohnmächtig wurde, und war besorgt. Als sie dann in der nächsten Sekunde erkannte, was da wirklich geschah, wurde sie noch besorgter.
    »Revolvermann, ich habe mich überlisten lassen«, sagte Roland mit heiserer, zitternder Stimme. »Ich habe mich wie ein Kind täuschen lassen, und ich erflehe deine Verzeihung.«
    »Roland, nein! Steh auf!« Das war Detta, die immer nach vorn zu kommen schien, wenn Susannah unter starkem Stress stand. Ein Wunder, dass ich nicht »Steh auf, Weißbrot!« gesagt habe, dachte sie und musste ein hysterisches Lachen unterdrücken. Er hätte es nicht verstanden.
    »Erst musst du mir Verzeihung gewähren«, sagte Roland, ohne sie anzusehen.
    Sie kramte in ihrem Gedächtnis nach dem richtigen Spruch und fand ihn zu ihrer Erleichterung auch. Sie konnte es nicht ertragen, ihn so auf den Knien liegen zu sehen. »Erhebe dich, Revolvermann, ich gewähre dir von ganzem Herzen Verzeihung.« Sie machte eine Pause, dann fügte sie hinzu: »Wenn ich dir jetzt noch neunmal das Leben rette, dürften wir ungefähr quitt sein.«
    »Dein gutes Herz macht, dass ich mich des eigenen schäme«, sagte er und erhob sich dann wieder. Die hektische Röte verschwand allmählich aus seinen Wangen. Er betrachtete das auf dem Teppich liegende Ding, dessen grotesk missgestalteter Schatten vom Feuerschein auf die Wände geworfen wurde. Sah sich in der beengten kleinen Hütte mit den alten Lampen und flackernden Glühbirnen um. »Was er uns zu essen gegeben hat, war in Ordnung«, sagte Roland, als hätte er ihre Gedanken gelesen und damit ihre gegenwärtig größte Angst erkannt. »Er hätte nie das vergiftet, was er … fressen wollte.«
    Susannah hielt ihm seinen Revolver mit dem Griff voraus hin. Er nahm ihn entgegen, lud aber erst zwei Patronen nach, bevor er die Waffe wieder ins Holster steckte. Die Tür der Hütte stand weiterhin offen, und der Wind blies Schnee herein. Auf dem Boden des kleinen Vorraums, in dem ihre primitiven Mäntel hingen, hatte sich bereits eine kleine Schneewehe gebildet. In dem Raum war es jetzt etwas kühler, nicht mehr ganz so heiß wie in einer Sauna.
    »Wie bist du dahinter gekommen?«, fragte er.
    Sie dachte an das Hotel zurück, in dem Mia die Schwarze Dreizehn zurückgelassen hatte. Als sie nicht mehr dort waren, hatten Jake und Callahan das Zimmer 1919 betreten können, weil jemand eine Mitteilung und einen
    (dad-a-cha)
    Schlüssel für sie hinterlegt hatte. Auf dem Briefumschlag hatten Jakes Name und die Worte Das ist die Wahrheit in einer Schrift gestanden, die halb Druckschrift, halb Schreibschrift war. Hätte Susannah diesen Umschlag mit der kurzen Nachricht mit der Mitteilung vergleichen können, die sie im Bad gefunden hatte, hätte sich ihrer Überzeugung nach herausstellen müssen, dass die Schrift in beiden Fällen identisch war.
    Wie Jake berichtet hatte, hatte die Empfangsdame im New Yorker Hotel Plaza-Park ihnen erklärt, dass den Umschlag ein gewisser Stephen King für sie abgegeben habe.
    »Komm mit«, sagte sie. »Ins Bad.«
     
     
    3
     
    Wie der Rest der Hütte war das Bad jetzt viel kleiner, nicht mehr viel größer als ein Einbauschrank. Die Wanne war alt und rostig; ihr Boden war mit einer dünnen Schmutzschicht bedeckt. Sie sah aus, als

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