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Der Dunkle Turm 7 - Der Turm

Titel: Der Dunkle Turm 7 - Der Turm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: King Stephen
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wäre sie zuletzt …
    Nun, eigentlich erschien es Susannah, als wäre sie noch nie benutzt worden. Der Duschkopf war dick zugerostet. Die rosa Tapete war stumpf und schmutzig, hatte sich an einigen Stellen abgelöst. Sie war auch nicht mit Rosenranken bedruckt. Der Spiegel war noch da, aber er hatte in der Mitte einen senkrechten Sprung, sodass sie sich sagte, dass es fast einem Wunder gleichkam, sich nicht die Fingerkuppe zerschnitten zu haben, als sie darauf geschrieben hatte. Ihr Atemhauch war lange verdampft, aber die Wörter waren noch da – in der Schmutzschicht sichtbar: ODD LANE und darunter DANDELO .
    »Das ist ein Anagramm«, sagte sie. »Siehst du’s?«
    Er begutachtete die Wörter, dann schüttelte er leicht beschämt den Kopf.
    »Nicht deine Schuld, Roland. Das sind unsere Buchstaben – nicht die, die du kennst. Glaub mir, das ist ein Anagramm. Eddie hätte das sofort erkannt, möchte ich wetten. Ich weiß nicht, ob Dandelo sich damit einen Scherz erlauben wollte oder ob es Glammer-Regeln gibt, an die Wesen wie er sich halten müssen … jedenfalls haben wir das Buchstabenrätsel mit freundlicher Unterstützung von Stephen King rechtzeitig gelöst.«
    »Du hast’s gelöst«, sagte er. »Ich war damit beschäftigt, mich totzulachen.«
    »Das hätten wir beide getan«, sagte sie. »Du warst nur etwas verwundbarer, weil dein Sinn für Humor … Entschuldige, Roland, aber im Allgemeinen ist er ziemlich lahm.«
    »Ja, ich weiß«, bestätigte er düster. Dann wandte er sich plötzlich ab und verließ das Bad.
    Susannah hatte einen schrecklichen Verdacht. Es schien sehr lange zu dauern, bis der Revolvermann zurückkam. »Roland, ist er noch …?«
    Er nickte mit schwachem Lächeln. »Noch immer so tot wie zuvor. Du hast gut geschossen, Susannah, aber ich hatte auf einmal das Bedürfnis, mich davon zu überzeugen.«
    »Ich bin froh darüber«, sagte sie einfach.
    »Oy hält Wache. Sollte irgendwas passieren, würde er es bestimmt melden.« Er hob den Zettel vom Boden auf und enträtselte mühsam, was auf der Rückseite stand. Das einzige Wort, bei dem sie ihm helfen musste, war Medizinschrank. »›Ich habe etwas für dich zurückgelassen.‹ Hast du schon nachgesehen?«
    Sie schüttelte den Kopf. »Ich hatte noch keine Zeit dazu.«
    »Wo ist dieser Medizinschrank?«
    Sie zeigte auf den Spiegel, und Roland zog an dem Griff, mit dem er sich schwenken ließ. Die Schranktür quietschte in den Angeln. Dahinter befanden sich tatsächlich Fächer, aber statt der ordentlich aufgereihten Fläschchen mit Pillen und Tinkturen, die sie sich vorgestellt hatte, enthielt der Schrank lediglich zwei weitere kleine braune Flaschen wie die auf dem Beistelltisch neben dem La-Z-Boy sowie eine Schachtel, die Susannah wie die älteste Packung der Welt von Smith Brothers Wild Cherry Cough Drops erschien. Im untersten Fach jedoch lag zudem ein Umschlag, den Roland sofort an Susannah weiterreichte. Auf der Vorderseite stand in derselben unverkennbaren Schrift, die halb Druckschrift, halb Schreibschrift war:
     
    Junker Roland aus Gilead
    Susannah Dean aus New York
     
    Ihr habt mir das Leben gerettet.
    Ich habe eures gerettet.
    Nun sind wir quitt.
     
    S.K.
     
    »›Junker‹?«, sagte Susannah. »Sagt dir das etwas?«
    Roland nickte. »Das Wort bezeichnet einen jungen Edelmann – oder Revolvermann –, bevor er sein Erbe richtig antritt. Ein förmlicher, altehrwürdiger Ausdruck. Wir haben ihn untereinander allerdings nie benutzt, weil er auch ›heilig, von Ka auserwählt‹ bedeutet. So haben wir uns eigentlich nie sehen wollen, und ich habe seit vielen Jahren nicht mehr so von mir gedacht.«
    »Trotzdem bist du Junker Roland?«
    »Der war ich vielleicht einmal. Über solche Dinge sind wir jetzt hinaus. Jenseits des Ka. Davon bin ich überzeugt.«
    »Aber weiterhin auf dem Pfad des Balkens.«
    »Aye.« Er fuhr die letzte Zeile mit dem Finger nach: Nun sind wir quitt. »Mach den Umschlag auf, Susannah, ich möchte sehen, was er enthält.«
    Sie tat wie geheißen.
     
     
    4
     
    Der Umschlag enthielt die Fotokopie eines Gedichts von Robert Browning. King hatte den Namen des Dichters in seiner Schrift, die halb Druckschrift, halb Schreibschrift war, über dem Titel vermerkt. Susannah hatte einige von Brownings dramatischen Monologen gelesen, als sie noch im College war, aber dieses Gedicht kannte sie nicht. Äußerst gut kannte sie jedoch sein Thema, denn der Titel des Gedichts lautete »Junker Roland kam zum finstern Turm«.

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