Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Der Dunkle Turm 7 - Der Turm

Titel: Der Dunkle Turm 7 - Der Turm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: King Stephen
Vom Netzwerk:
Vorderfront ein verblasstes Schild verkündete:
     
    Territorialer Außenposten 19
    Turmwache
    Das Überschreiten dieses Punktes ist verboten!
     
    Susannah vermutete, dass der Territoriale Außenposten 19 genau genommen noch innerhalb der Grenze der Weißen Lande von Empathica lag, aber die Luft war, während die Tower Road stetig abfiel, bereits viel wärmer geworden, und die Schneedecke war jetzt nur noch ein dünner Schleier. Kleine Waldstücke sprenkelten das Land vor ihnen, aber Susannah glaubte, dass es bald in eine Prärie wie im amerikanischen Mittelwesten überging. Hier gab es auch niedrige Sträucher, die im Sommer vermutlich Beeren trugen – vielleicht sogar Kermesbeeren –, aber jetzt waren sie kahl und raschelten in dem fast ständig herrschenden Wind. Auf beiden Seiten der Tower Road – die einst befestigt gewesen war, aber heute aus kaum mehr als zwei holperigen Fahrspuren bestand – waren hauptsächlich hohe Gräser zu sehen, die aus der dünnen Schneedecke ragten. Sie flüsterten im Wind, und Susannah verstand ihr Lied: Commala-come-come, bald ist die Reise getan.
    »Weiter darf ich nicht«, sagte Bill, stellte den Motor des Schneepflugs ab und unterbrach Little Richard mitten in einem Song. »Erflehe eure Verzeihung, wie sie im Bogen der Grenzlande sagen.«
    Ihre Fahrt hatte volle eineinhalb Tage gedauert, und in dieser Zeit hatte er sie mit einem unaufhörlichen Strom von »Golden Oldies«, wie er sie nannte, unterhalten. Einige davon erschienen Susannah durchaus nicht alt; Songs wie »Sugar Shack« und »Heat Wave« waren gerade Radioschlager gewesen, als sie von ihrem kleinen Urlaub in Mississippi zurückgekommen war. Andere hatte sie allerdings noch nie gehört. Die Musik war nicht auf Schallplatten oder Tonbändern, sondern auf schönen kleinen Silberscheiben gespeichert, die Bill »Zehdehs« nannte. Er schob sie in einen Schlitz in dem mit Instrumenten überladenen Armaturenbrett des Schneepflugs, worauf die Musik aus mindestens acht Lautsprechern drang. Inzwischen hätte ihr zwar jede Musik gefallen, vermutete sie, aber dennoch hatten ihr zwei Songs, die sie noch nie gehört hatte, besonders gut gefallen. Der eine war ein ausgelassen fröhlicher kleiner Rocksong mit dem Titel »She Loves You«. Der andere, traurig und nachdenklich, hieß »Hey, Jude«. Diesen schien Roland sogar zu kennen; er sang mit, obwohl sein Text dann nicht der war, der aus dem Lautsprechersystem des Schneepflugs kam. Als sie nach dem Namen der Gruppe fragte, erklärte Bill ihr, das seien die Beetles.
    »Käfer? Komischer Name für eine Rock-and-Roll-Band«, meinte Susannah.
    Patrick, der mit Oy auf dem kleinen Rücksitz des Schneepflugs hockte, tippte ihr auf die Schulter. Als sie sich umsah, hielt er den Block hoch, den er gerade zum Zeichnen benutzte. Unter ein Porträt, das Roland im Profil zeigte, hatte er geschrieben: BEATLES, nicht Beetles.
    »Wie man’s auch buchstabiert, es bleibt ein komischer Name für eine Rock-and-Roll-Band«, sagte Susannah. Auf einmal hatte sie eine Idee. »Patrick, kannst du mit mir Fühlung aufnehmen?« Als er stirnrunzelnd die Hände hob – ich verstehe nicht, besagte diese Geste –, formulierte sie die Frage anders. »Kannst du meine Gedanken lesen?«
    Er zuckte die Achseln und lächelte. Weiß ich nicht, besagte diese Geste, aber das nahm sie ihm nicht ab. Sie glaubte, dass Patrick es sehr wohl wusste.
     
    3
     
    Sie erreichten den »Territorialen« gegen Mittag, und dort servierte Bill ihnen erst einmal ein köstliches Mahl. Patrick verschlang seines und saß dann etwas abseits mit Oy zu seinen Füßen und zeichnete die anderen, während sie am Tisch im ehemaligen Aufenthaltsraum saßen. Die Wände dieses Raums verschwanden hinter Bildschirmen – Susannah schätzte ihre Zahl auf über dreihundert. Sie schienen für eine lange Lebensdauer konstruiert worden zu sein, jedenfalls funktionierten ein paar noch. Einige davon zeigten die sanft gewellten Hügel der näheren Umgebung, aber die meisten zeigten nur Schnee, und auf einem erschien ein sich veränderndes Wellenmuster, das ihren Magen rebellieren ließ, wenn sie es allzu lange ansah. Die Schnee-Bildschirme, sagte Bill, hatten früher Satellitenbilder gezeigt, aber die Weltraumkameras waren längst dahin. Interessanter war da der Bildschirm mit dem Wellenmuster. Nach Bills Auskunft hatte er noch bis vor wenigen Monaten den Dunklen Turm gezeigt, aber dann hatte das Bild sich plötzlich in diese Linien aufgelöst.
    »Ich

Weitere Kostenlose Bücher