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Der Dunkle Turm 7 - Der Turm

Titel: Der Dunkle Turm 7 - Der Turm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: King Stephen
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Shaw kommt ins Zimmer. Sie sitzt auf seiner Bettkante, ihr Gesicht mit der blaugrauen Schönheitsmaske wirkte geisterhaft, und sie fragt, was hast du, ’Bama, und er kann’s ihr tatsächlich erzählen. Seinem Vater oder seiner Mutter hätte er das nie erzählt, wäre einer von ihnen da gewesen, was sie natürlich nicht waren, aber Mrs. Shaw kann er’s erzählen, obwohl sie nämlich nicht wesentlich anders ist als das übrige Personal – die Aupairmädchen Babysitter Kindermädchen Schulwegbegleiter –, ist sie ein bisschen anders, genug jedenfalls, um seine Zeichnungen mit kleinen Magneten an den Kühlschrank zu hängen, genug, um den Ausschlag zu geben, um den Turm der geistigen Gesundheit eines albernen kleinen Jungen nicht einstürzen zu lassen, sagt Halleluja, sagt gefunden, nicht verloren, sagt Amen.
    Sie hört sich alles an, was er zu sagen hat, nickt dabei und lässt ihn Tri-CER-a-TOPS sagen, bis er’s endlich richtig hinbekommt. Dabei fühlt er sich schon besser. Und dann sagt sie: »Diese Tiere haben früher einmal gelebt, aber sie sind schon vor hundert Millionen Jahren ausgestorben, ’Bama. Vielleicht sogar noch früher. Und jetzt stör mich bitte nicht mehr, ich brauche nämlich meinen Schlaf.«
    In dieser Woche sieht Jake sich in der Sendung Million Dollar Movie jeden Tag Der vergessene Kontinent an. Der Film ängstigt ihn jedes Mal ein bisschen weniger. Einmal kommt Mrs. Greta Shaw herein und sieht sich einen Teil gemeinsam mit ihm an. Sie bringt ihm seinen Imbiss, eine große Schale Hawaii-Schaumcreme (auch eine für sich selbst), und trällert ihren wundervollen kleinen Song: »A little snack that’s far and wee, there’s some for you and some for me, blackberry jam and blackberry tea.« Hawaii-Schaumcreme enthält natürlich keine Brombeeren, und sie trinken dazu keinen Tee, sondern den Rest vom Traubensaft, aber Mrs. Greta Shaw sagt, dass allein der Gedanke zählt. Sie hat ihm beigebracht, Rooty-tooty-salu-tie zu sagen, bevor sie trinken, und mit ihr anzustoßen. Jake findet das obercool, absolute Spitze.
    Ziemlich bald kommen die Dinosaurier. ’Bama und Mrs. Greta Shaw sitzen nebeneinander, essen Hawaii-Schaumcreme und sehen zu, wie ein großes Monster (Mrs. Shaw sagt, dass diese Art Tyrannasorbet-Wracks heißt) den bösen Forscher frisst. »Zeichentrick-Dinosaurier«, sagt Mrs. Greta Shaw und rümpft die Nase. »Man sollte glauben, sie müssten’s besser können.« Aus Jakes Sicht ist das die brillanteste Filmkritik, die er in seinem ganzen Leben gehört hat. Brillant und nützlich.
    Schließlich kommen seine Eltern wieder. Bei Million Dollar Movie wird eine Woche lang Top Hat gezeigt, und die nächtlichen Ängste des kleinen Jakie werden nie erwähnt. Im Lauf der Zeit vergisst er seine Furcht vor dem Triceratops und dem Tyrannasorbet.
     
     
    7
     
    Als er nun im hohen Gras lag und zwischen Farnwedeln auf die nebelverhangene Lichtung hinausstarrte, entdeckte Jake, dass man manche Dinge nie vergaß.
    Hüte dich vor der Gedankenfalle, hatte Jochabim gesagt, und während Jake auf den schwerfälligen Dinosaurier hinabsah – ein Zeichentrick-Triceratops in einem echten Dschungel wie eine imaginäre Kröte in einem echten Garten –, erkannte er, dass es sich hier genau um diese Gedankenfalle handelte. Der Triceratops war nicht real, auch wenn er noch so angsterregend brüllte, auch wenn Jake ihn tatsächlich riechen – die stinkend verfaulenden Pflanzenreste in den weichen Hautfalten, wo seine stämmigen Beine in den Bauch übergingen, die dicke Schicht Mist, mit der sein gepanzertes Hinterteil bedeckt war, und den Sabber, der ständig aus dem mit Hauern besetzten Maul tropfte – und seine keuchenden Atemzüge hören konnte. Er konnte nicht real sein, das war Zeichentrick, verdammt noch mal!
    Trotzdem wusste Jake, dass das Tier real genug war, um ihn zu töten. Wenn er jetzt dort hinunterging, würde der Zeichentrick-Triceratops ihn ebenso zerreißen, wie er die Daisy Mae mit der beachtlichen Oberweite zerrissen hätte, wenn Cesar Romero nicht rechtzeitig aufgetaucht wäre, um dem Ding mit seiner Großwildjägerbüchse eine Kugel zu verpassen, die es an seiner einzig verwundbaren Stelle traf. Jake hatte sich von der Hand befreit, die versucht hatte, seine motorischen Fähigkeiten zu beeinträchtigen – er hatte alle Türen so fest zugeknallt, dass er die aufdringlichen Finger der Hand vermutlich abgequetscht hatte –, aber dies war etwas anderes. Er konnte nicht einfach die Augen

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