Der Dunkle Turm 7 - Der Turm
das versichere ich Ihnen. Ich bin für Hausarbeit inklusive Hausmeistertätigkeiten zuständig.«
»Bring mir einen Bleistift und ein Stück Kreide.«
»Sai, Sie wollen mich doch nicht etwa zerstören? Es war Dr. Scowther, der in den letzten zwölf bis vierzehn Jahren die Extraktionen überwacht hat, und Dr. Scowther ist tot. Diese Lady-Sai hat ihn erschossen – und das mit seiner eigenen Pistole.« In Nigels Stimme, die in ihrem engen Bereich ziemlich ausdrucksvoll war, klang ein gewisser Vorwurf an.
Roland wiederholte nur: »Bring mir einen Bleistift und ein Stück Kreide, aber jin-jin!«
Nigel machte sich auf den Weg, um seinen Auftrag auszuführen.
»Wenn du von einem neuen Mitspieler sprichst, meinst du das Baby«, sagte Susannah.
»Gewiss. Es hat zwei Väter, dieses Bah-bo.«
Susannah nickte. Sie dachte an die Geschichte, die Mia ihr erzählt hatte, als sie beide flitzen gegangen und die verlassene Stadt Fedic besucht hatten – das heißt, verlassen bis auf Ungeheuer wie Sayre und Scowther und die marodierenden Wölfe. Zwei Frauen, eine weiß und eine schwarz, eine schwanger und eine nicht, die auf Stühlen vor dem Gin-Puppie Saloon saßen. Dort hatte Mia dann Eddie Deans Frau einiges erzählt – vielleicht mehr, als ihnen damals bewusst gewesen war.
Dort haben sie mich verändert, hatte Mia ihr erzählt, wobei mit »sie« vermutlich Scowther und ein Team aus weiteren Ärzten gemeint waren. Und Zauberer? Leute wie die Manni, nur dass sie auf die andere Seite übergelaufen waren? Schon möglich. Wer konnte das schon beurteilen. Im Extraktionsraum war sie sterblich gemacht worden. Dann, als sie Rolands Sperma schon in sich trug, war etwas anderes passiert. An diesen Teil hatte sie sich kaum erinnern können, nur an eine rote Dunkelheit. Jetzt fragte Susannah sich, ob etwa der Scharlachrote König in Person zu ihr gekommen war, ob er sie mit seinem riesigen, uralten Spinnenleib bestiegen hatte oder ob sein abscheuliches Sperma irgendwie herantransportiert worden war, um sich mit Rolands zu vermischen. Jedenfalls war das Baby zu einem grässlichen Zwitter herangewachsen, wie Susannah gesehen hatte: kein Werwolf, sondern eine Wer spinne. Und nun war das Ding dort draußen unterwegs, irgendwo. Vielleicht war es ja auch hier und beobachtete sie, während sie palaverten und Nigel gerade mit verschiedenen Schreibgeräten zurückkam.
Ja, dachte sie. Es beobachtet uns. Und hasst uns … wenn auch nicht gleichermaßen. Am meisten hasst der Dan-Tete nämlich Roland. Seinen ersten Vater.
Sie schüttelte sich.
»Mordred will dich töten, Roland«, sagte sie. »Das ist sein Auftrag. Das war, wozu er geschaffen wurde. Um dir und deiner Suche ein Ende zu setzen, und dem Turm auch.«
»Ja«, sagte Roland, »um an der Stelle seines Vaters zu herrschen. Ist doch der Scharlachrote König schon alt. Außerdem gelange ich immer mehr zu der Überzeugung, dass er irgendwie gefangen ist. Sollte das wirklich zutreffen, ist er auch nicht mehr unser Hauptfeind.«
»Wir gehen also zu diesem Schloss jenseits von Discordia?«, fragte Jake. Das waren seine einzigen Worte innerhalb der letzten halben Stunde. »Tun wir doch, oder?«
»Ich glaube schon, ja«, antwortete Roland, »Le Casse Roi Russe, wie es in den alten Sagen heißt. Wir gehen als Ka-Tet hin, um zu erlegen, was dort haust.«
»So sei es«, sagte Eddie. »Bei Gott, so sei es!«
»Aye«, sagte Roland. »Als Erstes werden wir uns jedoch um die Brecher kümmern. Das Balkenbeben, das wir kurz vor unserer Abreise in Calla Bryn Sturgis gespürt haben, lässt darauf schließen, dass ihre Arbeit schon fast getan ist. Aber selbst wenn das nicht zutrifft …«
»Müssen wir sie daran hindern, ihre Arbeit fortzusetzen«, sagte Eddie.
Roland nickte. Er sah müder aus als je zuvor. »Aye«, sagte er. »Indem wir sie töten oder freilassen. Jedenfalls müssen sie aufhören, sich an den beiden noch verbliebenen Balken zu schaffen zu machen. Dann müssen wir den Dan-Tete erledigen. Den einen, der mit dem Scharlachroten König verbunden ist … und mit mir.«
5
Nigel sollte sich noch als recht hilfreich erweisen (wie es das Schicksal zeigen würde, allerdings nicht nur Roland und seinem Ka-Tet gegenüber). Zunächst einmal aber brachte er zwei Bleistifte, zwei Füller (einer davon ein großes altes Ding, das in die Hand eines Schreibers in einem Dickens-Roman gepasst hätte) und drei Stücke Kreide, eines davon in einer silbernen Röhre, die es wie einen
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