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Der dunkle Turm - Gesamtausgabe

Der dunkle Turm - Gesamtausgabe

Titel: Der dunkle Turm - Gesamtausgabe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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schätze, ich bin einfach vom Leichenwagen gefallen!«
    Damit ging sie an ihnen vorbei, die Nase hatte sie gesenkt wie ein Hund, der ein noch ziemlich weit entferntes Feuer riecht. Sie umklammerte die Handtasche mit einer Hand und mit der anderen den Ticket-Umschlag (der so viele Bordkartenabrisse enthielt, daß man hätte glauben können, die Dame sei fast um den ganzen Erdball gekommen und hätte bei jedem Zwischenhalt das Flugzeug gewechselt).
    »Wieder eine Dame, die vielleicht nie wieder mit Delta fliegt«, murmelte Susy.
    »Es ist mir scheißegal, ob sie vorne in Supermans Höschen gesteckt fliegt«, sagte McDonald. »Ist sie die letzte?«
    Jane schoß an ihnen vorbei, steckte den Kopf in die Business Class, dann in die Hauptkabine. Sie war verlassen.
    Sie kam zurück und meldete, daß das Flugzeug leer war.
    McDonald wandte sich zum Jetway und sah zwei uniformierte Zollbeamte, die sich ihren Weg durch die Menge erkämpften, sich entschuldigten, aber nicht die Mühe machten, sich nach den Leuten umzudrehen, die sie aus dem Weg stießen. Die letzte von diesen war die alte Dame, die ihren Ticket-Umschlag fallen ließ. Papierschnipsel flatterten und schwebten überallhin, und sie keifte schrill wie eine wütende Krähe hinter ihnen her.
    »Okay«, sagte McDonald. »Ihr Jungs bleibt genau dort stehen.«
    »Sir, wir sind Beamte der Bundeszollbehörde…«
    »Ganz recht, und ich habe Sie angefordert und bin froh, daß Sie so schnell gekommen sind. Aber jetzt bleiben Sie bitte dort stehen, denn dies ist mein Flugzeug und der Bursche einer meiner Passagiere. Sobald er das Flugzeug verlassen hat und sich im Jetway befindet, gehört er Ihnen, und Sie können mit ihm machen, was Sie wollen.« Er nickte Deere zu. »Ich werde dem Hurensohn noch eine Chance geben, und dann brechen wir die Tür auf.«
    »Mir recht«, sagte Deere.
    McDonald pochte mit dem Handballen gegen die Waschraumtür und rief: »Kommen Sie raus, mein Freund! Ich habe das Reden satt!«
    Keine Antwort.
    »Okay«, sagte McDonald. »Los geht’s.«
     
     

17
     
    Eddie hörte eine alte Frau in der Ferne sagen: »Bitte entschuldigen Sie, daß ich lebe! Ich schätze, ich bin einfach vom Leichenwagen gefallen!«
    Er hatte die Hälfte der Klebebandstreifen durchgeschnitten. Als die alte Frau sprach, zuckte seine Hand ein wenig, und er sah einen Blutfaden seinen Bauch hinablaufen.
    »Scheiße«, sagte Eddie.
    »Da kann man jetzt nichts machen«, sagte der Revolvermann mit seiner heiseren Stimme. »Weitermachen. Oder wird dir beim Anblick von Blut schlecht?«
    »Nur wenn es mein eigenes ist«, sagte Eddie. Das Band fing kurz über seinem Bauch an. Je höher er schnitt, desto schlechter konnte er sehen. Er kam fünf Zentimeter weiter, dann hätte er sich fast wieder geschnitten, als er McDonald zu den Zollbeamten sagen hörte: »Okay, ihr Jungs bleibt genau dort stehen.«
    »Ich kann selbst weitermachen und mich vielleicht aufschlitzen, oder Sie können es versuchen«, sagte Eddie. »Ich kann nicht mehr sehen, was ich mache. Mein verfluchtes Kinn ist im Weg.«
    Der Revolvermann nahm das Messer in die linke Hand. Die Hand zitterte. Wenn er die Klinge ansah, die mörderisch scharf geschliffen war, machte dieses Zittern Eddie extrem nervös.
    »Vielleicht sollte ich es doch besser selbst versu…«
    »Warte.«
    Der Revolvermann sah seine linke Hand starr an. Es war nicht so, daß Eddie nicht an Telepathie glaubte, aber er hatte auch noch nie richtig daran geglaubt. Dennoch spürte er jetzt etwas, etwas so Greifbares und Echtes wie die Wärme, die von einem Ofen ausströmt. Nach ein paar Sekunden wurde ihm klar, was es war: Der seltsame Mann nahm seine ganze Willenskraft zusammen.
    Wie, zum Teufel, kann er sterben, wo ich seine Kraft doch so deutlich spüre?
    Die zitternde Hand wurde ruhiger. Wenig später zitterte sie kaum noch. Nach weniger als zehn Sekunden war sie so unerschütterlich wie ein Stein.
    »Jetzt«, sagte der Revolvermann. Er kam einen Schritt näher und hob das Messer, und Eddie spürte, wie noch etwas anders von ihm ausging – Wundfieber.
    »Sind Sie Linkshänder?« fragte Eddie.
    »Nein«, sagte der Revolvermann.
    »Mein Gott«, sagte Eddie und dachte, daß es ihm besser ginge, wenn er einen Moment die Augen zumachen würde. Er hörte das rauhe Flüstern des durchschnittenen Bandes.
    »So«, sagte der Revolvermann und trat zurück. »Und jetzt zieh es ab, soweit du kannst. Ich wende mich dem Rücken zu.«
    Jetzt wurde nicht mehr höflich an die

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