Der dunkle Turm - Gesamtausgabe
Waschraumtür geklopft; dieses Mal hämmerte eine Faust. Die Passagiere sind draußen, dachte Eddie. Ende der Höflichkeiten. O Scheiße.
»Kommen Sie raus, mein Freund! Ich habe das Reden satt!«
»Reiß!« befahl der Revolvermann.
Eddie nahm einen breiten Streifen Klebeband in jede Hand und zog, so fest er konnte. Es tat weh, es tat höllisch weh. Hör auf zu wimmern, dachte er. Es könnte schlimmer sein. Du könntest eine so haarige Brust wie Henry haben.
Er sah nach unten und erblickte einen geröteten Streifen gereizter Haut etwa sieben Zentimeter unter dem Schlüsselbein. Die Stelle, wo er sich geschnitten hatte, war direkt über dem Solarplexus. Die Beutel mit Stoff baumelten jetzt wie schlecht verschnürte Satteltaschen unter seinen Achseln.
»Okay«, sagte die gedämpfte Stimme hinter der Tür. »Los ge…«
Eddie verlor den Rest Band mit einer unerwarteten Flutwelle von Schmerzen, als der Revolvermann es unzeremoniell von ihm abzog.
Er biß einen Schrei nieder.
»Zieh dein Hemd an«, sagte der Revolvermann. Sein Gesicht, das so blaß gewesen war, wie das Gesicht eines lebenden Menschen nach Eddies Meinung nur werden konnte, hatte jetzt die Farbe alter Asche angenommen. Er hielt das Bandgewirr (das jetzt in sich selbst verklebt war und in dem die Beutel wie seltsame Kokons wirkten) in der linken Hand, dann warf er es von sich. Eddie sah frisches Blut durch den behelfsmäßigen Verband an der rechten Hand des Revolvermanns tropfen. »Schnell.«
Ein pochendes Geräusch. Jetzt klopfte niemand mehr, um Einlaß zu bekommen. Eddie sah die Waschraumtür erbeben und die Lichter flackern.
Sie versuchten einzudringen.
Er hob sein Hemd mit Fingern auf, die plötzlich zu groß und zu ungeschickt zu sein schienen. Der linke Ärmel war von innen nach außen gekehrt. Er versuchte, ihn durch das Loch zurückzustopfen, verhedderte sich einen Augenblick mit der Hand und zog sie so heftig zurück, daß er den Ärmel mit herauszog.
Poch, und die Waschraumtür erbebte wieder.
»Großer Gott, wie kannst du nur so ungeschickt sein?« stöhnte der Revolvermann und rammte die eigene Faust in Eddies linken Hemdsärmel. Eddie hielt die Manschette, als der Revolvermann zog. Dann hielt ihm der Revolvermann das Hemd so wie ein Butler. Eddie zog es an und griff nach dem untersten Knopf.
»Noch nicht!« bellte der Revolvermann und wischte sich einen weiteren Streifen von seinem in Auflösung begriffenen Hemd ab. »Wisch dir den Bauch ab!«
Das tat Eddie, so gut er konnte. Aus der Wunde, die die Messerspitze gestochen hatte, tröpfelte immer noch Blut. Die Klinge war wirklich scharf. Scharf genug.
Er ließ den blutigen Streifen vom Hemd des Revolvermanns auf den Sand fallen und knöpfte das Hemd zu.
Poch. Dieses Mal erbebte die Tür nicht nur, sie wölbte sich im Rahmen. Eddie, der durch die Tür auf den Strand sah, erblickte die Flasche mit der Flüssigseife, die vom Waschbecken herunterfiel. Sie landete auf seiner Tasche.
Er hatte sein Hemd, das jetzt zugeknöpft war (und wie durch ein Wunder richtig zugeknöpft), in die Hose stecken wollen. Plötzlich kam ihm ein besserer Einfall. Er machte statt dessen den Gürtel auf.
»Dafür ist keine Zeit!« Der Revolvermann merkte, daß er schreien wollte, es aber nicht konnte. »Die Tür hält nur noch einen Tritt aus!«
»Ich weiß, was ich mache«, sagte Eddie, der hoffte, daß das stimmte, durch die Tür zwischen den Welten zurücktrat und dabei die Jeans aufknöpfte und den Reißverschluß herunterzog.
Nach einem verzweifelten, verzweifelnden Augenblick folgte ihm der Revolvermann, eben noch körperlich und voll leiblicher Schmerzen, im nächsten Augenblick lediglich kühles Ka in Eddies Kopf.
18
»Noch mal«, sagte McDonald grimmig, und Deere nickte. Nachdem alle Passagiere mittlerweile Flugzeug wie Jetway verlassen hatten, hatten die Zollbeamten die Waffen gezogen.
»Jetzt!«
Die beiden Männer stürmten vorwärts und rammten die Tür gemeinsam. Sie flog auf, ein Splitter blieb kurz am Schloß hängen und fiel dann auf den Boden.
Und da saß 3 A und hatte die Hose um die Knie, und die Zipfel seines verwaschenen Paisleyhemds verbargen – kaum – sein Glied. Sieht tatsächlich so aus, als hätten wir ihn auf frischer Tat ertappt, dachte Kapitän McDonald ernüchtert. Das Problem ist nur, die Tat, bei der wir ihn erwischt haben, ist nach meinen neuesten Informationen nicht gegen das Gesetz. Plötzlich konnte er das Pochen in seiner Schulter spüren, mit
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