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Der dunkle Turm - Gesamtausgabe

Der dunkle Turm - Gesamtausgabe

Titel: Der dunkle Turm - Gesamtausgabe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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ist mir gleich, ob der Zoll bis dahin hier ist. Ist das klar?«
    »Roger«, sagte Deere und betrachtete das Ende der Schlange, das sich der ersten Klasse näherte.
     
     

15
     
    »Hol mein Messer«, sagte der Revolvermann. »Es ist in meiner Tasche.«
    Er gestikulierte in Richtung auf einen rissigen Lederbeutel, der im Sand lag. Er sah mehr wie ein großer Rucksack denn wie eine Tasche aus, etwas, das man bei Hippies zu sehen erwartet hätte, die den Appalachian Trail entlangzogen und sich von der Natur antörnen ließen (oder vielleicht ab und zu von einer Granate von einem Joint), aber diese sah echt aus, nicht nur wie eine Requisite für das Selbstbewußtsein eines Naturapostels; etwas, das jahrelanges hartes – möglicherweise verzweifeltes – Reisen hinter sich hatte.
    Gestikulierte, deutete aber nicht. Konnte nicht deuten. Jetzt sah Eddie, weshalb der Mann einen schmutzigen Streifen seines Hemdes um die rechte Hand gewickelt hatte: Einige seiner Finger fehlten.
    »Hol es«, sagte er. »Schneid das Band durch. Versuch, dich nicht selbst zu schneiden. Das kann leicht passieren. Du mußt vorsichtig sein, aber dennoch schnell handeln. Wir haben nicht viel Zeit.«
    »Das weiß ich«, sagte Eddie und kniete im Sand. Dies alles war nicht wirklich. Das war es, das war die Lösung. Wie Henry Dean, der große Weise und bedeutende Junkie gesagt haben würde: Flipflop, hippety-hop, locker vom Hocker und over the top, das Leben ist Lüge, die Welt ist Schein, also hören wir Creedence und ziehn uns was rein.
    Nichts war Wirklichkeit, es war alles nur ein ungewöhnlich echt wirkender Trip, daher war es das beste, einfach mitzumachen und sich treiben zu lassen.
    Es war ein echt realistischer Trip. Er griff nach dem Reißverschluß – oder vielleicht würde es ein Velcro-Strip sein – an der ›Tasche‹ des Mannes, da sah er, daß sie von einer überkreuzt eingefädelten Wildlederschnur gehalten wurde, die an manchen Stellen gerissen und sorgfältig verknotet worden war – so fein verknotet, daß die Knoten noch durch die genähten Ösen gingen.
    Eddie riß an dem oberen Band, zog die Öffnung der Tasche auseinander und fand das Messer unter einem etwas feuchten Päckchen, bei dem es sich um den um die Munition gewickelten Hemdstreifen handelte. Der Griff allein reichte aus, ihn zum Staunen zu bringen… er hatte den wahren, grau-weißen Farbton reinsten Silbers; darin eingraviert waren eine Reihe komplexer Muster, die das Auge auf sich lenkten, es anzogen…
    Schmerzen explodierten in seinem Ohr, dröhnten durch seinen Kopf und stießen vorübergehend eine rote Wolke vor seine Sicht. Er fiel unbeholfen über die offene Tasche, lag im Sand und sah zu dem blassen Mann mit den zerschnittenen Stiefeln auf. Das war kein Trip. Die blauen Augen, die aus dem sterbenden Gesicht funkelten, waren die Augen absoluter Wahrhaftigkeit.
    »Bewundere es später, Gefangener«, sagte der Revolvermann. »Benütze es vorläufig nur.«
    Er spürte, wie sein Ohr pulsierte und anschwoll.
    »Warum nennen Sie mich immerzu so?«
    »Schneid das Band durch«, sagte der Revolvermann grimmig. »Wenn sie in deine Kammer eindringen, während du noch hier bist, wirst du, habe ich das Gefühl, sehr lange hier bleiben. Mit einer Leiche als Gesellschaft.«
    Eddie zog das Messer aus der Scheide. Nicht alt; mehr als alt, mehr als uralt. Die Schneide, die fast bis zur Unsichtbarkeit geschärft war, schien in Metall eingefangenes Alter zu sein.
    »Ja, sieht scharf aus«, sagte er, und seine Stimme war nicht fest.
     
     

16
     
    Die letzten Passagiere gingen hinaus auf den Jetway. Eine alte Dame von etwa siebzig Lenzen, die den erlesenen Ausdruck von Verwirrung zur Schau stellte, wie ihn nur Erstflugreisende mit zu vielen Jahren oder zu wenig Englischkenntnissen fertigbringen können, blieb stehen und zeigte Jane Dorning ihre Tickets. »Wie soll ich nur jemals mein Flugzeug nach Montreal finden?« fragte sie. »Und was ist mit meinem Gepäck? Machen sie die Zollabfertigung hier oder dort?«
    »Am Ende des Jetway befindet sich eine Auskunft, die Ihnen alle notwendigen Informationen geben kann, Ma’am«, sagte Jane.
    »Nun, ich sehe keinen Grund, weshalb Sie mir nicht alle notwendigen Informationen geben können«, sagte die alte Frau. »Der Jetway ist immer noch voller Menschen.«
    »Bitte gehen Sie weiter, Madam«, sagte Kapitän McDonald. »Wir haben ein Problem.«
    »Bitte entschuldigen Sie, daß ich lebe«, sagte die alte Frau verschnupft. »Ich

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