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Der dunkle Turm - Gesamtausgabe

Der dunkle Turm - Gesamtausgabe

Titel: Der dunkle Turm - Gesamtausgabe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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Die anderen sechs nein, sieben – Männer in dem kleinen weißen Zimmer waren angezogen. Drei – nein, vier – von ihnen rauchten Zigaretten.
    Eddie wollte ruckein und juckeln. Eddie wollte zippeln und zappeln.
    Eddie saß still und entspannt da und sah die Männer um ihn herum an, als wäre er nicht verrückt nach einem Schuß, als würde ihn allein die klaustrophobische Enge nicht schon verrückt machen.
    Der Grund dafür war der andere in seinem Verstand. Zuerst hatte er eine Sterbensangst vor dem anderen gehabt. Jetzt dankte er Gott dafür, daß der andere da war.
    Der andere war vielleicht krank, lag sogar im Sterben, aber er hatte noch soviel Stahl im Rückgrat, daß er diesem ängstlichen 21jährigen Junkie etwas davon abgeben konnte.
    »Sie haben da sehr interessante rote Stellen auf der Brust«, sagte einer der Zollbeamten. In seinem Mundwinkel hing eine Zigarette. Er hatte eine ganze Packung in der Brusttasche. Eddie war zumute, als könnte er fünf Zigaretten aus dieser Packung nehmen, sie sich von einem Mundwinkel zum anderen in den Mund stecken, sie alle zusammen anzünden, tief inhalieren und sich entspannter fühlen. »Sieht wie ein Streifen aus. Sieht so aus, als hätten Sie dort etwas kleben gehabt, Eddie, und plötzlich beschlossen, daß es eine gute Idee wäre, es abzureißen und verschwinden zu lassen.«
    »Ich habe auf den Bahamas eine Allergie bekommen«, sagte Eddie. »Das habe ich Ihnen doch gesagt. Ich meine, wir haben das alles jetzt schon mehrmals durchgekaut. Ich versuche, meine gute Laune nicht zu verlieren, aber das fällt mir zunehmend schwerer.«
    »Scheiß auf Ihre gute Laune«, sagte der andere heftig, und Eddie erkannte diesen Ton. Er selbst hörte sich auch so an, wenn er die ganze Nacht in der Kälte auf den Dealer gewartet hatte, und dieser war nicht gekommen. Denn diese Burschen waren auch Junkies. Der einzige Unterschied: Leute wie er selbst und Henry waren der Stoff für diese Burschen.
    »Was ist mit dem Loch in Ihrem Bauch? Woher kommt das, Eddie? Großer Hausputz?« Ein dritter Beamter deutete auf die Stelle, wo Eddie sich geschnitten hatte. Es hatte schließlich aufgehört zu bluten, aber es war noch eine dunkelrote Blase da, die aussah, als würde sie beim geringsten Drängen wieder aufbrechen.
    Eddie deutete auf die rote Stelle, wo das Band gewesen war. »Es juckt«, sagte er. Das war nicht gelogen. »Ich bin im Flugzeug eingeschlafen – fragen Sie die Stewardeß, wenn Sie mir nicht glauben…«
    »Warum sollten wir Ihnen nicht glauben, Eddie?«
    »Ich weiß nicht«, sagte Eddie. »Haben Sie viele große Drogenschmuggler, die auf dem Weg zurück dösen?« Er machte eine Pause, ließ sie einen Augenblick darüber nachdenken, dann streckte er die Hände aus. Einige Fingernägel waren abgebissen. Andere waren eingerissen. Er hatte festgestellt, daß einem die Fingernägel zur Leibspeise wurden, wenn man auf cool turkey war. »Ich habe mir große Mühe gegeben, mich nicht zu kratzen, aber ich muß mir im Schlaf ziemlich eine verpaßt haben.«
    »Oder während Sie high waren. Das könnte die Spur einer Nadel sein.« Eddie sah, daß sie es beide besser wußten. Wenn man sich einen Schuß so nahe am Solarplexus setzte, der Schaltzentrale des Nervensystems, würde man sich keinen weiteren Schuß mehr setzen können.
    »Kommen Sie mir nicht damit«, sagte Eddie. »Sie sind mir so dicht ins Gesicht gekrochen, als Sie meine Pupillen angesehen haben, daß ich glaube, Sie wollten mir einen Zungenkuß geben. Sie wissen, daß ich nicht high war.«
    Der dritte Zollbeamte sah verdrossen drein. »Für einen unschuldigen Hansguckindieluft wissen Sie verdammt viel über Drogen, Eddie.«
    »Was ich in Miami vice nicht gesehen habe, habe ich aus dem Reader’s Digest. Und jetzt sagen Sie mir die Wahrheit – wie oft wollen wir das noch durchkauen?«
    Ein vierter Beamter hielt eine kleine Plastiktüte hoch. Mehrere Fasern befanden sich darin.
    »Das hier sind Fasern. Wir werden sie im Labor untersuchen lassen, aber wir wissen, woher sie stammen. Sie sind vom Klebeband.«
    »Ich habe nicht geduscht, bevor ich das Hotel verlassen habe«, sagte Eddie zum viertenmal. »Ich war am Pool und habe mich gesonnt. Ich habe versucht, den Ausschlag loszuwerden. Den allergischen Ausschlag. Ich bin eingeschlafen. Ich hatte verdammtes Glück, daß ich das Flugzeug überhaupt erreicht habe. Ich mußte laufen wie der Teufel. Der Wind hat geweht. Ich habe keine Ahnung, was auf meiner Haut hängenblieb und

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