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Der dunkle Turm - Gesamtausgabe

Der dunkle Turm - Gesamtausgabe

Titel: Der dunkle Turm - Gesamtausgabe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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– trat vor. Er trug eine graue Anzughose, ein weißes Oberhemd mit offen stehendem Kragen und eine graue Weste, ebenfalls aufgeknöpft. Die Weste hing durch. Das tat auch der ganze Mann.
    »Sie haben uns unser Leben weggenommen«, sagte er. Diese Worte sprach er mit einer Art mürrischer Befriedigung – so als hätte er schon immer gewusst, dass dies alles (oder etwas in dieser Art) passieren würde. »Das Leben, das wir kannten. Was bekommen wir dafür von Ihnen, Mr. Gilead?«
    Die Rede wurde mit zustimmendem Gemurmel begrüßt. Jake Chambers hörte es und war plötzlich so wütend wie noch nie in seinem Leben. Seine Rechte stahl sich scheinbar aus eigenem Antrieb zum Griff der Coyote-Maschinenpistole hinunter, fuhr darüber und fand kalten Trost in ihren Umrissen. Sogar sein Kummer war für kurze Zeit vergessen. Und Roland wusste das. Er griff hinter sich und legte, ohne hinzusehen, eine Hand auf Jakes Rechte. Er drückte sie, bis Jake die Waffe wieder losließ.
    »Ich will euch sagen, was ich euch gebe, wenn ihr schon danach fragt«, sagte Roland. »Ich wollte diesen Ort, an dem ihr euch von den Gehirnen hilfloser Kinder ernährt habt, um das Universum zu zerstören, niederbrennen lassen; aye, gänzlich niederbrennen. Ich hatte die Absicht, bestimmte fliegende Kugeln, die in unseren Besitz gelangt sind, detonieren und sie alles zertrümmern zu lassen, was unbrennbar war. Ich wollte euch den Weg zum Fluss Whye und den grünen Callas dahinter zeigen und euch mit einem Fluch in Marsch setzen, den mein Vater mich gelehrt hat: ›Lange sollt ihr leben – aber nicht bei guter Gesundheit.‹«
    Die Antwort Rolands löste ein aufgebrachtes Murmeln aus, aber nicht ein Auge erwiderte dessen Blick. Der Mann, der sich bereit erklärt hatte, für alle zu sprechen (und selbst im Zorn musste Jake seinen Mut anerkennen), schwankte etwas, als wäre er kurz davor, in Ohnmacht zu fallen.
    »Die Callas liegen weiterhin in dieser Richtung«, sagte Roland und zeigte dorthin. »Wenn ihr euch dorthin wendet, werden unterwegs einige – sogar viele – von euch sterben, weil es dort draußen Raubtiere gibt, die hungrig sind, und was es an Wasser gibt, kann vergiftet sein. Ich bezweifle nicht, dass die Calla- Folken wissen werden, wer ihr seid und was ihr getan habt, selbst wenn ihr euch mit Lügen umgebt, da unter ihnen Manni leben, und die Manni sehen viel. Trotzdem werdet ihr dort möglicherweise nicht den Tod, sondern Vergebung finden, die Fähigkeit der Herzen solcher Menschen, zu verzeihen, ist nämlich größer als die Fähigkeit von Herzen, wie ihr welche habt, das zu verstehen. Übrigens auch als die meines Herzens.
    Dass sie euch arbeiten lassen würden, wobei ihr den Rest eures Lebens nicht wie bisher im Luxus, sondern in Schweiß und Plackerei zubringen würdet, bezweifle ich nicht. Trotzdem rate ich euch dringend, dorthin zu gehen, und wenns nur deshalb ist, dass ihr eine gewisse Buße für das tut, was ihr euch habt zuschulden kommen lassen.«
    »Wir haben nicht gewusst, was wir taten, Sie hartherziger Mann!«, rief eine Frau aus einer der hinteren Reihen aufgebracht.
    »IHR HABT’S GEWUSST!«, erwiderte Jake so schreiend laut, dass er schwarze Punkte vor den Augen sah. Rolands Hand bedeckte augenblicklich wieder seine, damit er nicht schießen konnte. Hätte er die Menge tatsächlich mit der Coyote durchsiebt, die Zahl der Todesopfer an diesem schrecklichen Ort weiter erhöht? Er konnte es nicht sagen. Er wusste nur, dass ein Revolvermann seine Hände manchmal nicht ganz unter Kontrolle hatte, wenn sie eine Waffe hielten. »Wagt ja nicht, das zu leugnen! Ihr habt’s gewusst!«
    »Ich gewähre euch Folgendes, wenn’s beliebt«, fuhr Roland fort. »Meine Freunde und ich – die Überlebenden, obwohl ich sicher weiß, dass mein toter Freund zustimmen würde, was auch der Grund dafür ist, dass ich so rede – lassen diesen Ort stehen. Hier gibt es zweifellos genug Nahrungsmittel für den Rest eures Lebens und Roboter, die das Essen kochen und eure Kleidung waschen und euch sogar den Hintern abwischen, falls ihr glaubt, das zu brauchen. Wenn ihr das Fegefeuer einer Erlösung vorzieht, dann bleibt hier. Ich an eurer Stelle würde aber lieber die Reise wagen. Folgt den Bahngleisen aus Donnerschlag hinaus. Bekennt vor den Calla- Folken, was ihr getan habt, bevor sie’s euch ins Gesicht sagen, fallt barhäuptig vor ihnen auf die Knie und erfleht ihre Verzeihung.«
    »Niemals!«, rief jemand unnachgiebig, aber Jake glaubte

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