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Der dunkle Turm - Gesamtausgabe

Der dunkle Turm - Gesamtausgabe

Titel: Der dunkle Turm - Gesamtausgabe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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sehen zu können, dass einige der anderen verunsichert waren.
    »Wie ihr wollt«, sagte Roland. »Ich habe mein letztes Wort dazu gesprochen, und der Nächste, der mir widerspricht, könnte tot liegen bleiben. Meine Freundin bereitet ihren Mann darauf vor, in die Erde gesenkt zu werden, und ich bin voller Kummer und Zorn. Wollt ihr weitersprechen? Wollt ihr meinen Zorn riskieren? Dann riskiert ihr dies hier.« Er zog seinen Revolver und ließ die Mündung in der Höhlung seiner Schulter ruhen. Jake trat neben ihn. Er hielt seine Waffe jetzt ebenfalls schussbereit.
    Nun folgte einen Augenblick lang Schweigen, dann wandte der Mann, der für alle gesprochen hatte, sich ab.
    »Erschießen Sie uns nicht, Mister, Sie haben schon genug angerichtet«, sagte jemand erbittert.
    Roland antwortete nicht darauf, und die Menge begann sich zu verlaufen. Einige rannten auf einmal los, und die anderen ließen sich davon wie von einer Erkältung anstecken. Bis auf einige, die weinten, flüchteten sie alle stumm, und bald hatte die Nacht sie verschluckt.
    »Wow!«, sagte Dinky. Seine Stimme klang vor lauter Respekt ganz sanft.
    »Roland«, sagte Ted. »Was sie getan haben, war nicht allein ihre Schuld. Ich dachte, das hätte ich dir bereits erklärt. Meine Erklärung scheint wohl nicht besonders gut gewesen zu sein.«
    Roland steckte den Revolver ins Holster zurück. »Deine Erklärung war ausgezeichnet«, sagte er. »Deshalb leben sie ja auch noch.«
    Jetzt hatten sie den vor Damli House liegenden Teil der Promenade wieder für sich allein. Sheemie kam zu Roland gehumpelt. Er hatt die Augen aufgerissen und blickte ernst. »Zeigst du mir, wohin du möchtest, mein Lieber?«, fragte er. »Kannst du mir den Ort zeigen?«
    Den Ort. Roland war so aufs Wann fixiert gewesen, dass er kaum einen Gedanken aufs Wo verschwendet hatte. Und seine Erinnerungen an die Straße, die sie in Lovell entlanggefahren waren, waren ziemlich bruchstückhaft. Eddie hatte John Cullums Wagen gelenkt, während Roland seinen eigenen Gedanken nachgehangen hatte, sich auf die Dinge konzentriert hatte, die er sagen würde, um den Hausverwalter davon zu überzeugen, ihnen zu helfen.
    »Hat Ted dir einen Ort gezeigt, an den du ihn schicken solltest?«, fragte er Sheemie.
    »Aye, das hat er getan. Nur hat er nicht gewusst, dass er das tut. Es war ein Kinderbild … Ich weiß nicht recht, wie ich es dir beschreiben soll … Dummer Kopf! Voller Spinnweben!« Sheemie machte eine Faust und schlug sich kräftig gegen die Stirn.
    Roland ergriff die Hand, bevor Sheemie noch einmal zuschlagen konnte, und streckte die Finger. Er tat es überraschend sanft. »Nein, Sheemie. Ich weiß, was du meinst. Du hast einen Gedanken entdeckt … eine Erinnerung aus der Zeit, als er noch klein war.«
    Ted war zu ihnen herübergekommen. »Natürlich, so muss es gewesen sein!«, sagte er. »Ich weiß nicht, warum ich nicht schon früher darauf gekommen bin. Vermutlich war das zu einfach. Ich bin in Milford aufgewachsen, und der Ort, an dem ich 1960 rausgekommen bin, war geografisch gesehen gleich um die Ecke. Sheemie muss eine Erinnerung an eine Kutschfahrt oder vielleicht eine Fahrt mit der Hartford-Trambahn zu Onkel Jim und Tante Molly in Bridgeport entdeckt haben. Irgendwas in meinem Unterbewusstsein.« Er schüttelte den Kopf. »Ich wusste, dass der Ort mir bekannt vorgekommen ist, aber das war natürlich erst viele Jahre später. In meiner Kindheit hat es nämlich den Merritt Parkway noch nicht gegeben.«
    »Kannst du mir ein Bild dieser Art zeigen?« Sheemie hatte sich hoffnungsvoll an Roland gewendet.
    Roland dachte wieder an die Stelle in Lovell, wo sie an der Route 7 geparkt hatten, wo er Chevin von Chayven aus dem Wald gerufen hatte, aber das war einfach nicht sicher genug; dort gab es keinen markanten Punkt, der diesen Ort einzigartig und unverwechselbar machte. Zumindest keinen, an den er sich erinnern konnte.
    Auf einmal fiel ihm etwas anderes ein. Etwas, was mit Eddie zusammenhing.
    »Sheemie!«
    »Aye, Roland von Gilead, Will Dearborn, der einst war!«
    Roland streckte die Hände aus und legte sie seitlich an Sheemies Kopf. »Schließ die Augen, Sheemie, Sohn des Stanley.«
    Sheemie tat wie geheißen, dann streckte er ebenfalls die Hände aus und umfasste Rolands Kopf. Auch Roland schloss nun die Augen.
    »Sieh, was ich sehe, Sheemie«, sagte er. »Sieh, wohin ich möchte. Sieh es sehr wohl.«
    Und das tat Sheemie.
     
     

18
     
    Während sie so dastanden – Roland projizierend

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