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Der dunkle Turm - Gesamtausgabe

Der dunkle Turm - Gesamtausgabe

Titel: Der dunkle Turm - Gesamtausgabe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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den Stiefeln unterwegs. Irgendwie glaubte sie langsam, dass dieses Geräusch vom Schwanz des Ungetüms herrührte. Das erfüllte sie mit einem unvernünftigen, inwendigen Entsetzen, das aber fast stark genug war, um ihr den Verstand zu rauben.
    Dass es auch noch einen Schwanz haben muss!, tobte ihr Verstand geradezu. Einen Schwanz, der sich so anhört, als wäre er voller Wasser oder Gallert oder halb geronnenem Blut! Jesus! Mein Gott! Allmächtiger!
    Nicht nur das Licht allein hinderte es am Angriff, überlegte Susannah sich, sondern auch die Angst vor Feuer. Solange sie auf dem Korridorteilstück mit den noch funktionierenden Leuchtkugeln unterwegs gewesen waren, musste das Ding im Hintergrund geblieben sein und sich gedacht haben (falls es denken konnte), dass es irgendwie besser war, sie sich erst im Dunkeln zu schnappen. Hätte es gewusst, dass sie Feuer machen konnten, hätte es wahrscheinlich einige seiner zahlreichen oder auch alle seine Augen geschlossen und sich dort auf sie gestürzt, wo das Licht schwächer war, weil da schon viele der Leuchten ausgefallen waren. Jetzt hatte es zumindest vorläufig Pech, weil die Knochen erstaunlich gute Fackeln abgaben (auf die Idee, dass der sich wieder erholende Balken ihnen auf diese Weise half, kam sie nicht). Die einzige Frage war nur, ob der Brennstoff reichen würde. Sie konnte jetzt damit haushalten, weil die Knochen von selbst weiterbrannten, sobald sie erst einmal Feuer gefangen hatten – mit Ausnahme einiger feuchter Knochen, die sie hatte wegwerfen müssen, nachdem sie die nächsten Fackeln an den nur schwach glimmenden Enden ihrer Vorgänger entzündet hatte –, aber man musste das Feuer in Gang setzen, und von der dritten und letzten Sterno-Büchse war bereits über die Hälfte verbraucht. Susannah bereute jetzt bitter, die erste Dose weggeworfen zu haben, aber sie wusste nicht, was sie sonst hätte tun sollen, als das Ungeheuer sich ihnen so schnell genähert hatte. Und sie wünschte sich auch, Roland würde schneller laufen, vermutete aber, dass er selbst dann kein höheres Tempo hätte durchhalten können, wenn sie richtig herum im Tragegeschirr gesessen und sich an ihm festgehalten hätte. Vielleicht ab und zu ein kurzer Spurt, aber bestimmt nicht mehr. Sie konnte fühlen, wie seine Muskeln unter dem Hemd flatterten. Er war ziemlich erledigt.
    Fünf Minuten später, als sie wieder in die Büchse griff, um einen Klumpen »eingedoste Hitze« auf das knochige Knie-Ende eines Schienbeins zu schmieren, berührte sie mit den Fingerspitzen den Dosenboden. Aus der Dunkelheit hinter ihnen war ein weiteres jener wässrigen Stampfgeräusche zu vernehmen. Der Schwanz von Rolands und ihrem speziellen Freund, insistierte ihr Verstand. Das Ungeheuer hielt mit ihnen Schritt. Es wartete darauf, dass ihnen das Feuer ausging und die Welt wieder dunkel wurde. Dann würde es sich auf sie stürzen.
    Dann würde es fressen.
     
     

14
     
    Sie würden eine Auffangstellung brauchen. Zu dieser Überzeugung gelangte sie praktisch in dem Augenblick, wo ihre Fingerspitzen den Dosenboden berührten. Zehn Minuten und drei Fackeln später machte Susannah sich bereit, den Revolvermann dazu aufzufordern, er solle anhalten, wenn – und falls – sie den nächsten besonders großen Knochenhaufen erreichten. Sie konnten einen Scheiterhaufen aus Lumpen und Knochen errichten, und sobald das Feuer hell loderte, würden sie einfach wie der Teufel rennen. Wenn – und falls – sie das Lebewesen wieder auf ihrer Seite der Feuerbarriere hörten, konnte Roland sich um seine Last erleichtern und sein Tempo erhöhen, indem er sie zurückließ. Sie betrachtete das nicht als Selbstopfer, sondern nur als logischen Gedanken – es gab keinen Grund, dass der monströse Tausendfüßler sie beide erwischen musste, wenn sich das vermeiden ließ. Aber sie hatte auch nicht vor, sich von ihm erwischen zu lassen, wenn es sich verhindern ließ. Jedenfalls nicht lebend. Sie hatte den Revolver, sie würde ihn auch gebrauchen. Fünf Schüsse für Sai Tausendfüßler; sollten die ihn nicht aufhalten, war der sechste für sie.
    Bevor sie einen dieser Punkte ansprechen konnte, brachte Roland jedoch drei Worte heraus, die alles aufhoben, was sie hatte sagen wollen. »Licht«, keuchte er. »Vor uns.«
    Sie verdrehte sich den Hals, sah aber zunächst nichts, was aber auch an der Fackel liegen mochte, die sie in der ausgestreckten Hand hielt. Dann sah sie etwas: einen schwachen weißen Schimmer.
    »Weitere

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