Der dunkle Turm - Gesamtausgabe
war…
»Es ist älter«, murmelte er.
»Vor deiner Zeit?« fragte der Revolvermann.
Eddie sah ihn an und lachte kurz. »Ja. Wenn du es so sagen willst, ja.«
»Hallo, Miß Walker«, sagte eine zögernde Stimme. Der Blick durch die Tür schnellte so unvermittelt hoch, daß selbst Eddie ein wenig schwindlig wurde, und er sah eine Verkäuferin, die die Besitzerin der schwarzen Hände offensichtlich kannte – kannte, aber nicht leiden konnte oder fürchtete. Oder beides. »Kann ich Ihnen heute helfen?«
»Den hier.« Die Besitzerin der schwarzen Hände hielt einen weißen Schal hoch. »Machen Sie sich nicht die Mühe, ihn einzupacken, Baby, stecken Sie ihn einfach in die Tasche.«
»Bar oder Sch…«
»Bar, es ist doch immer bar, nicht?«
»Ja, fein, Miß Walker.«
»Freut mich, daß Sie zufrieden sind, Liebste.«
Die Verkäuferin verzog etwas das Gesicht. Eddie bekam es gerade noch mit, als sie sich abwandte. Vielleicht lag es einfach daran, daß die Verkäuferin von einer Frau so angesprochen wurde, die sie als ›hochgekommene Niggerin‹ betrachtete (und wieder lag es an seiner Erfahrung mit Kino und weniger am Wissen um geschichtliche Ereignisse oder das Leben auf den Straßen, wie er es kannte, das diesen Gedanken auslöste, denn dies war, als würde man einen Film sehen, der entweder in den Sechzigern spielte oder damals entstanden war, so wie der mit Sidney Steiger und Rod Poitier, In der Hitze der Nacht, aber es konnte auch etwas Einfacheres sein: Rolands Herrin der Schatten war, ob schwarz oder weiß, ein unhöfliches Miststück.
Spielte auch keine Rolle, oder? Nichts machte irgend etwas aus. Ihm lag etwas an einem einzigen, und das war, wie er, zum Teufel, hier herauskommen konnte.
Das war New York, er konnte New York fast riechen. Und New York bedeutete Stoff.
Auch den konnte er fast riechen.
Aber es gab da einen Haken, nicht?
Einen verdammt großen Hurensohn von einem Haken.
8
Roland beobachtete Eddie genau, und wenngleich er ihn jederzeit mindestens sechsmal hätte töten können, hatte er beschlossen, still und stumm zu sein und Eddie sich die Situation alleine zusammenreimen zu lassen. Eddie hatte viele Eigenschaften, und viele waren nicht schön (als Mann, der ein Kind wissentlich in den Tod hatte stürzen lassen, kannte der Revolvermann den Unterschied zwischen schön und nicht schön ziemlich gut), aber Eddie war nicht dumm.
Er war ein kluger Junge. Er würde dahinterkommen.
Und so war es.
Er sah Roland an, lächelte, ohne die Zähne zu zeigen, ließ den Revolver des Revolvermanns einmal am Finger kreisen und reichte ihn dann, den Griff voraus, an Roland zurück.
»Soviel, wie mir dieses Ding nützen könnte, könnte es auch ein Stück Scheiße sein, richtig?«
Du kannst klug reden, wenn du möchtest, dachte Roland. Warum beschließt du so oft, dumm zu reden, Eddie? Denkst du vielleicht, weil sie dort, wo dein Bruder mit seinen Waffen hingegangen ist, so gesprochen haben?
»Ist das nicht richtig?« wiederholte Eddie.
Roland nickte.
»Wenn ich dich abgeknallt hätte, was wäre dann aus dieser Tür geworden?«
»Ich weiß nicht. Ich schätze, das könntest du nur herausfinden, wenn du es versuchst und abwartest.«
»Was meinst du, würde geschehen?«
»Ich glaube, sie würde verschwinden.«
Eddie nickte. Das hatte er auch gedacht. Puff! Wie weggezaubert! Eben noch seht ihr sie, meine Freunde, und plötzlich nicht mehr. Nichts anderes, als passieren würde, nähme der Vorführer in einenn Kino einen Sechsschüsser und würde damit den Projektor durchlöchern, oder?
Zerschoß man den Projektor, hörte der Film auf. Eddie wollte nicht, daß der Film aufhörte. Eddie wollte etwas für sein Geld.
»Du selbst kannst durchgehen«, sagte Eddie langsam.
»Ja.«
»Irgendwie.«
»Ja.«
»Du landest in ihrem Kopf. Wie du in meinem gelandet bist.«
»Ja.«
»Also kannst du in meine Welt trampen, aber das ist alles.«
Roland sagte nichts. Trampen war eines der Worte, die Eddie manchmal benützte und die er nicht genau verstand… aber er begriff den Sinn.
»Aber du könntest mit dem Körper durchgehen. Wie bei Balazar.« Er redete zwar laut, aber eigentlich nur mit sich selbst. »Aber du brauchst mich, um das zu tun, nicht?«
»Ja.«
»Dann nimm mich mit dir.«
Der Revolvermann machte den Mund auf, aber Eddie sprach bereits hastig weiter.
»Nicht jetzt, ich meine nicht jetzt«, sagte er. »Ich weiß, es würde einen Aufstand oder sonst etwas Gottverdammtes
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