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Der dunkle Turm - Gesamtausgabe

Der dunkle Turm - Gesamtausgabe

Titel: Der dunkle Turm - Gesamtausgabe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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in Sicht haben.«
    Roland dachte lange und sorgfältig darüber nach. Susannah musste sich zum Atmen zwingen, während er das tat, weil ein Teil ihres Ichs ständig die Luft anhalten wollte.
    Ich bin noch nicht bereit, dachte dieser Teil. Und es gab noch einen tieferen Teil – der sich an jedes Detail eines wiederholt auftretenden (und sich wandelnden) Traums erinnerte –, der etwas anderes dachte: Ich bin nicht dazu bestimmt, dort hinzukommen. Jedenfalls nicht ganz bis ans Ziel.
    Schließlich sagte Roland: »Ich danke dir, Bill – wir alle sagen dir unseren Dank, dessen bin ich sicher –, aber ich glaube, wir werden dein freundliches Angebot ausschlagen. Würdest du mich nach dem Grund dafür fragen, müsste ich passen. Ich weiß nur, dass mir irgendwie so ist, als ob morgen noch zu früh wäre. Dass wir irgendwie auch noch die restliche Wegstrecke zu Fuß zurücklegen sollten.« Er atmete tief durch. »Ich bin noch nicht bereit, dort zu sein. Noch nicht ganz.«
    Du also auch, dachte Susannah rätselnd. Du also auch.
    »Ich brauche etwas mehr Zeit, um Kopf und Herz vorzubereiten. Vielleicht auch meine Seele.« Aus der Hüfttasche zog er die Fotokopie des Gedichts von Robert Browning, die für sie in Dandelos Medizinschrank zurückgelassen worden war. »Hier drin steht etwas darüber, dass man sich an alte Zeiten erinnern soll, bevor man in den letzten Kampf … ins letzte Gefecht zieht. Das ist gut ausgedrückt. Und vielleicht brauche ich wirklich das, wovon dieser Dichter spricht: ›Wie Wein der Krieger fordert vor dem Streiten, rief ich nach einem Trunke froh’rer Zeiten‹. Ich weiß es nicht. Aber wenn Susannah nichts dagegen hat, gehen wir lieber zu Fuß.«
    »Susannah hat nichts dagegen«, sagte sie ruhig. »Susannah hält das für die beste Lösung. Susannah gefällt’s nur nicht, wie ein abgebrochener Auspuff nachgeschleppt zu werden.«
    Roland bedachte sie mit einem dankbaren (wenn auch etwas geistesabwesenden) Lächeln – er schien sich in den letzten Tagen irgendwie von ihr entfernt zu haben – und wandte sich wieder an Bill. »Hast du wohl einen kleinen Wagen, den ich ziehen könnte? Wir müssen nämlich etwas Gunna mitnehmen … und Patrick ist auch zu bedenken. Er wird immer wieder ein Stück fahren müssen.«
    Patrick reagierte empört. Er winkelte den rechten Arm an, machte eine Faust und ließ seine Muskeln spielen. Das Ergebnis – eine winzige Ausbuchtung am Bizeps seines Zeichenarms – schien ihn zu beschämen, jedenfalls ließ er ihn rasch wieder sinken.
    Susannah lächelte, streckte eine Hand aus und tätschelte ihn am Knie. »Nicht traurig sein, Schätzchen. Du kannst nichts dafür, dass du weiß Gott wie lange wie Hänsel und Gretel im Hexenhaus eingesperrt warst.«
    »Ich habe bestimmt etwas Passendes«, sagte Bill, »und einen Elektrokarren für Susannah. Was ich nicht habe, könnte ich auch bauen. Das dauert nur ein, zwei Stunden.«
    Roland stellte eine Überschlagsrechnung an. »Wenn wir hier fünf Stunden vor Sonnenuntergang aufbrechen, müssten wir heute noch zwölf Räder schaffen können. Was Susannah neun oder zehn Meilen nennen würde. Weitere fünf Tage in diesem eher gemächlichen Tempo müssten uns dann zu jenem Turm bringen, nach dem ich mein Leben lang gesucht habe. Ich möchte ihn möglichst gegen Sonnenuntergang erreichen, so habe ich ihn nämlich immer im Traum gesehen. Susannah?«
    Und die Stimme in ihrem Inneren – jene tiefe Stimme – flüsterte: Vier Nächte. Vier Nächte, um zu träumen. Das dürfte reichen. Das müsste mehr als genug sein. Natürlich würde das Ka intervenieren müssen. Hatten sie seinen Einflussbereich allerdings bereits verlassen, würde – konnte – das nicht geschehen. Irgendwie glaubte Susannah jedoch, dass das Ka überall hinreichte, sogar bis zum Dunklen Turm. Dass es möglicherweise sogar vom Dunklen Turm verkörpert wurde.
    »Einverstanden«, sagte sie mit schwacher Stimme.
    »Patrick?«, sagte Roland. »Was meinst du dazu?«
    Patrick zuckte die Achseln und machte, fast ohne von seinem Block aufzusehen, eine flapsige Handbewegung. Wie ihr wollt, besagte diese Geste wohl. Susannah vermutete, dass Patrick wenig vom Dunklen Turm wusste und sich noch weniger aus ihm machte. Wozu auch? Er war aus der Gefangenschaft des Ungeheuers entronnen, und sein Bauch war voll. Das genügte ihm. Seine Zunge war zwar fort, aber dafür konnte er nach Herzenslust zeichnen. Ihrer Ansicht nach glaubte Patrick bestimmt, damit keinen schlechten Tausch

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