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Der dunkle Turm - Gesamtausgabe

Der dunkle Turm - Gesamtausgabe

Titel: Der dunkle Turm - Gesamtausgabe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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Revolvermann mit aufgesetztem, starrem Lächeln zu.
    »Also gut, Roland … ich sag dir jetzt Lebewohl. Lange Tage und angenehme Nächte. Sollst dein verdammtn Turm erreichn und …«
    »Nicht so«, sagte er.
    Sie sah ihn an, Detta sah ihn mit Augen an, die zugleich funkelten und lachten. Die ihn herausforderten, aus dieser Sache etwas zu machen, was sie nicht wollte. Ihn herausforderten, sie von dort zu vertreiben, wo sie sich jetzt befand. Komm schon, weißer Junge, versuch ’s doch!
    »Was denn?«, sagte sie. »Was is los, großer Junge?«
    »Nach so langer Zeit möchte ich nicht auf diese Art von dir Abschied nehmen«, sagte er.
    »Wie meinst du das?« Aber in Dettas zorniger Burleske kam das als Wie meinste ’n das? heraus.
    »Das weißt du.«
    Sie schüttelte trotzig den Kopf. Tu ich nich.
    »Zum einen«, sagte er und nahm ihre von der langen Wanderung gestählte Linke sanft in seine verstümmelte Rechte, »gibt’s hier noch jemanden, der das Recht haben sollte, sich zwischen Gehen und Bleiben zu entscheiden, und damit meine ich nicht Patrick.«
    Sie verstand nicht gleich. Dann sah sie auf ein bestimmtes Paar goldgeränderter Augen, ein bestimmtes Paar gespitzter Ohren hinunter und wusste nun auch, wen er meinte. Sie hatte Oy ganz vergessen.
    »Wenn Detta ihn fragt, will er bestimmt bleiben, er hat sie nämlich nie leiden können. Wenn dagegen Susannah ihn … Nun, dann kann ich’s auch nicht sagen.«
    Im Nu war Detta verschwunden. Sie würde zurückkommen – Susannah wusste jetzt, dass Detta Walker sie niemals mehr ganz verlassen würde, und das war auch in Ordnung so, weil sie sich mit ihr arrangieren konnte –, aber im Augenblick war sie fort.
    »Oy?«, sagte sie sanft. »Willst du mit mir mitkommen, Schätzchen? Vielleicht finden wir ja Jake wieder. Möglicherweise nicht unverändert, aber trotzdem …«
    Oy, der auf der Wanderung durchs Ödland, durch die Weißen Lande von Empathica und die weite Prärie fast nur geschwiegen hatte, sprach jetzt. »Ake?«, sagte er. Aber er sprach das so zweifelnd wie jemand, der sich kaum erinnerte, was Susannah augenblicklich das Herz brach. Sie hatte sich vorgenommen, nicht zu weinen, und Detta hatte praktisch dafür garantiert, dass sie das nicht tun würde, aber da Detta nun fort war, waren auch die Tränen wieder da.
    »Jake«, sagte sie. »Du erinnerst dich an Jake, Süßer, ich weiß, dass du das tust.«
    »Ake? Ed?« Das klang schon etwas bestimmter. Er erinnerte sich also doch.
    »Komm mit!«, drängte sie, und Oy setzte sich in Bewegung, als wollte er zu ihr auf den Karren springen. Aber dann fügte sie – ohne die geringste Ahnung zu haben, weshalb sie das tat – hinzu: »Es gibt andere als diese Welten.«
    Sowie Susannah das letzte Wort ausgesprochen hatte, machte Oy Halt. Dann rührte er sich wieder, und sie empfand einen Augenblick lang neue Hoffnung: Vielleicht konnte es in einer anderen Version von New York, in der die Leute Takuro Spirits fuhren und Nozz-A-La tranken, während sie sich mit ihren Shinnaro-Kameras fotografierten, doch irgendein kleines Ka-Tet, ein Dan-tete-Tet geben.
    Oy trottete jedoch zum Revolvermann zurück und setzte sich neben einen von dessen abgewetzten Stiefel. Sie waren weit gegangen, diese Stiefel, sehr weit. Meilen und Räder, Räder und Meilen. Aber jetzt war ihr Weg fast zu Ende.
    »Olan«, sagte Oy, und die Endgültigkeit in seiner eigenartigen kleinen Stimme rollte einen Stein gegen Susannahs Herz. Sie wandte sich verbittert dem Alten mit dem großen Revolver an der Hüfte zu.
    »Geschafft!«, sagte sie. »Du besitzt deinen eigenen Glammer, nicht wahr? Hast ihn schon immer gehabt. Du hast Eddie in einen Tod gelockt, Jake sogar in einen zweifachen. Jetzt auch Patrick und sogar den Bumbler. Bist du nun glücklich?«
    »Nein«, sagte er, und sie sah, dass er das wirklich nicht war. Sie glaubte, noch nie solche Trauer und solche Einsamkeit in einem Gesicht gelesen zu haben. »Ich war nie weiter davon entfernt, glücklich zu sein, Susannah von New York. Willst du’s dir nicht anders überlegen und bleiben? Willst du mich nicht auf dem letzten kleinen Wegstück begleiten? Das würde mich glücklich machen.«
    Einen verstörten Augenblick lang glaubte Susannah, sie würde es tun. Sie würde den kleinen Elektrokarren einfach von der Tür weglenken – die eine Einbahnstraße war und keine Versprechungen machte –, um mit Roland zum Dunklen Turm weiterzuziehen. Noch ein Tag, dann wäre es so weit; sie konnten ihr Lager schon

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