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Der dunkle Turm - Gesamtausgabe

Der dunkle Turm - Gesamtausgabe

Titel: Der dunkle Turm - Gesamtausgabe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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am Ende des Pfades.«
    »Sagst du so, dann sei es so«, sagte Roland. Er stellte einen Fuß vor, pflanzte den abgetretenen Absatz seines Stiefels auf den Erdboden und verbeugte sich vor ihr. Oy hatte zu weinen begonnen, aber er blieb unbeirrbar neben dem linken Stiefel des Revolvermanns sitzen. »Leb wohl, meine Liebe.«
    »Leb wohl, Roland.« Dann sah sie nach vorn, atmete tief durch und drehte am Gasgriff. Das kleine Fahrzeug fuhr ohne Ruck an.
    »Warte!«, rief Roland, aber sie lenkte nicht zur Seite, sah sich auch nicht mehr nach ihm um. Susannah rollte hindurch. Hinter ihr schloss sich die Tür sofort mit jenem kurzen, theatralischen Knall, den er nur allzu gut kannte, von dem er seit seinem langen, im Fieber absolvierten Marsch das Westliche Meer entlang träumte. Die singenden Stimmen waren verstummt; jetzt war nur noch das Klagen des Präriewindes zu hören.
    Roland von Gilead saß vor der Tür, die bereits abgenutzt und unbedeutend aussah. Sie würde sich nie mehr öffnen. Er verbarg sein Gesicht in den Händen. Ihm kam in den Sinn, dass er sich niemals so einsam wie jetzt fühlen würde, wenn er die drei nicht so geliebt hätte. Aber obgleich er vieles bedauerte, gehörte das Wiederaufsperren seines Herzens nicht dazu, nicht einmal jetzt.
     
     

19
     
    Später – weil es nämlich immer ein Später gibt, nicht wahr? – machte er Frühstück und zwang sich dazu, seinen Teil zu essen. Patrick aß herzhaft und verschwand danach in den Büschen, während Roland zusammenpackte.
    Der dritte Teller war noch voll. »Oy?«, sagte Roland und hielt ihn dem Billy-Bumbler hin. »Willst du nicht wenigstens einen kleinen Bissen nehmen?«
    Oy betrachtete den Teller, dann machte er zwei energische Schritte rückwärts. Roland nickte, warf das nicht angerührte Essen weg und verteilte es im Gras. Vielleicht würde Mordred irgendwann ja später vorbeikommen und mit den Resten etwas finden, was ihm behagte.
    Am Spätvormittag brachen sie auf: Roland zog Ho Fat II, und Patrick, der den Kopf tief hängen ließ, ging neben ihm her. Und bald erfüllte der Rhythmus des Dunklen Turms wieder den Kopf des Revolvermanns. Sehr nahe jetzt. Diese gleichmäßige, pulsierende Kraft vertrieb alle Gedanken an Susannah, und darüber war er froh. Er gab sich dem stetigen Pulsieren hin und ließ es alle seine Gedanken und allen seinen Kummer hinwegspülen.
    Commala-come-come, sang der Dunkle Turm unmittelbar hinter dem Horizont. Commala-come-come, komm, Revolvermann, komm.
    Commala-come-Roland, bald ist die Reise getan.

Kapitel II

M ORDRED
1
     
    Der Dan-Tete sah zu, wie der langhaarige Bursche, mit dem sie jetzt unterwegs waren, Susannah an der Schulter packte, um sie auf die in der Ferne tanzenden orangeroten Hobs aufmerksam zu machen. Mordred beobachtete, wie sie sich herumwarf und dabei einen der großen Revolver des Weißen Daddys zog. Für einen Augenblick zitterten die weit blickenden Glasaugen, die er in dem Haus in der Odd’s Lane gefunden hatte, in Mordreds Hand, so sehr feuerte er seine Schwarzdrossel-Mami an, den Künstler zu erschießen. Wie das Schuldbewusstsein sich in sie hineingefressen hätte! Gleich einer stumpfen Axtschneide, yar! Möglich war sogar, dass sie sich vor Entsetzen über ihre Tat den Revolverlauf in den Mund gesteckt und ein zweites Mal abgedrückt hätte, und wie es dem Alten Weißen Daddy wohl gefallen hätte, beim Aufwachen so was vorzufinden?
    Ach, Kinder sind solche Träumer.
    Natürlich passierte das alles nicht, aber immerhin hatte es noch viel mehr zu beobachten gegeben. Teilweise war es jedoch schwer zu sehen. Es war nicht nur die Aufregung, die das Fernglas zittern ließ. Obwohl er jetzt warm angezogen war, mehrere Schichten von Dandelos Humekleidung trug, fror er noch immer. Außer wenn ihm heiß war. Und in beiden Fällen, ob heiß oder kalt, zitterte er wie ein zahnloser alter Knacker in seiner Ofenecke. Dieser Zustand hatte sich stetig verschlimmert, seit er Joe Collins’ Haus verlassen hatte. Das Fieber wütete in seinem Körper wie ein Wirbelsturm. Mordred war nicht länger hongrig (Mordred hatte nämlich allen Appetit verloren), sondern Mordred war krank, krank, krank.
    Tatsächlich fürchtete Mordred sogar, er könnte sterbenskrank sein.
    Trotzdem beobachtete er Roland und seine Gefährten mit großem Interesse, und als das Feuer heller brannte, konnte er endlich sogar noch mehr erkennen. Er sah die Tür entstehen, auch wenn er die Symbole, mit denen sie beschriftet war, nicht lesen

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