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Der dunkle Turm - Gesamtausgabe

Der dunkle Turm - Gesamtausgabe

Titel: Der dunkle Turm - Gesamtausgabe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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Maschine.«
    Er schritt an Roland vorbei, ging zu der Frau, kniete neben ihr nieder, und als sie die Arme um ihn schlang, voll Panik, wie eine ertrinkende Schwimmerin, wich er nicht zurück, sondern umarmte sie ebenfalls und drückte sie fest.
    »Schon gut«, sagte er. »Ich meine, es ist nicht toll, aber es ist gut.«
    »Wo sind wir?« weinte sie. »Ich saß zu Hause und habe ferngesehen, damit ich erfahre, ob meine Freunde lebend aus Oxford herausgekommen sind, und jetzt bin ich hier UND WEISS NICHT EINMAL, WO HIER IST!«
    »Nun, ich auch nicht«, sagte Eddie, der sie noch fester hielt und anfing, sie ein wenig zu wiegen, »aber ich glaube, wir stecken gemeinsam drin. Ich komme von da, wo Sie auch herkommen, aus dem kleinen alten New York City, und ich habe dasselbe durchgemacht – nun, etwas anders, aber dasselbe Prinzip –, und es wird alles gut mit Ihnen werden.« Und als Nachbemerkung fügte er noch hinzu: »Wenn Sie gern Hummer essen.«
    Sie umarmte ihn und weinte, und Eddie hielt sie umschlungen und wiegte sie, und Roland dachte: Jetzt wird mit Eddie alles in Ordnung kommen. Sein Bruder ist tot, aber er hat jetzt jemand anderen, um den er sich kümmern kann, und deshalb wird mit Eddie alles gut werden.
    Aber er verspürte einen Stich, einen tiefen, vorwurfsvollen Schmerz im Herzen. Er konnte schießen – jedenfalls mit der linken Hand –, konnte töten, konnte immer weitermachen, sich mit brutaler Entschlossenheit durch Meilen und Jahre schleppen, sogar Dimensionen, schien es, um zum Turm zu gelangen. Er konnte überleben, manchmal sogar beschützen – er hatte den Jungen Jake vor einem langsamen Tod im Rasthaus gerettet, und vor sexueller Zerstörung durch das Orakel am Fuß der Berge –, aber am Ende hatte er Jake sterben lassen. Und das war kein Unfall gewesen; er hatte einen bewußten Akt der Verdammung begangen. Er betrachtete die beiden, sah Eddie, der sie umarmte, ihr versicherte, daß alles gut werden würde. Er selbst hätte das nicht gekonnt, und nun gesellte sich zum Bedauern in seinem Herzen eine schleichende Angst.
    Wenn du dein Herz für den Turm geopfert hast, Roland, dann hast du schon verloren. Ein herzloses Geschöpf ist ein Geschöpf ohne Liebe, und ein Geschöpf ohne Liebe ist eine Bestie. Eine Bestie zu sein, ist wahrscheinlich erträglich, aber der Mann, der zu einer geworden ist, wird letzten Endes den Preis der Hölle dafür bezahlen müssen. Doch was wird, solltest du den Dunklen Turm tatsächlich ohne Herz erstürmen und erobern? Wenn in deinem Herzen nichts als Dunkelheit ist, was könnte anderes passieren, als daß du von der Bestie zum Monster wirst? Das Ziel der Sehnsucht als Bestie zu erringen, wäre nur bitter komisch, als würde man einem Elephanten ein Vergrößerungsglas geben. Aber das Ziel der Sehnsucht als Monster zu erringen…
    Mit der Hölle zu bezahlen, ist eines. Aber möchtest du sie besitzen?
    Er dachte an Allie und das Mädchen, das einst am Fenster auf ihn gewartet hatte, dachte an die Tränen, die sie über Cuthberts reglosem Leichnam vergossen hatte. Oh, damals hatte er geliebt. Ja. Damals.
    Ich möchte lieben! schrie er, doch die Augen des Revolvermanns blieben so trocken wie die Wüste, die er durchquert hatte, um dieses sonnenlose Meer zu erreichen, obwohl Eddie mittlerweile auch ein wenig mit der Frau im Rollstuhl weinte.
     
     

5
     
    Er würde Eddies Frage später beantworten. Er würde es tun, weil er dachte, daß Eddie gut daran tat, auf der Hut zu sein. Der Grund, weshalb sie sich nicht erinnerte, war einfach. Sie war nicht eine Frau, sondern zwei.
    Und eine davon war gefährlich.
     
     

6
     
    Eddie erzählte ihr, was er konnte, er verharmloste die Schießerei ein wenig, aber in allem anderen war er aufrichtig.
    Als er fertig war, schwieg sie eine ganz Weile mit im Schoß gefalteten Händen.
    Kleine Bächlein ergossen sich von den flacher werdenden Bergen herab und verzweigten sich ein paar Meilen östlich. Von dort hatten Roland und Eddie während ihrer Reise nach Norden ihr Wasser geholt. Zuerst hatte Eddie es geholt, weil Roland zu schwach gewesen war. Später waren sie dann abwechselnd gegangen, und sie hatten immer ein Stück weiter und immer ein wenig länger suchen müssen, um einen Bach zu finden. Je flacher die Berge wurden, desto lustloser wurden sie, aber das Wasser hatte sie nicht krank gemacht.
    Bis jetzt.
    Gestern war Roland gegangen, und obwohl damit heute Eddie an der Reihe gewesen wäre, war der Revolvermann wieder gegangen,

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