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Der dunkle Turm - Gesamtausgabe

Der dunkle Turm - Gesamtausgabe

Titel: Der dunkle Turm - Gesamtausgabe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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auf dem er jetzt stand, war nicht so groß, dass Tim hätte Anlauf nehmen können, deshalb spannte er sämtliche Muskeln an und sprang mit aller Kraft aus dem Stand. Er flog übers Wasser, sah, dass er den Felsen nicht erreichen würde – fast, aber nicht ganz –, und streckte die Arme aus. Er landete auf Kinn und Brust – auf dem Kinn mit solch einem Schlag, dass er vor den Augen, die ohnehin vom Feenglanz geblendet waren, bunte Sterne sah. Er hatte einen Augenblick lang Zeit zu erkennen, dass es sich bei dem, woran er sich festhielt, nicht um einen Felsen handelte – außer Felsen konnten atmen –, und dann hörte er ein gewaltiges wässriges Grunzen unter sich. Dem folgte ein großes Platschen, und Tims Rücken und Nacken wurden mit warmem Wasser bespritzt, in dem es von Ungeziefer wimmelte.
    Tim zog sich auf den Felsen, der kein Felsen war, und merkte, dass er die Lampe der Witwe verloren hatte – zum Glück jedoch nicht ihren Beutel. Hätte er sich den nicht eng um ein Handgelenk geknotet, hätte er ihn bestimmt auch verloren. Das Baumwollgewebe war feucht, aber nicht richtig durchnässt. Zumindest noch nicht.
    Dann, als er gerade spürte, dass die Wesen hinter ihm näher kamen, begann der »Felsen« sich zu erheben. Er stand auf dem Kopf irgendeines Lebewesens, das sich schläfrig im Schlamm gesuhlt hatte. Jetzt war es wach und offenbar übel gelaunt. Es ließ ein Brüllen hören, bei dem grün-orangerotes Feuer aus seinem Maul schoss und die vor ihm aus dem Wasser wachsenden Schilfhalme verkohlen ließ.
    Nicht so groß wie ein Haus, nein, wahrscheinlich nicht, aber es ist wirklich ein Drache … und, o Götter, ich stehe auf seinem Kopf!
    Der feurige Odem des Ungeheuers erhellte den Fagonard in weitem Umkreis. Tim sah das Schilf wie im Sturm schwanken, während die Lebewesen, die ihn verfolgt hatten, hastig vor dem Feuer zurückwichen, so weit sie konnten. Er sah auch ein weiteres grünes Hügelchen, das etwas größer war als die anderen, über die er gesprungen war, um seinen gegenwärtigen – und sehr gefährlichen – Standort zu erreichen.
    Er hatte keine Zeit, sich Sorgen darüber zu machen, dass große Raubfische oder Reptilien ihn fressen könnten, wenn er zu kurz sprang, oder dass der nächste Feuerstoß des Drachen ihn verkohlen lassen könnte, wenn er diese grüne Insel schließlich doch erreichte. Tim stieß einen heiseren Schrei aus und sprang. Es war sein bislang weitester Sprung, fast schon zu weit. Er musste mit beiden Händen ins Sägegras greifen, damit er auf der anderen Inselseite nicht ins Wasser plumpste. Die scharfkantigen Grashalme zerschnitten ihm die Hände. Sie waren zum Teil noch von der feurigen Breitseite des gereizten Drachen heiß, aber Tim hielt eisern fest. Er mochte gar nicht daran denken, was ihn erwartete, wenn er von dieser winzigen Insel fiel.
    Nicht dass seine Position dort sicher gewesen wäre. Er richtete sich kniend auf und sah in die Richtung, aus der er gekommen war. Der Drache – es war ein Weiberdrache, das sah Tim an dem rosa Jungfernkamm auf dem Kopf – hatte sich aus dem Wasser erhoben und stand jetzt auf den Hinterbeinen. Nicht hausgroß, aber größer als Blackie, der Hengst des Zöllners. Sie schwang ihre Flügel zweimal, versprühte Wassertropfen in alle Richtungen und erzeugte einen Sturmwind, der Tim das schweißnasse Haar aus der Stirn blies. Das Geräusch erinnerte ihn an Wäsche, die bei frischem Wind an der Wäscheleine seiner Mutter flatterte.
    Sie starrte den Jungen mit glänzenden, rot geäderten Augen an. Feurige Speichelfäden troffen von ihrem Maul und erloschen zischend, sobald sie mit Wasser in Berührung kamen. Tim konnte die Kiemen über ihrer gepanzerten Brust flattern sehen, als sie tief einatmete, um das Feuer in ihrem Leib zu schüren. Er hatte noch Zeit, darüber nachzudenken, wie verrückt es war – und auch ein bisschen komisch –, dass die Lüge seines Stiefvaters jetzt Wirklichkeit werden würde. Nur würde hier der Falsche lebend gekocht werden.
    Die Götter werden lachen, dachte Tim. Und wenn sie es nicht taten, tat es vermutlich der Zöllner.
    Ohne lange darüber nachzudenken, streckte Tim dem Drachen die Hände entgegen, wobei am rechten Handgelenk weiter der Baumwollbeutel baumelte. »Bitte, gute Frau!«, rief er. »Bitte verbrennt mich nicht. Ich bin lediglich in die Irre geführt worden und erflehe nun Eure Verzeihung!«
    Der Drache musterte ihn noch einige Augenblicke länger, während die Kiemen pulsierten und

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