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Der dunkle Turm - Gesamtausgabe

Der dunkle Turm - Gesamtausgabe

Titel: Der dunkle Turm - Gesamtausgabe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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Platz.
    Der Blecheimer hätte mit dem Wind wegrollen müssen, was er aber nicht tat. Wie das Kästchen schien auch er fest verankert zu sein.
    Den Eimer hat er für mich zurückgelassen, damit ich seine Lügen sehe und sie glaube.
    Das Ganze war ein Witz gewesen, und unter diesem Eimer würde er die Pointe, den überraschenden Schlusseffekt, finden – Heu kann man nicht mit dem Löffel aufgabeln oder Nach langem Hin und Her habe ich sie auch geliebt –, die brüllendes Gelächter auslösen sollten. Aber warum auch nicht, wo doch jetzt alles zu Ende war? Er konnte einen Lacher brauchen.
    Tim griff nach dem Eimer, der sich unerwartet leicht umdrehen ließ. Er erwartete, darunter den Zauberstab des Zöllners zu finden, aber der Scherz war noch besser. Er bestand aus einem weiteren Schlüssel, einem großen und reich ziselierten. Wie das Wahrsagebecken des Zöllners und das Halsband des Tygers war er aus Silber. Am Schlüsselkopf war mit Zwirn eine Mitteilung befestigt.
    Jenseits des Canyons krachten und barsten die Bäume. Aus dem Abgrund stiegen jetzt große Staubwolken auf, die wie Rauch in Streifen fortgeweht wurden.
    Die Mitteilung des Zöllners war kurz:
    Sei mir gegrüßt, findiger und tapferer Junge! Willkommen im North Forest Kinnock, einst als Tor zur Außerwelt bekannt. Ich habe Dir einen wilden Tyger dagelassen. Er ist SEHR hungrig! Aber wie Du bestimmt schon erraten hast, hängt der Schlüssel zum SCHUTZRAUM an seinem Hals. Und wie Du vielleicht auch längst erraten hast, öffnet dieser Schlüssel den Käfig. Benutze ihn, wenn Du Dich traust! Mit besten Empfehlungen an Deine Frau Mutter (deren neuer Ehemann sie schon BALD besuchen wird) verbleibe ich als Dein ergebener Diener
    RF/MB
    Den Menschen – falls es ein Mensch war –, der diese Mitteilung für Tim zurückgelassen hatte, überraschte nicht leicht etwas, aber das Lächeln auf dem Gesicht des Jungen, als er sich mit dem Schlüssel in der Hand aufrichtete und den Eimer mit einem Tritt wegbeförderte, hätte ihn vielleicht doch erstaunt. Der Blecheimer stieg hoch und wurde vom Wind, der inzwischen Sturmstärke erreicht hatte, fortgerissen. Er hatte seinen Zweck erfüllt und nichts Magisches mehr an sich.
    Tim sah den Tyger an. Der Tyger erwiderte seinen Blick. Er schien den zunehmenden Sturm gar nicht zu bemerken. Sein Schwanz peitschte langsam hin und her.
    »Er denkt, dass ich mich lieber wegblasen lasse oder erfriere, als mich deinen Krallen und Zähnen zu stellen. Vielleicht hat er das hier nicht gesehen.« Tim zog den Vierschüsser aus dem Gürtel. »Er hat für das Fischding im Sumpf gereicht, und ich bin mir sicher, dass er auch für dich reichen würde, Sai Tyger.«
    Tim staunte abermals darüber, wie richtig die Waffe sich anfühlte. Ihre Funktion war so einfach, so klar. Sie wollte nur schießen. Und wenn Tim sie in der Hand hielt, wollte er nur abdrücken.
    Aber.
    »Oh, er hat alles gesehen«, sagte Tim und grinste breiter. Was er kaum spürte, weil sein Gesicht gefühllos zu werden begann. »Yar, er hat es sehr wohl gesehen. Hat er gedacht, dass ich es bis hierher schaffen würde? Vielleicht nicht. Hat er geglaubt, ich würde dich dann erschießen, um zu überleben? Warum nicht. Er würde es tun. Aber wozu einen Jungen schicken? Wozu, wo er doch bestimmt schon tausend Männer gehenkt und Hunderten die Kehle durchgeschnitten und wer weiß wie viele arme Witwen wie meine Mama auf Wanderschaft geschickt hat? Kannst du mir das beantworten, Sai Tyger?«
    Der Tyger starrte ihn nur mit gesenktem Kopf an und ließ den Schwanz weiter hin und her peitschen.
    Tim schob den Vierschüsser mit einer Hand in den Gürtel zurück; mit der anderen steckte er den verzierten silbernen Schlüssel ins Türschloss des Käfigs. »Sai Tyger, ich biete dir einen Handel an. Wenn du mich den Schutzraum dort drüben mit dem Schlüssel von deinem Halsband aufsperren lässt, dann überleben wir beide. Wenn du mich dagegen zerreißt, sterben wir beide. Ist dir das klar? Gib mir ein Zeichen, wenn du mich verstanden hast.«
    Der Tyger gab ihm kein Zeichen. Er starrte ihn nur an.
    Tim hatte eigentlich keines erwartet, er brauchte vielleicht auch keines. Es würde Wasser geben, so Gott es wollte.
    »Ich liebe dich über alles, Mama«, sagte er und drehte dann den Schlüssel um. Die alten Zuhaltungen bewegten sich mit einem dumpfen Knacken. Tim packte die Tür und zog sie auf, wobei die Angeln leise kreischten. Dann trat er mit locker herabhängenden Armen zur Seite.
    Der

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