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Der dunkle Turm - Gesamtausgabe

Der dunkle Turm - Gesamtausgabe

Titel: Der dunkle Turm - Gesamtausgabe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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Tyger blieb noch einen Augenblick stehen, so als wäre er misstrauisch. Dann tappte er aus dem Käfig heraus. Tim und er betrachteten einander unter dem dunkler werdenden violetten Himmel, während der Sturm heulte und die krachenden Explosionen näher kamen. Sie musterten sich wie Revolvermänner. Der Tyger setzte sich in Bewegung. Tim wich einen Schritt zurück, aber ihm war bewusst, dass er die Nerven verlieren und flüchten würde, wenn er noch einen machte. Also verharrte er an Ort und Stelle.
    »Komm nur. Hier steht Tim, der Sohn von Big Jack Ross.«
    Anstatt ihm die Kehle zu zerreißen, setzte der Tyger sich und hob den Kopf, damit Tim an das Halsband mit den Schlüsseln herankam.

Tim zögerte nicht.  
    Später würde er sich vielleicht den Luxus leisten können, verwundert zu sein, aber nicht jetzt. Der Wind wurde mit jeder Sekunde stärker, und wenn er nicht rasch handelte, würde er mitgerissen, in die Bäume geweht und dort vermutlich aufgespießt werden. Der Tyger war schwerer, aber auch er würde bald folgen.
    Der Schlüssel, der wie eine Karte aussah, und der-förmige Schlüssel waren an das Halsband geschweißt, dessen Verschluss sich jedoch leicht öffnen ließ. Er schnappte auf, als Tim ihn seitlich mit zwei Fingern zusammendrückte. Ihm fiel noch auf, dass der Tyger weiter ein Halsband trug – aus rosa Haut, wo das Metall sein Fell abgewetzt hatte –, dann hastete er zur Metalltür des Dogans hinüber.
    Er hob die Schlüsselkarte und führte sie in den Schlitz ein. Nichts passierte. Er drehte sie um und versuchte es noch einmal. Wieder nichts. Eine heftige Bö fuhr auf, und Tim wurde wie von einer kalten, toten Hand mit solcher Gewalt gegen die Tür geworfen, dass er Nasenbluten bekam. Er stemmte sich von ihr weg, wendete die Karte und führte sie ein drittes Mal ein. Wieder nichts. Plötzlich fiel ihm etwas ein, was Daria gesagt hatte – war das etwa erst vor drei Tagen gewesen? Der Dogan North Forest Kinnock ist offline. Jetzt glaubte Tim zu wissen, was das bedeutete. Das Blinklicht auf dem Gittermast mochte noch leuchten, aber hier unten war die Funkenkraft für den Betrieb des Gebäudes ausgefallen. Er hatte sich getraut, den Tyger zu befreien, und der Tyger hatte ihn im Gegenzug nicht gefressen, aber der Dogan war abgesperrt. Sie würden beide hier draußen sterben.
    Das also war die Pointe, und irgendwo lachte der Mann in Schwarz.
    Er drehte sich um und sah, dass der Tyger das Kästchen mit dem gravierten Deckel mit der Nase anstupste. Das Tier sah kurz auf, dann stupste es das Kästchen noch einmal an.
    »Also gut«, sagte Tim. »Was soll’s.«
    Als er sich davor hinkniete, spürte er die heißen Atemstöße des Tygers auf seiner kalten Wange. Er probierte den-förmigen Schlüssel. Er passte genau in das Schloss. Dabei stand ihm wieder deutlich vor Augen, wie er den Schlüssel des Zöllners benutzt hatte, um Kells’ Koffer aufzusperren. Dann drehte er den seltsamen Schlüssel, hörte ein Klicken und klappte den Deckel hoch. Und hoffte auf Erlösung.
    Stattdessen sah er drei Dinge, die ihm unmöglich weiterhelfen konnten: eine große, weiße Feder, ein braunes Fläschchen und eine einfache Leinenserviette, wie sie auf den langen Tischen lagen, die zum Herbstfest der Erntezeit hinter dem Versammlungshaus in Tree gedeckt wurden.
    Als der Wind Sturmstärke überschritt, setzte ein gespenstisches Heulen in den Stahlträgern des Gittermastes ein. Die Feder wurde aus dem Kästchen gewirbelt, aber bevor sie wegfliegen konnte, machte der Tyger einen langen Hals und bekam sie mit den Zähnen zu fassen. Dann hielt er sie dem Jungen hin. Tim nahm sie und steckte sie zur Axt seines Vaters in den Gürtel, ohne sich viel dabei zu denken. Er begann auf allen vieren vom Dogan wegzukriechen. In die Bäume geworfen und von einem Ast aufgespießt zu werden war bestimmt keine besonders angenehme Todesart, aber vielleicht doch etwas besser, als an den Dogan gequetscht zu werden, während dieser tödliche Wind ihm erst in Haut und Knochen fuhr und dann erfrieren ließ.
    Der Tyger knurrte; wieder mit diesem Geräusch langsam zerreißender Seide. Als Tim sich nach ihm umsehen wollte, wurde er krachend gegen den Dogan geworfen. Er rang nach Luft, aber der Wind setzte alles daran, sie ihm aus Mund und Nase zu reißen.
    Jetzt war es die Serviette, die der Tyger ihm hinhielt, und als Tim endlich wieder Luft bekam (die auf dem Weg in die Lunge eisig brannte), sah er etwas Überraschendes. Sai Tyger hatte die

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