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Der dunkle Turm - Gesamtausgabe

Der dunkle Turm - Gesamtausgabe

Titel: Der dunkle Turm - Gesamtausgabe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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verstehe von zehn Worten, die sie sagt, nur eines.«
    »Da bin ich dir weit voraus«, antwortete Eddie. »Ich verstehe wenigstens zwei von dreien. Ist aber egal. Meistens läuft es sowieso nur auf blasser wichsah hinaus.«
    Roland nickte. »Sprechen dort, wo du herkommst, viele dunkelhäutige Menschen so? Die andere hat es nicht getan.«
    Eddie schüttelte den Kopf und lachte. »Nein. Und ich will dir etwas irgendwie Komisches erzählen – ich finde es jedenfalls komisch, aber das liegt vielleicht nur daran, daß es hier sonst nicht viel zu lachen gibt. Es ist nicht echt, und sie weiß es nicht einmal.«
    Roland sah ihn an, sagte aber nichts.
    »Erinnerst du dich: Als du ihr die Stirn abwischen wolltest, hat sie getan, als hätte sie Angst vor dem Wasser?«
    »Ja.«
    »Hast du gewußt, daß sie nur so tut?«
    »Zuerst nicht, aber ziemlich schnell.«
    Eddie nickte. »Das war geschauspielert, und sie wußte, daß es geschauspielert war. Aber sie ist eine verdammt gute Schauspielerin, und sie hat uns beide ein paar Sekunden zum Narren gehalten. Auch ihre Art zu sprechen ist Schauspielerei. Aber nicht so gut. Es ist so dumm, so gottverdammt klischeehaft!«
    »Du meinst, sie kann nur dann gut täuschen, wenn sie selbst weiß, daß sie es macht?«
    »Ja. Sie hört sich an wie eine Mischung zwischen den Farbigen in einem Buch mit dem Titel Mandingo, das ich einmal gelesen habe, und Butterfly McQueen in Vom Winde verweht. Ich weiß, du kennst diese Namen nicht, aber ich will damit sagen, sie spricht wie ein Klischee. Kennst du dieses Wort?«
    »Es bedeutet etwas, das immer von Leuten gesagt oder gedacht wird, die nur wenig oder gar nicht denken.«
    »Ja. Ich hätte es nicht halb so gut erklären können.«
    »Seid ihr Jungs noch nicht fertich, euch annen Pillern rumzumachn?« Dettas Stimme wurde heiser und brüchig. »Oder vielleicht könnterse nur nich’ finnen. Isses das?«
    »Komm.« Der Revolvermann stand langsam auf. Er schwankte einen Augenblick, merkte, daß Eddie ihn ansah, und lächelte. »Ich komme schon zurecht.«
    »Wie lange noch?«
    »Solange ich muß«, antwortete der Revolvermann, und der Ernst seiner Stimme machte Eddie frösteln.
     
     

12
     
    An diesem Abend nahm Roland ihre letzte zuverlässige Patrone für den Fang. Morgen abend würde er anfangen, diejenigen, die sie für Luschen hielten, systematisch durchzuprobieren, aber er glaubte, es war ziemlich genau so, wie Eddie gesagt hatte: Sie würden die verdammten Bestien zu Tode prügeln müssen.
    Es war wie an den anderen Abenden auch: Feuer, kochen, schälen, essen – das Essen war inzwischen langsam und lustlos. Wir werden überdrüssig, dachte Eddie. Sie boten Detta etwas zu essen an, die schrie und lachte und fluchte und fragte, wie lange sie sie noch zum Narren halten wollten, und dann fing sie an, den Körper wild von einer Seite auf die andere zu werfen, ohne darauf zu achten, daß die Fesseln immer enger wurden, sie wollte nur den Rollstuhl umwerfen, damit sie sie wieder aufheben mußten, bevor sie essen konnten.
    Eddie packte sie, kurz bevor es ihr gelungen war, und Roland befestigte die Reifen auf beiden Seiten mit Steinen.
    »Ich mache deine Fesseln etwas lockerer, wenn du dich still hältst«, sagte Roland.
    »Lutsch Scheiße aus meinem Arsch, Wichsah!«
    »Ich weiß nicht, ob das ja oder nein bedeutet.«
    Sie sah ihn mit zusammengekniffenen Augen an und mutmaßte wohl einen unterschwelligen sardonischen Ton in der gleichgültigen Stimme (das fragte sich Eddie auch, wußte aber nicht, ob es so war oder nicht), und nach einem Augenblick sagte sie mürrisch: »Ich bin still. Zu hungrig zum Rumhampeln. Gebter ma jez was Rechtes zu essn oda wollter mich verhungern lassn? Habter das vor? Ihr seid zu scheißfeige, mich abzumurksn, und Gift eß ich niemals nich’, also musses so sein. Aushungern. Nun, wern sehn. Klar. Wern schon sehn.«
    Sie schenkte ihnen wieder das grauenerregende Sichelgrinsen.
    Wenig später schlief sie ein.
    Eddie berührte Rolands Gesicht. Roland sah ihn an, entzog sich der Berührung aber nicht.
    »Mir geht es gut.«
    »Klar, du bist Jim-dandy. Nun, ich will dir was sagen, Jim, wir sind heute nicht sehr weit gekommen.«
    »Ich weiß.« Zudem war da das Problem, daß sie die letzte brauchbare Patrone verbraucht hatten, aber das konnte Eddie gerne vergessen, wenigstens heute abend. Eddie war nicht krank, aber er war erschöpft. Zu erschöpft für weitere schlechte Nachrichten.
    Nein, er ist nicht krank, noch nicht, aber

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