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Der dunkle Turm - Gesamtausgabe

Der dunkle Turm - Gesamtausgabe

Titel: Der dunkle Turm - Gesamtausgabe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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die in die dunkle Luft davonflogen.
    Er drehte sich um und sah eine Frau, deren Schönheit atemberaubend war und deren Wut einem das Herz gefrieren lassen konnte.
    »KOMMT SCHON, WICHSAH!« schrie sie. »KOMMT NUR HER! KOMMT NUR ZU IHNEN! ICH WERD EUCH’E AUGEN DURCH DE VERDAMMTEN ARSCHLÖCHER RAUSPUSTEN!«
    Sie erledigte einen dritten, der emsig zwischen Eddies gespreizte Beine krabbelte und ihn gleichzeitig verspeisen und kastrieren wollte.
    Er flog wie ein Flohhüpfmännchen fort.
    Roland hatte vermutet, daß sie über eine rudimentäre Intelligenz verfügten, jetzt sah er den Beweis dafür.
    Die anderen wichen zurück.
    Der Hahn des Revolvers schlug auf eine Lusche, und dann pustete sie eines der verbliebenen Monster in Stücke.
    Die anderen liefen noch schneller zum Wasser zurück. Es schien, als hätten sie ihren Appetit verloren.
    Derweil erstickte Eddie.
    Roland machte sich an dem Seil zu schaffen, das eine tiefe Furche in seinen Hals schnitt. Er konnte sehen, wie Eddies Gesicht sich langsam von purpur zu schwarz verfärbte. Eddies Bewegungen wurden immer schwächer.
    Dann wurden seine Hände von kräftigeren weggestoßen.
    »Ich kümmere mich darum.« Sie hatte ein Messer in der Hand… sein Messer.
    Kümmere mich worum? dachte er, während sein Bewußtsein schwand. Worum kümmerst du dich, wo wir jetzt beide deiner Gnade ausgeliefert sind?
    »Wer bist du?« fragte er heiser, während sich eine Dunkelheit schwärzer als die Nacht über ihn senkte.
    »Ich bin drei Frauen«, hörte er sie sagen, und es war, als würde sie vom Rand eines tiefen Brunnens zu ihm sprechen, in den er fiel. »Ich, die war; ich, die kein Recht zu sein hatte und dennoch war; ich, die Frau, die du gerettet hast.
    Ich danke dir, Revolvermann.«
    Sie küßte ihn, das wußte Roland noch, aber danach kannte Roland lange Zeit nur noch Dunkelheit.

 
     
     
     
     
Letztes Mischen

 
    Letztes Mischen

1
     
    Zum erstenmal seit scheinbar tausend Jahren dachte der Revolvermann nicht an den Dunklen Turm. Er dachte nur an den Hirsch, der zum Teich auf der Lichtung im Wald heruntergekommen war.
    Er zielte mit der linken Hand über den umgestürzten Baumstamm.
    Fleisch, dachte er und feuerte, während ihm warmer Speichel in den Mund schoß.
    Verfehlt, dachte er in dem Sekundenbruchteil nach dem Schuß. Dahin. Meine Fähigkeit… dahin.
    Der Hirsch brach tot am Rand des Teichs zusammen.
    Bald würde der Gedanke an den Turm ihn wieder erfüllen, aber vorerst dankte er nur allen Göttern, die existieren mochten, daß er noch zielen konnte, und er dachte an Fleisch, an Fleisch, an Fleisch. Er steckte den Revolver wieder in den Halfter – den einzigen, den er jetzt trug – und stieg über den Baumstamm, hinter dem er geduldig gelegen hatte, während der Spätnachmittag in die Dämmerung übergegangen war, und auf etwas wartete, das groß genug zum Essen sein würde.
    Ich werde gesund, dachte er voller Staunen, während er das Messer zog. Ich werde wirklich gesund.
    Er sah die Frau nicht, die hinter ihm stand und ihn mit abschätzenden braunen Augen betrachtete.
     
     

2
     
    Im Anschluß an die Konfrontation am Ende des Strandes hatten sie ausschließlich Hummerfleisch gegessen und brackiges Bachwasser getrunken. Roland konnte sich kaum an diese Zeit erinnern; er war tobend im Delirium gewesen. Manchmal nannte er Eddie Alain, manchmal Cuthbert, und die Frau nannte er immer Susan.
    Sein Fieber ließ allmählich nach, und sie begannen den mühsamen Weg in die Berge. Eddie schob die Frau manchmal im Rollstuhl, und manchmal schob er Roland darin, während er sie huckepack trug, ihre Arme fest um seinen Nacken geschlungen. Meistens ließ der Weg es aber nicht zu, daß einer von beiden fuhr, und das erschwerte das Vorankommen. Roland wußte, wie erschöpft Eddie war.
    Die Frau wußte es auch, aber Eddie beschwerte sich nie.
    Sie hatten zu essen; in den Tagen, als Roland zwischen Leben und Tod im Fieber lag und von längst toten Personen und längst vergangenen Zeiten sprach, töteten Eddie und die Frau immer und immer und immer wieder. Allmählich hielten sich die Monsterhummer von ihrem Strandabschnitt fern, aber da hatten sie schon genügend Fleisch, und als sie endlich in ein Gebiet kamen, wo Obst und Pflanzen wuchsen, aßen sie alle drei heißhungrig davon. Sie hungerten nach Gemüse. Und die wunden Stellen auf ihrer Haut verschwanden eine nach der anderen. Einige der Gräser waren bitter, andere süß, aber sie aßen alles, wie es auch

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