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Der dunkle Turm - Gesamtausgabe

Der dunkle Turm - Gesamtausgabe

Titel: Der dunkle Turm - Gesamtausgabe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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schlief, kam er zu Roland zurück.
    Roland kramte in der Tasche, in der jetzt schwer die Patronen aus der anderen Welt lagen. Es dauerte nicht lange, und er hatte in dem, was ihm noch von seinem Leben verblieben war, gefunden, was er suchte.
    Den Kieferknochen.
    Den Kieferknochen des Mannes in Schwarz.
    »Wir werden eine Weile hier bleiben«, sagte er. »Und ich werde wieder gesund werden.«
    »Weißt du, wann das sein wird?«
    Roland lächelte ein wenig. Das Zittern ließ nach, der Schweiß trocknete in der kühlen Nachtluft. Aber in Gedanken sah er immer noch die Gestalten, die Ritter und Freunde und Geliebten und Feinde alter Zeiten, die immer nach oben gingen, die er flüchtig in den Fenstern gesehen hatte, ehe sie verschwunden waren; er sah den Schatten des Turms, in dem sie gefangen waren, schwarz und lang und gnadenlos über eine Ebene des Blutes und des Todes und der unbarmherzigen Prüfungen fallen.
    »Ich nicht«, sagte er und nickte zu Susannah. »Aber sie wird es wissen.«
    »Und dann?«
    Roland hielt Walters Kieferknochen hoch. »Der hier hat gesprochen.«
    Er sah Eddie an. »Er wird wieder sprechen.«
    »Es ist gefährlich.« Eddies Stimme war tonlos.
    »Ja.«
    »Nicht nur für dich.«
    »Nein.«
    »Ich liebe sie, Mann.«
    »Ja.«
    »Wenn du ihr weh tust…«
    »Ich werde tun, was ich tun muß«, sagte der Revolvermann. »Und wir sind unwichtig. Ist es so?«
    »Ich liebe euch beide.«
    Der Revolvermann sah Eddie an, und Eddie stellte fest, daß Rolands Wangen im vergehenden Bernsteinlicht des Lagerfeuers feucht glitzerten.
    Der Revolvermann weinte.
    »Das beantwortet nicht meine Frage. Du wirst weitermachen, nicht?«
    »Ja.«
    »Bis zum bitteren Ende.«
    »Ja. Bis zum bitteren Ende.«
    »Was auch geschieht.« Eddie sah ihn voller Liebe und Haß und voll des schmerzenden Eifers eines Mannes an, der sterbend und hoffnungslos nach dem Verstand, dem Willen und den Bedürfnissen eines anderen Mannes greift.
    Der Wind ließ die Bäume stöhnen.
    »Du hörst dich an wie Henry, Mann.« Eddie hatte selbst angefangen zu weinen. Er wollte nicht. Er haßte es zu weinen. »Auch er hatte einen Turm, aber der war nicht dunkel. Erinnerst du dich, wie ich dir von Henrys Turm erzählt habe? Wir waren Brüder, und ich schätze, wir waren Revolvermänner. Wir hatten diesen Weißen Turm, und er bat mich auf die einzige Weise, die er konnte, mit ihm dorthin zu gehen. Also habe ich gesattelt, weil er mein Bruder war, kapierst du das? Wir sind auch dort angekommen. Wir haben den Weißen Turm gefunden. Aber er war Gift. Er hat ihn umgebracht. Er hätte mich auch umgebracht. Du hast mich gesehen. Du hast mehr als nur mein Leben gerettet. Du hast meine verfluchte Seele gerettet.«
    Eddie hielt Roland und küßte seine Wange. Schmeckte seine Tränen.
    »Also? Wieder satteln? Wieder losziehen und auf den Mann warten?«
    Der Revolvermann sagte kein Wort.
    »Ich meine, wir haben nicht viele Menschen gesehen, aber sie sind irgendwo, und wenn ein Turm im Spiel ist, ist auch ein Mann im Spiel. Und du wartest auf den Mann, weil du den Mann treffen mußt und letztendlich zählt nur das Geld, oder vielleicht sprechen auch die Kugeln und nicht das Geld. Ist es das? Satteln? Den Mann treffen? Denn wenn sich die ganze Scheiße nur wiederholen soll, hättet ihr beiden mich den Hummern überlassen sollen.« Eddie sah ihn mit dunklen Ringen unter den Augen an. »Ich war dreckig, Mann. Und wenn ich etwas herausgefunden habe, dann ist es, daß ich nicht dreckig sterben will.«
    »Es ist nicht dasselbe.«
    »Nein? Du willst mir sagen, daß du nicht süchtig bist?« Roland sagte nichts.
    »Wer wird durch eine verzauberte Tür kommen und dich retten, Mann? Weißt du das? Ich weiß es. Niemand. Du hast alle auserwählt, die du auserwählen konntest. Von jetzt an hast du keine andere Wahl mehr, als deine verfluchte Pistole zu ziehen, denn mehr hast du nicht mehr. Genau wie Balazar.«
    Roland sagte nichts.
    »Willst du das einzige wissen, das mich mein Bruder je gelehrt hat?« Seine Stimme war belegt und von Tränen gedämpft.
    »Ja«, sagte der Revolvermann. Er beugte sich nach vorne und sah Eddie durchdringend in die Augen.
    »Er hat mich gelehrt: Wenn man tötet, was man liebt, ist man verflucht.«
    »Ich bin schon verflucht«, sagte Roland ruhig. »Aber vielleicht können selbst die Verfluchten gerettet werden.«
    »Wirst du uns alle miteinander umbringen?«
    Roland sagte nichts.
    Eddie packte die Fetzen von Rolands Hemd. »Wirst du zulassen, daß

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