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Der dunkle Turm - Gesamtausgabe

Der dunkle Turm - Gesamtausgabe

Titel: Der dunkle Turm - Gesamtausgabe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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noch nie von einer Schule namens Markey Academy gehört.
     
     

12
     
    Er wartete eine Weile in der oberen Lobby, dann stellte er fest, daß ein Aufseher ihn mit wachsendem Interesse betrachtete, und überlegte sich, daß es nicht klug wäre, noch länger zu warten – er konnte nur hoffen, daß die Klasse, der er sich vorübergehend angeschlossen hatte, schon gegangen war.
    Er sah auf die Armbanduhr, verzog das Gesicht zu einer Grimasse, die, wie er inbrünstig hoffte, nach Herrje! Wie spät es schon ist! aussah, und stapfte nach unten. Die Klasse – und die hübsche farbige Lehrerin, die über den Ausdruck französischer Urlaub gelacht hatte – waren verschwunden, und Jake dachte, daß es besser wäre, wenn er sich auch davonmachte. Er würde noch eine Weile herumschlendern – langsam, wegen der Hitze – und dann mit der U-Bahn fahren.
    An der Ecke Broadway und Forty-second machte er bei einer Würstchenbude halt und opferte einen Teil seines knappen Geldvorrats für ein Würstchen und ein Nehi. Er setzte sich auf die Treppe eines Bankhauses, um sein Mittagessen zu sich zu nehmen, was sich als schwerer Fehler erwies.
    Ein Polizist, der den Schlagstock in einer Reihe komplizierter Manöver schwang, kam auf ihn zu. Er schien sich auf nichts anderes zu konzentrieren, aber als er auf der Höhe von Jake war, stieß er den Stock blitzschnell ins Futteral und drehte sich zu Jake um.
    »Sag mal, mein Freund«, begann er. »Keine Schule heute?«
    Jake hatte das Würstchen hinuntergeschlungen, aber nun blieb ihm der letzte Bissen im Hals stecken. Das war ein verdammtes Pech. Sie befanden sich am Times Square, dem Abschaumzentrum Amerikas; hier trieben sich überall Dealer, Junkies, Huren und Kinderschänder herum… aber dieser Bulle achtete nicht auf sie, sondern auf ihn.
    Jake schluckte mühsam, dann antwortete er: »In meiner Schule finden heute die Abschlußprüfungen statt. Ich mußte heute nur eine Arbeit schreiben. Dann durfte ich gehen.« Er verstummte, und der stechende, suchende Blick in den Augen des Polizisten gefiel ihm nicht. »Ich hatte die Erlaubnis«, fügte er unbehaglich hinzu.
    »Hm-hmm. Kann ich einen Ausweis sehen?«
    Jake verlor den Mut. Hatten seine Eltern die Polizei schon benachrichtigt? Nach dem gestrigen Abenteuer war das ziemlich wahrscheinlich. Unter normalen Umständen würde die Polizei von New York einem vermißten Kind nicht eben viel Beachtung schenken, zumal es nur einen halben Tag fort war, aber sein Vater war eine große Nummer beim Sender und brüstete sich immer damit, daß er sämtliche Hebel in Bewegung setzen konnte. Jake bezweifelte, daß dieser Polizist ein Bild von ihm hatte… aber die Personalien, das war gut möglich.
    »Nun«, sagte Jake widerwillig, »ich habe meine Schülerfahrkarte von Mittwelt-Eisenbahnen, aber das ist alles.«
    »Mittwelt-Eisenbahnen? Nie gehört. Wo ist das? Queens?«
    »Mittstadt meine ich, Mid- Town«, sagte Jake. Herrgott, das ging völlig schief, und zwar schnell. »Wissen Sie? Auf der Thirty-third?«
    »Hm-hmmm. Das genügt.« Der Polizist streckte die Hand aus.
    Ein Schwarzer, dem Dreadlocks über die Schultern des zitronengelben Anzugs fielen, sah herüber. »Nimmn hopps, Wachmasta«, sagte diese Erscheinung fröhlich. »Reißm sein klein weißn Arsch auf! Tu deine Flicht, soffott!«
    »Halt die Klappe und schieß in den Wind, Eli«, sagte der Polizist, ohne sich umzudrehen.
    Eli lachte, ließ mehrere Goldzähne blitzen und ging seines Wegs.
    »Warum fragen Sie ihn nicht nach einem Ausweis«, fragte Jake.
    »Weil ich momentan dich frage. Rück ihn raus, Junge.«
    Der Bulle kannte entweder seinen Namen oder spürte, daß etwas faul war – was eigentlich nicht überraschend sein sollte, war er doch der einzige weiße Junge in dieser Gegend, der nicht unterwegs war. Es lief so oder so auf eines hinaus: Es war hirnrissig gewesen, hier sein Mittagessen zu verzehren. Aber seine Füße hatten weh getan, und er hatte Hunger gehabt – großen Hunger.
    Du wirst mich nicht aufhalten, dachte Jake. Ich kann nicht zulassen, daß du mich aufhältst. Ich soll mich heute nachmittag mit jemandem in Brooklyn treffen… und ich werde dort sein.
    Anstatt in die Brieftasche zu greifen, griff er in die Hosentasche und holte den Schlüssel heraus. Er hielt ihn dem Polizisten hin; der Sonnenschein des späten Vormittags ließ helle Flecken über Wangen und Stirn des Mannes tanzen. Er riß die Augen auf.
    »He!« keuchte er. »Was hast du da, Junge?«
    Er

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