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Der dunkle Turm - Gesamtausgabe

Der dunkle Turm - Gesamtausgabe

Titel: Der dunkle Turm - Gesamtausgabe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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Henry. »Die olle Be-Bop-Maryanne, die nach der Zeitung gehüpft ist. Wuff! Wuff!«
    Eddie sah seinen Bruder mit einem Ausdruck an, der mißbilligend sein sollte… und dann gab er auf und lachte schallend. Jake sah die rückhaltlose Liebe in dem aufschauenden Gesicht und dachte sich, daß Eddie seinem großen Bruder eine Menge nachzusehen haben würde, bis er es als sinnlos aufgab.
    »Also gehen wir jetzt?« fragte Eddie. »Du hast gesagt, wir können. Nach der Schule.«
    »Ich habe gesagt vielleicht. Ich weiß nicht, ob ich zu Fuß bis dahin gehen will. Mom wird auch schon zu Hause sein. Vielleicht sollten wir es bleibenlassen. Heimgehen und in die Glotze starren.«
    Sie waren jetzt zehn Schritte vor Jake und entfernten sich weiter.
    »Ach, komm schon! Du hast es gesagt!«
    Nach dem Gebäude, an dem die beiden Jungs gerade vorbeigingen, kam ein Maschendrahtzaun mit einem offenen Tor. Dahinter, sah Jake, lag der Spielplatz, von dem er gestern nacht geträumt hatte… jedenfalls eine Version davon. Er war nicht von Bäumen umgeben, und es stand auch kein seltsamer U-Bahn-Kiosk mit schwarzen und gelben Streifen auf der Fassade dort, aber der rissige Beton war derselbe. Ebenso die verblaßten gelben Strafraumlinien.
    »Nun… vielleicht. Weiß nicht.« Jake merkte, daß Henry seinen Bruder wieder hänselte. Aber Eddie nicht; er war zu sehr darauf fixiert, wo er noch hingehen wollte. »Werfen wir ein paar Körbe, während ich darüber nachdenke.«
    Er nahm seinem jüngeren Bruder den Ball weg, dribbelte unbeholfen auf das Spielfeld und setzte zu einem Wurf an, bei dem der Ball hoch am Brett landete und herunterfiel, ohne den Korb auch nur gestreift zu haben. Henry war gut darin, kleinen Mädchen eine Zeitung wegzunehmen, dachte Jake, aber auf dem Basketballfeld war er eine Null.
    Eddie ging nach ihm durch das Tor, knöpfte die Kordhose auf und zog sie aus. Darunter trug er die grünen Madras-Shorts, die Jake im Traum gesehen hatte.
    »Oh, trägt er seine kurzen Höschen?« sagte Henry. »Sind sie nicht niiieedlich?« Er wartete, bis sein Bruder auf einem Bein balancierte, um die Kordhose auszuziehen, dann warf er den Basketball nach ihm. Es gelang Eddie, diesen wegzuschlagen, womit er sich wahrscheinlich eine blutige Nase ersparte, aber er verlor das Gleichgewicht und fiel auf den Betonboden. Er holte sich keine Schnittwunden, aber das wäre gut möglich gewesen, sah Jake; jede Menge Glasscherben funkelten am Zaun in der Sonne.
    »Komm schon, Henry, laß das«, sagte er, aber nicht im geringsten vorwurfsvoll. Jake vermutete, Henry trieb schon so lange diese Scheiße mit Eddie, daß dieser es nur bemerkte, wenn Henry es mit jemand anderem machte – mit der blonden Kartenverkäuferin, zum Beispiel.
    »Tomm sson, Henry, lassas.«
    Eddie stand auf und stapfte aufs Feld. Der Ball war gegen den Maschendrahtzaun geprallt und hüpfte zu Henry zurück. Henry versuchte jetzt, an seinem jüngeren Bruder vorbeizudribbeln. Eddie streckte die Hand schnell wie der Blitz, aber seltsam zaghaft aus und nahm ihm den Ball ab. Er duckte sich mühelos unter Henrys ausgestrecktem, fuchtelndem Arm durch und sprintete zum Korb. Henry setzte ihm mit finsterem Stirnrunzeln nach, aber er hätte ebensogut ein Schläfchen halten können. Eddie schnellte mit angewinkelten Knien und zusammengepreßten Beinen hoch und warf den Ball in den Korb. Henry ergriff ihn und dribbelte zum Seitenstreifen.
    Das hättest du nicht machen sollen, Eddie, dachte Jake. Er stand unmittelbar hinter der Stelle, wo der Zaun aufhörte, und beobachtete die beiden Jungs. Das schien sicher zu sein, zumindest vorläufig. Er trug die Sonnenbrille seines Dad, und die beiden Jungs waren so in ihr Spiel vertieft, daß sie nicht mitbekommen hätten, wenn Präsident Carter zum Zuschauen gekommen wäre. Jake bezweifelte sowieso, daß Henry wußte, wer Präsident Carter war.
    Er ging davon aus, daß Henry seinen Bruder als Strafe für das Ballwegnehmen foulen würde, und zwar schwer, aber er hatte Eddies Listigkeit unterschätzt. Henry täuschte einen Ausfall an, den Jakes Mutter durchschaut haben würde, aber Eddie schien darauf hereinzufallen. Henry stürmte an ihm vorbei und zum Korb, wobei er den Ball den größten Teil des Weges trug. Jake war überzeugt, Eddie hätte ihn mühelos einholen und ihm den Ball wieder wegnehmen können, aber statt das zu tun, blieb der Junge zurück. Henry warf ihn noch – ungeschickt –, und der Ball prallte vom Rand ab. Eddie packte ihn… und

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