Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der dunkle Turm - Gesamtausgabe

Der dunkle Turm - Gesamtausgabe

Titel: Der dunkle Turm - Gesamtausgabe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
Vom Netzwerk:
ließ ihn zwischen den Fingern durchrutschen. Henry schnappte ihn, drehte sich herum und warf ihn durch den Ring ohne Netz.
    »Eins zu eins«, keuchte Henry. »Bis zwölf?«
    »Klar.«
    Jake hatte genug gesehen. Es würde knapp werden, aber letztendlich würde Henry gewinnen. Eddie würde dafür sorgen. Es würde ihn nicht nur vor einer Tracht Prügel bewahren; es würde Henry auch in gute Laune versetzen und ihn aufgeschlossener für Eddies Vorhaben machen.
    He, Dämlack – ich glaube, dein kleiner Bruder führt dich schon lange wie eine Marionette, und du hast nicht die leiseste Ahnung, oder?
    Er wich zurück, bis ihm das Mietshaus am Nordende des Spielplatzes die Sicht auf die Gebrüder Dean nahm. Er lehnte sich an die Wand und lauschte dem Hüpfen des Balls auf dem Spielfeld. Bald schnaufte Henry wie Charlie Tschuff-Tschuff, wenn dieser einen steilen Berg hinauffuhr. Er rauchte natürlich; Typen wie Henry rauchten immer.
    Das Spiel dauerte fast zehn Minuten, und als Henry endlich seinen Sieg verkünden konnte, war die Straße voll von anderen Kindern auf dem Nachhauseweg. Einige warfen Jake im Vorübergehen seltsame Blicke zu.
    »Gutes Spiel, Henry«, sagte Eddie.
    »Nicht schlecht«, schnaufte Henry. »Du fällst immer noch auf das alte Antäuschen rein.«
    Logisch, dachte Jake, ich glaube, er wird darauf reinfallen, bis er etwa achtzig Pfund schwerer ist. Dann wirst du vielleicht eine Überraschung erleben.
    »Sieht so aus. He, Henry, können wir uns jetzt bitte das Haus ansehen?«
    »Ja, warum nicht. Machen wir es.«
    »Na prima!« rief Eddie. Das Klatschen von Haut auf Haut war zu hören; wahrscheinlich versetzte Eddie seinem Bruder einen freundschaftlichen Klaps. »Boß!«
    »Geh rauf in die Wohnung. Sag Mom, wir sind gegen halb fünf oder fünf wieder da. Aber sag nichts von der Villa. Sie würde einen Scheißanfall bekommen. Sie denkt auch, daß es dort spukt.«
    »Soll ich ihr sagen, daß wir rüber zu Dewey’s gehen?«
    Schweigen, während Henry darüber nachdachte. »Nee. Sie könnte Mrs. Bunkowski anrufen. Sag ihr… sag ihr, wir gehen zu Dahlie’s, um Hoodsie Rockets zu holen. Das wird sie glauben. Und bitte sie noch um ein paar Piepen.«
    »Sie wird mir kein Geld geben. Nicht zwei Tage vor dem Zahltag.«
    »Dummes Zeug. Du kannst es aus ihr rauskitzeln. Geh jetzt.«
    »Okay.« Aber Jake hörte nicht, daß Eddie sich in Bewegung setzte. »Henry?«
    »Was?« Ungeduldig.
    »Spukt es wirklich in der Villa, was meinst du?«
    Jake ging ein wenig näher an den Spielplatz heran. Er wollte nicht bemerkt werden, war aber mehr als überzeugt, daß er das hören mußte.
    »Nee. Es gibt keine richtigen Spukhäuser – nur in dummen Filmen.«
    »Oh.« Eddies Stimme klang unmißverständlich erleichtert.
    »Aber wenn es je eines gegeben hätte«, fuhr Henry fort (der vielleicht nicht wollte, daß sein kleiner Bruder zu erleichtert war, überlegte Jake), »dann wäre es die Villa. Ich habe gehört, daß vor ein paar Jahren zwei Kinder von der Norwood Street reingegangen sind, um Pimmel zu begutachten, und die Bullen haben sie gefunden, da waren ihre Kehlen aufgeschlitzt, und das ganze Blut aus ihren Leichen war verschwunden. Aber an ihnen oder um sie herum wurde kein Blut entdeckt. Kapiert? Das ganze Blut war fort.«
    »Verscheißerst du mich?« hauchte Eddie.
    »Nee. Aber das war noch nicht das Schlimmste.«
    »Was dann?«
    »Ihr Haar war schlohweiß«, sagte Henry. Die Stimme, die Jake vernahm, war ernst. Er hatte eine Ahnung, daß Henry seinen Bruder diesmal nicht hänselte, daß er diesmal jedes Wort glaubte, das er erzählte. (Er bezweifelte auch, daß Henry genug Hirn besaß, sich so eine Geschichte auszudenken.) »Beide. Und ihre Augen waren weit aufgerissen, als hätten sie das Allergräßlichste auf der ganzen Welt gesehen.«
    »Ach, verschon mich«, sagte Eddie, aber seine Stimme klang gedämpft, ehrfürchtig.
    »Willst du immer noch hin?«
    »Klar. Wenn wir nicht… du weißt schon… zu nah ran müssen.«
    »Dann geh zu Mom. Und versuch, ihr ein paar Piepen abzuluchsen. Ich brauch Zigaretten. Und nimm den Scheißball mit.«
    Jake zog sich zurück und versteckte sich im Eingang des nächstgelegenen Mietshauses, als Eddie gerade durch das Spielplatztor kam.
    Zu seinem Entsetzen kam der Junge im gelben T-Shirt in Jakes Richtung. Ach du dickes Ei! dachte Jake. Wenn er nun ausgerechnet in diesem Haus wohnt?
    So war es. Jake hatte gerade noch Zeit, sich umzudrehen und die Namen auf den Klingelschildern zu

Weitere Kostenlose Bücher