Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der dunkle Turm - Gesamtausgabe

Der dunkle Turm - Gesamtausgabe

Titel: Der dunkle Turm - Gesamtausgabe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
Vom Netzwerk:
ein Knüller in Jakes Buch steckt, dachte sie. Roland kann Blaine nicht bezwingen, und ich glaube, das weiß er auch. Ich glaube, er wusste es schon vor einer Stunde.
    »Blaine, ich geschehe einmal pro Minute, zweimal jeden Augenblick, aber nicht einmal in hunderttausend Jahren. Was bin ich?«
    Und so würde der Wettstreit weitergehen, begriff Susannah. Roland würde fragen, und Blaine würde weiter ohne ein Zögern antworten, was zunehmend schrecklicher wirkte, wie ein allsehender, allwissender Gott. Susannah hatte ihre kalten Hände im Schoß verschränkt und beobachtete, wie sich das leuchtende Pünktchen Topeka näherte, dem Ort, wo jeder Streckendienst aufhörte, dem Ort, wo der Pfad ihres Ka-Tet auf der Lichtung enden würde. Sie dachte an die Hunde des Wasserfalls, wie sie aus den donnernden weißen Wassermassen unter dem dunklen Sternenhimmel herausgeragt hatten; sie dachte an deren Augen.
    An deren elektrisierende blaue Augen.

Kapitel 3

D IE J AHRMARKTSGANS
     

1
     
    Eddie Dean – der nicht wusste, dass Roland ihn manchmal als Ka-Mai betrachtete, als Narren des Ka – hörte alles und nichts; sah alles und nichts. Das Einzige, was wirklich Eindruck auf ihn machte, nachdem der Rätselwettstreit richtig begonnen hatte, war das Feuer, das aus den Steinaugen der Hunde schoss; als er die Hand hob, um die Augen vor dem grellen Kettenblitzleuchten abzuschirmen, musste er an das Portal des Balkens auf der Lichtung des Bären denken, wie er das Ohr dagegengedrückt und das ferne, traumartige Summen von Maschinen gehört hatte.
    Als Eddie sah, wie die Augen der Hunde aufleuchteten, als er hörte, wie Blaine die Energie in seine Batterien leitete und sich für seine letzte rasende Fahrt durch Mittwelt auflud, hatte er gedacht: Nicht alles ist stumm in den Hallen der Toten und den Räumen des Ruins. Auch jetzt funktioniert noch einiges von dem Zeug, das die Alten zurückgelassen haben. Und das ist das Schreckliche daran, ist es nicht genau so? Ja. Genau das ist das Schreckliche.
    Danach war Eddie kurze Zeit bei seinen Freunden gewesen, geistig wie körperlich, aber dann versank er wieder in sein Nachdenken. Eddie hat sich ausgeklinkt, hätte Henry gesagt. Lasst ihn in Ruhe.
    Das Bild von Jake, wie er Feuerstein und Stahl aufeinander schlug, ging ihm nicht aus dem Sinn; er gestattete seinem Verstand, ein, zwei Sekunden dabei zu verweilen wie eine Biene, die sich an einer süßen Blume labt, und dann wandte er sich wieder anderen Dingen zu. Nicht diese Erinnerung nämlich wollte er haben; sie war nur der Weg zu dem, was er wirklich wollte, eine Tür wie diejenigen am Ufer des Westlichen Meeres oder diejenige, die er in den Sand des sprechenden Rings gekritzelt hatte, bevor sie Take gezogen hatten… nur war die jetzige Tür in seinem Verstand. Was er wollte, befand sich dahinter; im Augenblick machte er nichts anderes, als… nun… am Schloss herumzuspielen.
    Ausgeklinkt, in der Henrysprache.
    Sein Bruder hatte seine Zeit überwiegend damit verbracht, Eddie fertig zu machen – weil Henry Angst vor ihm hatte und eifersüchtig auf ihn war, wie Eddie schließlich klar wurde –, aber er erinnerte sich an einen Tag, als Henry ihn aus der Fassung brachte, indem er etwas Nettes sagte. Sogar besser als nett; unfassbar.
    Ein paar von ihnen hatten in der Gasse hinter Dahlie’s gesessen, manche aßen Eis – Popsicles und Hoodsie Rockets –, manche rauchten Kents aus einer Packung, die Jimmie Polino – Jimmie Polio hatten sie ihn alle genannt, weil er dieses versaute Mistding hatte, diesen Klumpfuß – aus der Kommodenschublade seiner Mutter stibitzt hatte. Logischerweise hatte Henry zu denen gehört, die rauchten.
    Es gab gewisse Möglichkeiten, in der Bande, zu der Henry gehörte (und zu der Eddie, als sein kleiner Bruder, ebenfalls gehörte), auf bestimmte Dinge anzuspielen; das Rotwelsch ihres erbärmlichen kleinen Ka-Tet. In Henrys Bande verprügelte man nie jemanden; man schickte ihn mit einem verdammten Milzriss nach Hause. Man trieb es nie mit einem Mädchen; man fickte die Schlampe, bis sie um Gnade winselte. Man wurde nie high; man knallte sich eine echte Bombe rein. Und man machte nie Krawall mit einer anderen Bande; man ließ die Sau raus.
    Die Diskussion an jenem Tag hatte sich darum gedreht, wen man bei sich haben wollte, wenn man die Sau rausließ. Jimmie Polio (er durfte als Erster sprechen, weil er die Zigaretten besorgt hatte, die Henrys Kumpane die beschissenen Krebsstängel nannten) entschied sich

Weitere Kostenlose Bücher