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Der dunkle Turm - Gesamtausgabe

Der dunkle Turm - Gesamtausgabe

Titel: Der dunkle Turm - Gesamtausgabe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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hätte… oder als seinem patrono… er hätte es niemals zugelassen. Und du weißt es. Sie weiß es.«
    Tante Cord verdrehte die Augen und ließ einen Finger am Ohr kreisen, als wäre Susan verrückt geworden. »Sie selbst hat zugestimmt, Miss O So Jung Und Hübsch. Aye, das hat Sie. Und wenn Ihre kindischen Launen Sie jetzt dazu verleiten, ungeschehen machen zu wollen, was geschehen ist…«
    »Aye«, stimmte Susan zu. »Ich habe mich auf den Handel eingelassen, das habe ich. Nachdem Sie mich Tag und Nacht damit bekniet hat, nachdem Sie in Tränen aufgelöst zu mir gekommen ist…«
    »Das habe ich nie getan!«, rief Cordelia gekränkt.
    »Hat Sie es so schnell vergessen, Tante? Aye, wahrscheinlich. So wie Sie heute Abend vergessen haben wird, dass Sie mich beim Frühstück geschlagen hat. Nun, ich habe es nicht vergessen. Sie hat geweint, o ja, und mir gesagt, Sie fürchte, man werde uns von dem Land jagen, da wir keinen rechtlichen Anspruch mehr darauf hätten, dass wir auf der Straße sitzen würden, Sie hat geweint und gesagt…«
    »Höre Sie auf, mich so anzusprechen!«, brüllte Tante Cord. Nichts auf der Welt konnte sie so in Rage bringen, als ihrerseits mit Sie und Ihr angesprochen zu werden. »Sie hat ebenso wenig ein Recht darauf, die alten Anreden in den Mund zu nehmen, als Sie ein Recht auf Ihr schafsdummes Gejammere hat. Los doch! Hinaus!«
    Aber Susan machte weiter. Ihre Wut war wie eine Flut, die sich nicht umleiten ließ.
    »Sie hat geweint und gesagt, wir würden hinausgeworfen werden, nach Westen geschickt, dass ich die Heimat meines Da’ oder Hambry nie wiedersehen würde… Und dann, als ich genug Angst hatte, hat Sie von dem süßen kleinen Baby gesprochen, das ich haben könnte. Dass man uns das Land zurückgeben würde, das von vornherein uns gehört hat. Dass man uns die Pferde zurückgeben würde, die ebenfalls von vornherein uns gehört haben. Als Zeichen für die Aufrichtigkeit des Bürgermeisters bekomme ich ein Pferd, das ich selbst als Fohlen zur Welt habe bringen helfen. Und was habe ich getan, das alles zu verdienen, was sowieso mir gehört hätte, wenn nicht ein einziges Dokument verloren gegangen wäre? Was habe ich getan, dass er dir Geld geben sollte? Was habe ich anderes getan, als zu versprechen, mich von ihm ficken zu lassen, während die Frau, mit der er seit vierzig Jahren verheiratet ist, wenige Zimmer entfernt schläft?«
    »Also will Sie das Geld?«, fragte Tante Cord und lächelte wütend. »Wirklich und wahrhaftig und aye? Dann soll Sie es haben. Nehme Sie’s, behalte Sie’s, verliere Sie’s, verfüttere Sie’s den Schweinen, mir ist es gleich!«
    Sie drehte sich zu ihrer Handtasche um, die an einem Pfosten beim Herd hing. Sie kramte darin herum, aber ihre Bewegungen verloren bald ihre Schnelligkeit und Überzeugungskraft. Links der Küchentür war ein ovaler Spiegel angebracht, und darin konnte Susan das Gesicht ihrer Tante sehen. Was sie da sah – eine Mischung aus Hass, Missfallen und Habgier –, deprimierte sie zutiefst.
    »Vergesse Sie es, Tante. Ich sehe, wie ungern Sie es hergeben will, und ich will es sowieso nicht haben. Es ist Hurengeld.«
    Tante Cord drehte sich mit entsetztem Gesicht zu ihr um; die Handtasche war passenderweise bereits vergessen. »Das ist kein Huren, du dummes Ding! Einige der größten Frauen der Geschichte waren Feinsliebchen, und einige der größten Männer wurden von Feinsliebchen geboren. Das ist kein Huren!«
    Susan riss die rote Seidenbluse von ihrem Bügel und hielt sie hoch. Das Hemd schmiegte sich an ihre Brüste, als hätte es sich die ganze Zeit danach gesehnt, sie zu berühren. »Und warum schickt er mir dann diese Hurenkleider?«
    »Susan!« Tränen standen in Tante Cords Augen.
    Susan warf ihr die Bluse genau wie die Orangenschnitze entgegen. Die Bluse landete zu Cords Füßen. »Heb sie auf, und zieh sie selbst an, wenn du magst. Und mach du doch die Beine für ihn breit, wenn du magst!«
    Sie drehte sich um und stürzte zur Tür hinaus. Der halb hysterische Schrei ihrer Tante war ihr gefolgt: »Gehe Sie nicht hinaus und komme auf dumme Gedanken, Susan! Auf dumme Gedanken folgen dumme Taten, und für beides ist es zu spät! Sie hat eingewilligt!«
    Das wusste sie. Und so schnell sie mit Pylon auch auf der Schräge reiten mochte, sie konnte diesem Wissen nicht entkommen. Sie hatte zugestimmt, und so entsetzt Pat Delgado auch über die Klemme hätte sein mögen, in die sie sich selbst gebracht hatte, eines wäre ihm

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