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Der dunkle Turm - Gesamtausgabe

Der dunkle Turm - Gesamtausgabe

Titel: Der dunkle Turm - Gesamtausgabe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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Stiefel auf den Kopf. Ein Laut, als würden viele trockene kleine Zweige gebrochen. Zähe Flüssigkeit spritzte unter dem Absatz von Rolands Stiefel hervor in zwei Richtungen. Sie sah schwarz aus. Das Ding krümmte und wand sich wie von Sinnen. Der Revolvermann trat fester mit dem Stiefel auf.
    Eine Welle kam.
    Die Scheren der Monstrosität hoben sich einen Zentimeter… zwei Zentimeter… zitterten und sanken dann nach unten, wo sie sich zuckend öffneten und schlossen.
    Der Revolvermann nahm den Fuß weg. Der zackige Schnabel des Dinges, der ihm bei lebendigem Leibe zwei Finger und einen Zeh abgebissen hatte, ging langsam auf und zu. Ein Fühler lag abgebrochen im Sand. Der andere zitterte sinnlos.
    Der Revolvermann trat wieder zu. Und noch einmal.
    Er kickte den Stein mit einem angestrengten Grunzen beiseite und schritt an der rechten Körperseite der Monstrosität vorbei, während er methodisch mit dem linken Fuß trampelte, die Schale zerschmetterte und die bleichen Gedärme auf den dunkelgrauen Sand quetschte. Es war tot, aber er wollte dennoch auf seine Weise damit umspringen, er war noch niemals so grundlegend verletzt worden, in seinem ganzen Leben nicht, und alles war so unerwartet geschehen.
    Er machte weiter, bis er die Kuppe eines seiner eigenen Finger im sauren Matsch des Dinges sah, bis er den weißen Staub unter dem Fingernagel erblickte, der vom Golgatha stammte, wo er und der Mann in Schwarz ihr langes Gespräch gehabt hatten, und dann wandte er sich ab und übergab sich.
    Der Revolvermann schritt wie ein Betrunkener zum Wasser zurück, hielt die verletzte Hand ans Hemd, drehte sich von Zeit zu Zeit um und vergewisserte sich, daß das Ding nicht noch lebte, gleich einer zähen Wespe, die man immer wieder zerquetschen kann und die dennoch zuckt, die betäubt, aber nicht tot ist; um sich zu vergewissern, daß es ihm nicht folgte und mit der tödlich verzweifelten Stimme seine unverständlichen Fragen stellte.
    Auf halbem Wege am Strand blieb er schwankend stehen, sah zu der Stelle, wo er gewesen war, und erinnerte sich. Er war offenbar direkt unterhalb der Flutlinie eingeschlafen. Er ergriff seine Tasche und den zerrissenen Stiefel.
    Im kahlen Licht des Mondes sah er andere Geschöpfe derselben Art, und er konnte in den Zäsuren zwischen einer Welle und der nächsten ihre fragenden Stimmen hören.
    Der Revolvermann wich einen Schritt nach dem anderen zurück, bis er den Grasrand des Strandes erreichte. Dort setzte er sich und erledigte alles, was ihm einfiel: Er bestreute die Stummel seiner Finger und Zehen mit dem letzten Rest seines Tabaks, um die Blutung zu stillen, und er trug ihn dick auf, obwohl das Brennen erneut begann (sein fehlender großer Zeh hatte sich zu dem Chor gesellt). Danach saß er nur noch da, schwitzte trotz der Kälte, machte sich Gedanken wegen Infektionen, fragte sich, wie er ohne die beiden fehlenden Finger seiner rechten Hand in dieser Welt bestehen wollte (was die Waffen anbetraf, so waren beide Hände gleichwertig gewesen, aber bei allem anderen regierte seine rechte Hand), fragte sich, ob der Biß des Dinges ein Gift enthalten haben mochte, das sich bereits in ihm ausbreitete, und fragte sich, ob der Morgen jemals kommen würde.

 
     
     
     
     
DER GEFANGENE

 
ERSTES KAPITEL
Die Tür

1
     
    Drei. Das ist deine Schicksalszahl.
    Drei?
    Ja, drei ist mystisch. Drei ist im Herzen des Mantras.
    Welche drei?
    Der erste ist jung und dunkelhaarig. Er steht am Rand von Raub und Mord. Ein Dämon hat von ihm Besitz ergriffen. Der Name des Dämons heißt HEROIN.
    Was ist das für ein Dämon? Ich kenne ihn nicht, nicht einmal aus Kindergeschichten.
    Er versuchte zu sprechen, aber seine Stimme war dahin, die Stimme des Orakels, Sternendirne, Hure der Wende, beide waren dahin; er sah eine Karte vom Nichts ins Nichts flattern, die sich in der trägen Dunkelheit drehte und drehte. Auf ihr grinste ein Pavian über die Schulter eines jungen Mannes mit dunklem Haar; seine beunruhigend menschlichen Finger waren so tief im Nacken des Mannes vergraben, daß ihre Spitzen im Fleisch versunken waren. Als er näher hinsah, erkannte der Revolvermann, daß der Pavian eine Peitsche in einer seiner klammernden, würgenden Hände hielt. Das Gesicht des gepeinigten Mannes schien sich in stummem Entsetzen zu verzerren.
    Der Gefangene, flüsterte der Mann in Schwarz (der einstmals ein Mann gewesen war, dem der Revolvermann vertraut hatte, ein Mann namens Walter) gesellig. Etwas beunruhigend, nicht?

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