Der Durst der Toten
hatte.
Aber dies war nicht die Zeit für Überlegungen.
Lilith stürmte los, auf Secada zu, dem sie eine Warnung zuschrie, weil er wie ein hypnotisiertes Kaninchen auf seine Mörder wartete.
Endlich reagierte er. Warf sich herum und rannte ihr entgegen.
Die Klaue eines der Vampire wischte durch die Luft, traf Secada in den Rücken und trieb ihn Lilith entgegen. Er strauchelte.
Aber Lilith war bereits bei ihm und verhinderte seinen Sturz.
Damit er schneller und intuitiver reagieren konnte, löste sie ihre Hypnose, mit der sie auch schon die Besatzung des Krankenwagens in ihren Bann gebracht hatte, gab Secada seinen uneingeschränkt freien Willen zurück und dirigierte ihn zum Schlafzimmer. Die Verfolger waren ihnen dicht auf Fersen.
Vampire!
Sie konnte es noch immer nicht glauben.
Eine Welt ohne Vampire hatte Gott versprochen, bevor er sie schlafend zurückgelassen hatte .
»Was geht hier vor?« Secada leistete plötzlich Widerstand. Gegen sie!
Lilith ignorierte seine Befreiungsversuche. »Willst du leben? Dann mußt du hier raus!« Sie stieß ihn förmlich über die Schwelle des Schlafzimmers und warf die Tür ins Schloß.
Der Schlüssel steckte. Ein Knacken ertönte, als sie ihn hastig drehte.
»Was ist passiert?« fragte Secada. »Wie komme ich -«
Die Tür wölbte sich unter einem heftigen Schlag nach innen, hielt aber noch stand.
»Wir haben zehn Sekunden - vielleicht weniger«, zischte Lilith Se-cada zu. »Willst du die mit Reden vergeuden?« Sie wies auf das Fenster, das sie schon geöffnet hatte. »Los, du mußt über die Feuerleiter nach unten! Schnell!«
Wahrscheinlich wußte er selbst nicht, woher er sein plötzliches Vertrauen in sie nahm. Aber er gehorchte.
So schnell er konnte, kletterte Darren durch das Fenster, tastete nach den Leitersprossen.
Lilith befand sich noch im Zimmer, als die Tür aus den Angeln gesprengt wurde.
Die Unheimlichen stürmten herein.
Keine Chance! dachte Darren. Er war überzeugt, sterben zu müssen.
Gleich nach Lilith Eden .
Lilith stand den Vampiren Auge in Auge gegenüber, dicht vor dem Fenster, durch das sich gerade Secada gezwängt hatte.
Die Angreifer stürzten sich auf die sichere Beute.
Lilith wartete nicht nur den Aufprall ab, sondern auch, bis die Hände ihre Feinde Halt an ihr gefunden hatten.
Dann ließ sie sich nach hinten fallen, kippte rücklings aus dem Fenster. Und zog die Vampire mit sich.
Im freien Fall leitete Lilith die Metamorphose ein und verwandelte sich in ihr zweites Ich: eine Fledermaus. Der Sturz endete abrupt, als ihre ledrigen Schwingen die Nachtluft peitschten.
Die Finger der Vampire lösten sich mit einem Ruck vom Symbion-ten, als dieser sich blitzartig zusammenzog.
Lilith wußte nicht, ob die beiden Gestalten schreiend in die Tiefe stürzten. Sie hörte auch nicht den Aufschlag. Für die Dauer der Metamorphose war ihr Gehör auf andere Frequenzen ausgerichtet.
Danach kreiste sie noch eine Weile benommen über der Stelle, wo die Blutsauger zum Liegen gekommen waren.
Es waren keine echten Vampire, durchfuhr es sie, sonst wären sie nicht so leicht umgekommen. Es müssen Dienerkreaturen gewesen sein ...
Auch die hätte es nicht mehr geben dürfen!
Als sie beobachtete, wie Darren Secada das Ende des Leitergewirrs erreichte und auf die beiden reglosen Körper zueilte, landete Lilith unmittelbar bei ihm und verwandelte sich zurück.
Secada bemerkte sie erst, als sie ebenfalls neben den Körpern niederkniete, die sich jeden Knochen im Leib gebrochen hatten.
»Sie sehen wieder aus wie ... wie normale Menschen!« stöhnte Secada, der die Hand eines der Toten hielt, als hätte er seinen Puls gemessen. Als hätten noch die geringsten Zweifel bestanden, daß er wahrhaftig tot war. »Aber oben in meinem Apartment . Ich - verstehe nicht . Wie können sie .«
Ich verstehe es auch nicht, dachte Lilith.
Die Köpfe der beiden Leichen waren in einem unmöglichen Win-kel verdreht. Ihr Genick war gebrochen.
Aber warum waren sie dann nicht zu Staub zerfallen, wie alle Dienerkreaturen, die sie in ihrem Leben schon getötet hatte?
Darren Secada beugte sich tiefer und wurde kreidebleich. Als hätte der Schock ihn erst jetzt wie ein Blitzschlag getroffen.
Ab diesem Moment wirkte er uralt.
»Nein ...«, stammelte er. »Das ist ... unmöglich! Nicht schon ... wieder ...!«
»Was nicht schon wieder?« Lilith half suggestiv nach, daß er redete.
»Es ist wie bei Manson . genau wie bei Manson! Diese beiden sind nicht gerade eben erst
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