Der Earl und sein verführerischer Engel (Historical) (German Edition)
wie Emily sein geordnetes Leben durcheinandergebracht hatte, kam er jedoch gleich wieder auf den Boden der Tatsachen zurück. Nie hätte er damit gerechnet, eines Tages für Frau und Kinder verantwortlich zu sein – zumindest nicht so bald.
„Ist sonst noch jemandem bekannt, dass ich verheiratet bin?“, fragte er plötzlich und sah von seiner Liste auf.
„Schon möglich“, erwiderte Quentin. „Die Bediensteten reden schließlich. Obwohl Vater natürlich möchte, dass Stillschweigen über die Sache gewahrt wird.“
Falls die Diener tatsächlich Bescheid wussten, war vermutlich bereits halb London unterrichtet. Stephen wurde höchst unbehaglich, als er sich das Gerede ausmalte.
„Wir sind zum Konzertabend der Yarringtons eingeladen“, erzählte Quentin weiter. „Ich sollte dich wohl besser vorwarnen – Miss Hereford wird auch da sein.“
Stephen unterdrückte einen Fluch. Falls er an der Veranstaltung teilnahm, würde es sich nicht vermeiden lassen, dass er auf die junge Dame traf. Irgendwie war sie dem Glauben verfallen, dass er sich etwas aus ihr machte – dabei hatte er nichts getan, um sie zu ermutigen. Wahrscheinlich waren seine Eltern die Schuldigen und hatten die junge Dame in die Irre geführt.
Wenn er mit Emily dort auftauchte, würde das die Angelegenheit sicher ein für alle Mal bereinigen. Er versuchte, sich seine Frau in einem Ballkleid vorzustellen, das blonde Haar hochgesteckt und mit Perlen und Diamanten geschmückt. Es gelang ihm nur mit Mühe.
Umso leichter fiel es ihm, sie sich mit mehlbestäubten Händen und einer Schürze um die Taille auszumalen. Wieder erwachte Verlangen in ihm, obwohl er sich nicht daran erinnerte, jemals mit ihr das Bett geteilt zu haben. Ob sie noch unberührt war? Oder war ihm das Gefühl ihres nachgiebigen Körpers unter dem seinen vertraut?
Im Augenblick erschien es ihm wesentlich wichtiger, Antworten auf diese Fragen zu finden, als einen weiteren Vortrag seines Vaters über sich ergehen zu lassen.
„Wenn du mich entschuldigen würdest.“ Er stand vom Tisch auf und verabschiedete sich von seinem Bruder. Doch bevor er den Raum verlassen konnte, trat James Chesterfield durch die Tür. Er hob die Hand, um seinen Sohn aufzuhalten.
„Wohin willst du?“, fragte er anklagend.
„Nach Hause, zu meiner Frau“, entgegnete Stephen und hielt dem Blick seines Vaters stand.
„Sie darf nicht mehr lange deine Frau sein“, warnte ihn der Marquess. „Emily Barrow ist unzumutbar als Countess. Ihre Familie hatte kein Vermögen, und nach dem Skandal …“
„Es reicht.“ Stephen versuchte, die Beherrschung nicht zu verlieren. „Es handelt sich um eine rechtsgültige Verbindung. Du kannst nichts dagegen unternehmen.“
Er hatte keine Ahnung, warum er Emily so vehement verteidigte, zumal er sich selbst noch nicht ganz im Klaren darüber war, ob er weiterhin an ihrer Seite bleiben wollte. Schließlich hatte er noch nicht einmal entschieden, ob er überhaupt eine Frau wollte – doch das würde er seinem Vater gegenüber niemals eingestehen.
Der Marquess verzog das Gesicht zu einer wütenden Grimasse. „Falls du auf dieser Farce bestehen solltest, werde ich dir meine finanzielle Unterstützung entziehen.“
„Ich habe selbst genügend Vermögen“, entgegnete Stephen ruhig.
„Wage es bloß nicht, sie der Gesellschaft als deine Ehefrau vorzustellen, ich warne dich. Die Konsequenzen würden dir ganz und gar nicht gefallen.“
„Guten Tag, Vater.“ Stephen ging an dem Marquess vorbei und gab sich keine Mühe mehr, seinen Ärger zu verbergen. James war wie besessen davon, andere zu kontrollieren, und er liebte es zu streiten. Weder für das eine noch das andere beabsichtigte Stephen ihm zur Verfügung zu stehen – zumindest das lag in seiner Macht.
Fürs Erste würde er zu Emily zurückkehren, denn er musste Entscheidungen treffen, da ihm die Wahrheit jetzt bekannt war. Und zwar unabhängig davon, ob er weiterhin mit ihr verheiratet bleiben wollte oder nicht.
Es war ein sonniger Vormittag, und Emily genoss den Bummel durch Mayfair. Anstatt von ihrer Zofe ließ sie sich von zwei Dienern begleiten, von denen sie sich im Notfall Schutz versprach. Stephen hatte ihr eine ansehnliche Summe zur Verfügung gestellt, damit sie besorgen konnte, was sie benötigte, aber ihr war unwohl mit so viel Geld in ihrem Besitz. Beklommen dachte sie daran, wie abhängig sie von Stephen war. Er hatte ihre Familie tatsächlich gerettet und sorgte für Royce und
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