Der Earl und sein verführerischer Engel (Historical) (German Edition)
blank?“
„Komplett.“
Das letzte Mal, als er seinen Bruder gesehen hatte, war Quentin nach Thropshire geschickt worden, auf eines der kleineren Anwesen der Familie. Wann war das genau? überlegte Stephen angestrengt.
Januar. Es musste Ende Januar gewesen sein, als Quentin abgereist war. Stephen seufzte unhörbar. Ein weiteres Puzzleteilchen fügte sich ein.
„Wann hat Vater dir erlaubt, wieder nach Hause zu kommen?“, erkundigte er sich. Quentins Unvermögen, mit Geld umzugehen, war ein ständiger Stein des Anstoßes zwischen Vater und Sohn, und der Marquess hatte seinem jüngsten Sprössling durch die Verbannung vor weiteren Versuchungen schützen wollen.
„Vor zwei Tagen.“ Quentin nahm sich eine Portion Spiegeleier, die mit Pilzen garniert waren, und legte eine große Scheibe knusprig gebratenen Speck dazu. „Aber zurzeit bist du das schwarze Schaf, habe ich recht?“
„Es hat den Anschein. Ich schätze, dir ist nichts von meiner Hochzeit bekannt?“
„Rein gar nichts.“ Quentin setzte sich ihm gegenüber. „Aber es dauert bestimmt nicht lange, bis ganz London darüber Bescheid weiß.“
Stephen sah stirnrunzelnd auf seinen Frühstücksteller und fand es schwierig, sich zu konzentrieren. Eigentlich hätte es ein Leichtes sein müssen, wieder zu seinem alten Leben zurückzukehren. Stattdessen sorgten die fehlenden Erinnerungen für Verwirrung. So vieles hatte sich innerhalb so weniger Monate verändert.
„Was ist mit Hannah? Ist sie immer noch auf der Schule?“ Seit dem letzten Winter hatte er seine sechzehnjährige Schwester nicht mehr gesehen.
„Ja. Mutter sucht bereits nach geeigneten Heiratskandidaten für sie.“
Der Gedanke, dass irgendein Mann seine unschuldige Schwester berührte, missfiel Stephen zutiefst. „Hannah ist doch noch gar nicht alt genug für eine Ehe. Sie hat ja noch nicht einmal debütiert.“
„Unsere Mutter hat Großes vor mit ihr, wusstest du das nicht? Sie ist immer noch verärgert, dass du ihren Plan für deine Hochzeit so durchkreuzt hast.“
Bei dem Gedanken verzog Stephen das Gesicht.
„Ist sie denn so schrecklich?“, fragte Quentin. „Deine Frau?“ Und als Stephen ihn verwirrt ansah, fügte er hinzu: „Du wirkst ziemlich niedergeschlagen.“
Das war milde ausgedrückt. Niedergeschlagenheit bezeichnete noch nicht einmal annähernd den Grad seines Verdrusses und seiner Verärgerung.
„Mit Emily ist alles in Ordnung.“ Wenn man einmal davon absah, dass er nicht den leisesten Schimmer hatte, warum er mit ihr verheiratet war. In der vergangenen Woche hatte er nur wenig Zeit in seinem Stadthaus verbracht, und auch Emily schien seine Gesellschaft zu meiden.
Er legte sein Besteck beiseite und rieb sich geistesabwesend den Nacken. In seinen Schläfen machten sich die ersten Anzeichen neuerlichen Kopfwehs bemerkbar. „Warst du noch hier, an dem Abend, als ich …“ Beinahe hätte er verschwunden bin gesagt, besann sich dann aber eines Besseren. „Als ich abgereist bin? Oder bereits in Thropshire?“
Quentin schenkte sich Tee ein. „Ich bin hier gewesen. Mutter hatte mich für ein paar Tage zurück nach London beordert. Sie war anscheinend davon ausgegangen, dass du deine Verlobung mit Miss Hereford bekannt geben würdest, weswegen sie meine Anwesenheit für unerlässlich hielt.“ Sein Bruder schmunzelte. „Du hast ganz bestimmt Vaters Pläne für die nächste Generation der Dynastie der Chesterfields zunichtegemacht. Als Mutter gestern Abend beim Dinner deine Ehe erwähnte, habe ich einen Moment gedacht, dass er in Ohnmacht fällt.“
Es schien nicht von Belang zu sein, dass Stephen niemals auch nur das geringste Anzeichen von Interesse an Miss Hereford gezeigt hatte. Sowohl sein Vater als auch seine Mutter waren wie versessen darauf, diese Ehe zu arrangieren. Er bemitleidete die junge Dame für das, was sie durchgestanden haben musste.
„Erzähl mir mehr über den Ball von Lady Carstairs“, bat er, um auf ihr früheres Gesprächsthema zurückzukommen.
„Das hört sich ja beinahe so an, als würdest du dich nicht daran erinnern.“ Neugierig sah Quentin ihn an.
Sein Bruder hatte die ärgerliche Eigenschaft, sehr aufmerksam zu sein.
„So ist es.“ Stephen schenkte sich eine weitere Tasse Tee ein und gab Sahne hinzu. „Es ist, als hinge eine undurchdringliche Wolke über meinen Erinnerungen an die letzten Monate. Ich weiß, was im Januar geschehen ist, und ich weiß, wie ich vor ein paar Wochen in Falkirk aufgewacht bin. Doch alles
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