Der Earl und sein verführerischer Engel (Historical) (German Edition)
dazwischen – Februar, März, April und sogar ein Teil vom Mai – scheint verloren zu sein. Ich versuche herauszufinden, was geschehen ist.“
Quentin nickte und rieb sich das Kinn. „Ich tue, was ich kann, um dir zu helfen. Was willst du wissen?“
„Alles.“ Irgendwo musste er ja beginnen, die Vergangenheit wieder mit Leben zu füllen.
„Du hast nach dem Bruder deiner Frau gesucht, nach Lord Hollingford“, erzählte Quentin ernst. „Als du ihn nicht finden konntest, bist du verschwunden. Das war das Letzte, was wir von dir hörten. Vater ließ auf allen Anwesen herumfragen, aber niemand wusste etwas. Mutter hat sich Sorgen gemacht, dir könnte etwas Schreckliches zugestoßen sein.“
Soweit es Stephen betraf, war ihm tatsächlich etwas Schreckliches zugestoßen. Die Narbe auf seiner Brust entsprang ganz gewiss nicht seiner Einbildung – obwohl er sich nicht an den Schmerz erinnerte, den er erlitten haben musste. Außerdem wusste er auch nicht zu sagen, ob sie ihm von gemeinen Dieben oder jemand noch Bedrohlicherem zugefügt worden waren.
„Man hat versucht, mich umzubringen“, gab er zu. „Und ich habe keine Ahnung, aus welchem Grund.“
Besorgt musterte Quentin seinen Bruder, bevor er schwach lächelte. „Zugegeben, ein oder zwei Mal habe ich auch schon mit dem Gedanken gespielt. Du machst es einem nicht immer leicht.“
„Ich meine es ernst.“
„Stell dir vor, dann wäre ich der Erbe von Vaters Vermögen“, sann Quentin weiter und deutete auf den Frühstückstisch.
„Du kannst gerne alles haben.“ Stephen wusste, dass sein Bruder heilfroh war, die Freiheiten des jüngsten Sohnes zu genießen. Bis zum zarten Alter von neun Jahren war es ihm selbst ja genauso ergangen.
„Aber da ist noch etwas.“ Stephen warf einen vorsichtigen Blick zur Tür, bevor er seinen Gehrock auszog und den Hemdkragen lockerte. „Würdest du dir das mal anschauen?“ Er enthüllte die Tätowierung unterhalb des Kragens.
„Was ist das?“, fragte Quentin besorgt.
„Ich habe keine Ahnung. Sehe ich aus wie jemand, der sich freiwillig tätowieren lässt?“
Quentin lachte unsicher. „Vielleicht hast du eine Wette verloren.“
„Möglicherweise“, entgegnete Stephen, während er seine Kleidung wieder richtete. Allerdings hielt er das nicht für sehr wahrscheinlich.
„Sieht nach orientalischen Schriftzeichen aus. Könnte Sanskrit sein.“
War er nach Indien gereist? Oder hatten ihm das seine Angreifer angetan? Er würde alles in seiner Macht Stehende tun, um es herauszufinden.
Stephen lenkte das Gespräch auf ein neutraleres Thema, und sein Bruder berichtete ihm detailliert von einem erfolglosen Geschäft mit einer Schiffsladung.
„Der Gewinn aus dem Erlös der Fracht wurde gestohlen“, gestand Quentin. „Wir haben eine Menge Geld verloren.“
Stephen läutete nach einem Diener und ließ sich Schreibzeug bringen, um sich Aufzeichnungen zu machen. „Welches Schiff war es?“
„Die Lady Valiant .“
Als sein Bruder den Namen erwähnte, hoffte Stephen auf eine Eingebung, die zu einer Antwort auf seine Fragen führen würde, aber leider vergebens. Er erinnerte sich, das Geschäft getätigt zu haben, aber es kam ihm nicht anders vor als bei all den anderen Schiffen.
Dann schrieb er die Namen der Investoren nieder, die von dem Verlust betroffen waren. Viscount Carstairs war einer von ihnen, Stephen selbst und … Hollingford. Auch Emilys Bruder hatte in die Lady Valiant investiert. Dessen war Stephen sich aus irgendeinem Grunde sicher.
„Nicht schon wieder eine von deinen Listen“, protestierte Quentin. „Das hier soll ein Gespräch sein und keine protokollierte Sitzung.“
„Ich gebe sorgfältig protokollierten Details den Vorzug.“
„Und deswegen sei dem Himmel Dank, dass du derjenige von uns beiden bist, der die Ländereien verwaltet. Wenn ich so viele Listen wie du führen müsste, würde ich schreiend aus dem Zimmer rennen.“
„Du würdest einfach nur die Rechnungen bezahlen und keinen Gedanken darauf verschwenden, woher das Geld dafür kommt“, erwiderte Stephen.
„Ganz genau. Solange du und Vater mich unterstützen, ist das alles, was mich interessiert.“ In einem spöttischen Toast hob Quentin seine Teetasse.
Stephen runzelte die Stirn, während er Schätzungen über Gewinne und mögliche Verluste für jedes Schiff anstellte. Die Zahlen vermittelten ihm ein beruhigendes Gefühl der Ordnung, und er dankte Gott, endlich etwas Vertrautes tun zu können. Als er daran dachte,
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