Der Earl und sein verführerischer Engel (Historical) (German Edition)
Morgenmantel, doch Stephen hielt sie fest.
„Ich tue, was ich kann, damit die Kinder bei uns bleiben“, versicherte er.
„Ich gebe sie nicht her“, beharrte sie. „Sie sind meine Kinder und nicht die meines Onkels.“
„Möglicherweise bleibt dir keine Wahl.“
War er tatsächlich dieser Meinung? Dann verstand er sie nicht. Auch wenn sie die beiden nicht auf die Welt gebracht hatte, so waren Royce und Victoria das Einzige, was ihr von ihrer Familie geblieben war. „Ich schere mich nicht um das Gesetz.“
„Ich schon.“
Seine Worte machten sie sprachlos. Würde er sich wirklich lieber an Paragrafen halten, anstatt die Kinder zu schützen? Seine entschlossene Miene ließ sie ahnen, dass es ihm damit ernst war.
Aber bei einem Mann, der sich weigerte, diejenigen, die sie liebte, zu schützen, konnte sie nicht bleiben.
16. KAPITEL
Ein versalzenes Gericht lässt sich retten, indem man eine geschälte rohe Kartoffel hineingibt, um das Salz aufzunehmen. Um ranziges Schmalz wieder genießbar zu machen, zerschneide man einen grünen Apfel und brate ihn in dem Fett. Mitunter gelingt es, etwas Misslungenes wieder zu erneuern …
– aus dem Kochbuch der Emily Barrow –
D ie Vormittagssonne schien hell durch die Vorhänge, als Stephen von den Haushaltsbüchern, mit denen er sich schon seit Stunden beschäftigte, das erste Mal wieder aufsah. Vergangene Nacht hatte Emily ihn aufgefordert, ihr Schlafzimmer zu verlassen, was sich nicht gerade förderlich auf seine ohnehin schlechte Laune ausgewirkt hatte. Seiner Meinung nach benahm sie sich wie ein überreiztes Frauenzimmer, das nicht zur Vernunft kommen wollte. Ihre neuerliche Feindseligkeit ihm gegenüber verstand er nicht. Nach der gemeinsam verbrachten Nacht hatte er geglaubt, dass solche Regungen der Vergangenheit angehören würden.
Falls Hollingfords Letzter Wille tatsächlich besagte, dass Nigel Barrow die Vormundschaft über die Kinder erhalten sollte, hatte der Mann das Gesetz auf seiner Seite. Trotzdem würde Stephen die Kinder keinem Fremden anvertrauen, ohne sich vergewissert zu haben, dass alles mit rechten Dingen zuging.
Als es klopfte, stand Stephen auf. Vielleicht war seine Frau in der Zwischenzeit zur Vernunft gekommen und wollte sich bei ihm entschuldigen. Doch statt seiner Gattin stand Farnsworth in der Tür. „Vergeben Sie mir, Mylord. Dieses Schriftstück wurde Ihnen von der Kanzlei Mr Robinsons übersandt.“ Der Butler reichte ihm einen verschnürten Packen Papiere.
„Danke, Farnsworth.“
Nachdem der Diener gegangen war, schnitt Stephen die Kordel auf und besah sich das gesiegelte Dokument von allen Seiten. Merkwürdig, dass ein paar Papiere ein solches Chaos in seinem Leben anzurichten vermochten. Er schüttelte den Kopf und setzte seine Augengläser auf. Dann begann er, das Testament zu lesen. Er wusste nicht genau, ob die Verfügung rechtmäßig war, doch es schien damit alles in Ordnung zu sein. Nigel Barrow war, wie Emily befürchtet hatte, tatsächlich zum Vormund von Royce und Victoria bestimmt worden.
Stephen las den Text mehrere Male, ohne etwas Beanstandenswertes zu entdecken. Anschließend schrieb er einen Brief an seinen eigenen Anwalt, denn so, wie der Fall lag, brauchte er den Rat eines Experten. In der Zwischenzeit würde er sich den testamentarischen Anordnungen fügen, nicht jedoch ohne größte Vorsicht walten zu lassen.
Er teilte Emilys Zweifel an der Echtheit des Testaments, das angeblich erst nach Nigels Rückkehr gefunden worden war. Es war nicht auszuschließen, dass es sich um eine Fälschung handelte.
Nigel hatte sie zu sich eingeladen, damit sie ihm die Kinder brachten. Es würde das Beste sein, dem Mann einen Besuch abzustatten. Nur so konnte Stephen entscheiden, ob Nigel vertrauenswürdig war.
Was du heute kannst besorgen, das verschiebe nicht auf morgen, dachte er und begab sich in sein Schlafzimmer. Obwohl er ahnte, dass seine Frau von seinem Alleingang nicht begeistert sein würde, machte er sich auf den Weg, um herauszufinden, was für ein Mensch ihr Onkel war.
Die Reise nahm anderthalb Tage in Anspruch. Zu Stephens Überraschung war Nigels Anwesen äußerst eindrucksvoll und übertraf seine Erwartungen bei Weitem. Als seine Kutsche die Einfahrt hinauffuhr, erregten die tadellos gepflegten Gärten und Rasenflächen seine Bewunderung.
Obwohl Emilys Onkel keinen Titel trug, stand sein Reichtum dem eines Viscounts oder Barons in nichts nach. Ganz Falkirk hätte in einen einzigen Flügel des
Weitere Kostenlose Bücher