Der Earl und sein verführerischer Engel (Historical) (German Edition)
verzichtete er auf weitere Fragen, denn zumindest kannte er jetzt die Herkunft der mysteriösen Zeichen.
Anant wandte sich an Emily. „Die Kinder, Memsahib, geht es ihnen gut?“
Emily nickte lächelnd. „Sie sind auf Falkirk, falls Sie ihnen einen Besuch abstatten möchten.“
Die beiden unterhielten sich leise, während Anant ihnen half, den Raum wieder in Ordnung zu bringen. Die Sonne stand schon tief am Himmel, als Stephen seine Frau zur Seite nahm und sie bat, schon einmal vorzugehen und bei den Pferden auf ihn zu warten. „Bevor wir aufbrechen“, schloss er, „möchte ich noch kurz allein mit Anant reden.“
„Es gibt nichts, was ihr nicht in meiner Gegenwart besprechen könntet“, protestierte Emily.
„Die Angelegenheit betrifft dich nicht.“
„Alles hier betrifft mich“, entgegnete sie wütend. „Falls ihr über meinen Bruder sprechen wollt, habe ich ein Recht darauf, dabei zu sein.“ Sie umklammerte seinen Arm. „Oder geht es etwa um deine Geliebte?“
„Wir reden später darüber.“
„Worüber? Dass du lieber zu ihr als zu deiner Familie gegangen bist? Was soll ich davon halten?“
„Ich bin fast verblutet, verdammt noch mal. Mir stand der Sinn nicht nach einer Liebesnacht. Sie hat mir das Leben gerettet.“
Niedergeschlagen senkte Emily den Blick, und er wiederholte: „Warte bei den Pferden, ich komme gleich.“
Obwohl sie gehorchte, ahnte Stephen, dass das Gespräch für sie noch längst nicht beendet war.
Als er sicher sein konnte, dass sie sich außer Hörweite befand, wandte er sich an Anant. „Die chinesische Tätowierung. Es gibt noch jemanden, der sie hat“, begann er vorsichtig, um nicht zu viel zu enthüllen. „Sein Name ist Carstairs.“
„An Ihrer Stelle würde ich ihm nicht trauen, Mylord. Der Mann hat Lord Hollingford an seine Feinde verraten.“
Stephen erinnerte sich, dass Carstairs finanzielle Schwierigkeiten erwähnt hatte. Konnte er möglicherweise den Erlös der Schiffsladung unterschlagen und Daniel in Verdacht gebracht haben? „Wenn ich noch mehr Fragen haben sollte, finde ich Sie im Dorf?“
Anant nickte. „Ich will versuchen, all Ihre Fragen zu beantworten, Sahib. Und wenn Sie gestatten“, fügte er hinzu, „würde ich gern Master Royce und Miss Victoria besuchen. Sie sind mir ans Herz gewachsen.“
„Selbstverständlich.“ Stephen dankte dem Inder für seine Hilfe. Der Mann verbeugte sich und machte sich zu Fuß auf den Heimweg ins Dorf.
Die Enthüllung von Carstairs’ Verrat beunruhigte Stephen zutiefst, denn er hatte dem Viscount vertraut. Auch jetzt war er noch nicht bereit, Anants Behauptung ohne Beweise zu glauben. Die Sache entpuppte sich als viel verwickelter, als Stephen zunächst angenommen hatte, und es würde Zeit in Anspruch nehmen, Licht ins Dunkel zu bringen. Doch einer Sache war er sich ganz gewiss: Der Schutz von Emily und den Kindern war für ihn von höchster Bedeutung.
An diesem Abend herrschte behagliche Wärme in ihrem Schlafgemach. Emily streifte das züchtige, hochgeschlossene Baumwollnachthemd über und setzte sich in einen der Sessel vor den Kamin, in dem ein lustiges Feuer brannte. Sie zog die Beine an und umschlang ihre Knie. Als plötzlich die Tür aufging und Stephen eintrat, sah sie erschrocken hoch.
„Was willst du?“ Sie zog den Saum des Nachthemds herunter, als sie Stephens wütenden Gesichtsausdruck bemerkte. Auf dem ganzen Ritt zurück nach Falkirk hatte er nicht ein Wort mit ihr gesprochen. Bei seinem Anblick dachte sie an einen Wolf, der im Begriff war, sich auf seine Beute zu stürzen.
„Das weißt du genau. Wir haben unseren Streit nicht zu Ende geführt.“ Stephen entledigte sich seiner Reitstiefel, dann zog er den Reitrock aus und begann, sein Hemd aufzuknöpfen. Er wandte sich um, und Emily konnte sich nicht sattsehen an seinem unbekleideten muskulösen Rücken. Ihre Wangen wurden heiß. Im Nacken prangte die Tätowierung, die Stephen einen Hauch von Geheimnis verlieh, und Emily erkannte, dass das Zeichen ihr Angst einjagte.
Er trat vor ihren Sessel und stützte die Hände auf die Lehnen. Die Flammen warfen tanzende Schatten auf seine kraftvollen Muskeln, und er war ihr so nahe, dass sie den schwachen Brandygeruch in seinem Atem wahrnahm. Doch zweifellos war er nicht betrunken.
„Oh.“ Heute Nachmittag war sie so zornig gewesen, dass sie nicht mit ihm hatte sprechen wollen. Nein, eigentlich stimmt das nicht, verbesserte sie sich insgeheim. Sie war eifersüchtig gewesen, weil seine
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