Der Earl und sein verführerischer Engel (Historical) (German Edition)
Gebäudekomplexes gepasst. Stephen fragte sich, wie es kam, dass Nigel Barrow in solchem Luxus lebte, während der Rest seiner Familie vor Armut nicht ein noch aus gewusst hatte. Es sei denn, Barrow hätte Geld geschickt, das Hollingford wiederum klammheimlich verprasst hatte – was durchaus im Bereich des Möglichen lag.
Die Kutsche kam vor dem prächtigen Eingang zum Stehen, und Stephen stieg aus. Ein Diener öffnete ihm und nahm seine Karte entgegen. Er wurde in einen Salon geführt, dessen Wände mit rosé und hellblau gestreifter Tapete bespannt waren. Mahagonitische, ein Flügel sowie vergoldete Louis-quinze-Fauteuils rundeten das Bild ab.
Nach ein paar Minuten betrat ein untersetzter Gentleman mit weißem Backenbart den Salon. Er stützte sich schwer auf einen Gehstock und lächelte herzlich. „Sie müssen der Earl of Whitmore sein.“
Stephen neigte den Kopf, und der ältere Mann bedeutete ihm mit einer Handbewegung, Platz zu nehmen. „Ich bin Nigel Barrow. Es ist mir eine Freude, Sie kennenzulernen. Allerdings hatte ich gehofft, dass meine Nichte und die Kinder Sie begleiten würden.“
„Bei einem anderen Besuch möglicherweise.“ Stephen nahm die Einladung zu einer Tasse Tee an. Während er auf Sahne und Zucker gänzlich verzichtete, schien Nigel süßem Tee mehr als zugetan, denn er schaufelte drei gehäufte Löffel Zucker in seine eigene Tasse.
„Nun, was führt Sie her, Mylord? Ich vermute, es geht um das Testament.“ Bevor Stephen etwas erwidern konnte, sprach Nigel weiter. „Die Sache mit meinem Neffen tut mir schrecklich leid. Er scheint immer in die falschen Geschäfte investiert zu haben. Ich bedauere, dass ich nicht hier war, um ihm zu helfen.“
„Mir kam zu Ohren, dass er vor einem Jahr in Indien war. Haben Sie ihn dort getroffen?“
Nigel nickte. „Selbstverständlich, selbstverständlich. Er erzählte mir von einigen seiner Verlustgeschäfte, und ich habe ihm Geld geliehen.“ Kopfschüttelnd fügte er hinzu: „Ich hätte es wohl besser direkt an Emily geschickt, wie mir scheint.“
Nigel trank von seinem Tee, bevor er einen weiteren Löffel Zucker hinzugab. „Über die Jahre habe ich Daniel mehrere Hundert Pfund zukommen lassen, aber ich fürchte, dass Emily nie etwas von dem Geld zu Gesicht bekam. Ich war froh, als ich von ihrer Heirat mit Ihnen hörte. Sie hat es im Leben nicht leicht gehabt.“
Obwohl seine Worte nach aufrichtigem Bedauern klangen, war Stephen nicht völlig überzeugt, dass alles so war, wie es den Anschein hatte. „Wie haben Sie von unserer Hochzeit erfahren?“
„Daniel schrieb mir davon. Er glaubte, dass es ihm nun finanziell besser gehen würde, da Emily verheiratet war.“ Achselzuckend setzte Nigel die Teetasse ab.
„Wegen der Kinder …“, begann Stephen. „Emily war sehr bestürzt, als sie erfuhr, dass ihr Bruder Sie als Vormund bestimmt hat. Sie ist wie eine Mutter für Royce und Victoria.“
Nigel lächelte warmherzig. „Ich bin sicher, dass sie sich bestens um sie kümmert. Aber zu der Zeit, als Daniel das Testament aufgesetzt hat, war sie noch unverheiratet und völlig mittellos. Wir beschlossen, dass es das Beste wäre, wenn ich Royces Erbe verwalte, falls Daniel etwas zustoßen sollte – was unglücklicherweise dann ja auch geschehen ist.“ Traurig schüttelte er den Kopf.
„Warum sind Sie erst jetzt nach England zurückgekommen?“, fragte Stephen ruhig. „Und warum haben Sie weder Emily noch die Kinder jemals besucht?“
Nigel stützte die Hände auf die Knie. „Es gab einen Aufstand der Sikhs, und meine Besitztümer in Indien waren in Gefahr. Ich musste mich um die Ländereien kümmern. Aber jetzt herrscht wieder Frieden, und ich kann meine Fehler gutmachen.“ Nigel strahlte. „Ich gestehe, ich möchte Daniels Kinder so richtig verwöhnen, da meiner Frau und mir keine eigenen Kinder vergönnt waren.“ Er stand schwerfällig auf und stützte sich wieder auf dem Stock ab. „Bitte, kommen Sie mit, damit ich Ihnen ihre Zimmer zeigen kann. Ich fürchte, ich habe es ein wenig übertrieben, aber ich konnte mich für keines der Spielzeuge entscheiden, also habe ich sie alle gekauft.“
Er ging Stephen voran die Stufen der prächtigen Marmortreppe hinauf und machte auf dem Absatz eine Verschnaufpause. Ein Lächeln erhellte sein runzliges Gesicht, als er sich Stephen zuwandte. „Vergeben Sie mir, Whitmore. Das ist das Alter, wie ich fürchte.“ Nach einigen Atemzügen setzte er hinzu: „Ich werde immer bedauern, dass
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