Der Earl und sein verführerischer Engel (Historical) (German Edition)
meiner Familie zu helfen?“
„Das stimmt doch gar nicht“, protestierte Nigel. „Wie ich Lord Whitmore bereits erzählte, habe ich deinem Vater und deinem Bruder jedes Jahr Geld geschickt. Es war bestimmt kein Vermögen, aber genug, um deine Familie ordentlich zu ernähren und zu kleiden.“
„Du hast gar nichts geschickt“, widersprach Emily wütend angesichts seiner Lügen. „Statt uns zu unterstützen, bist du nach Indien gereist.“
Er erbleichte. „Hat Daniel dir das erzählt?“, fragte er, unübersehbar bestürzt. „Ich wusste ja, dass er eine Menge Geld verspielt hat, aber alles? Glaubst du wirklich, ich hätte euch nie unterstützt? Kein Wunder, dass du mich so hasst“, fügte er bedauernd hinzu.
Er bedeutete ihr, sich zu setzen, und ließ sich auf einem hellblau bezogenen Sessel nieder, bevor er ein Dienstmädchen anwies, ihnen Tee und Erfrischungen zu bringen. „Emily, würdest du bitte einschenken? Ich fürchte, meine Hände sind nicht mehr so kräftig wie früher.“
Als sie seiner Aufforderung nachkam, fiel ihr auf, dass er erschöpft und abgezehrt wirkte. Tiefe Linien hatten sich um seinen Mund eingegraben. Er gab Zucker in seine Tasse, und als er einen Schluck Tee trank, zitterten seine Hände. „Ich kann nicht glauben, dass Daniel dir alles vorenthalten hat“, sagte er kopfschüttelnd. „Es erscheint mir unvorstellbar.“
Er setzte die Tasse ab. „Ich weiß zwar nicht, was mit dem Geld geschehen ist, aber ich muss dir etwas erklären. Es geht um die Kinder. Hat dein Bruder jemals Royces Erbe erwähnt?“
Emily dachte an Daniels verzweifelte Versuche, beim Glücksspiel zu gewinnen. „Ich fürchte, außer dem Grundbesitz ist kaum etwas übrig, das Royce erben kann.“
Auf einmal schien Nigel beunruhigt. „Vor ein paar Jahren nahm Daniel Verbindung zu mir auf, weil er in den Seehandel investieren wollte. Er lieh sich dafür Geld von mir. Das Schiff brachte so viel Gewinn, dass es ausgereicht hätte, deine Familie auf Dauer gut zu versorgen. Allerdings hat Daniel wohl das meiste davon wieder verspielt.“
Emily widersprach nicht, auch wenn sie bezweifelte, dass Daniel ihre Zukunft aufs Spiel gesetzt hätte. „Er hat zwar gespielt, aber oft brachte er auch Geld nach Hause.“
„Bei der Sache, von der ich rede, ging es um eine größere Summe, Emily“, entgegnete Nigel ernst. „Was mich auf die Kinder bringt. Weil ich wusste, was mit deiner Familie geschehen war, schloss ich im vergangenen Jahr einen Handel mit Daniel ab. Ich lieh ihm das Geld für eine weitere Investition – aber nur unter einer Bedingung.“ Wieder trank Nigel einen Schluck Tee und gab noch mehr Zucker in die Tasse. „Weißt du, er war im Begriff, Royces gesamtes Erbe für das Geschäft zu riskieren, das konnte ich doch nicht zulassen. Deswegen habe ich ihn aufgefordert, mir die Vormundschaft für den Jungen zu übertragen, sollte ihm etwas zustoßen. Daraufhin änderte Daniel das Testament entsprechend. Wir haben den Geschäftserlös dann für Royces zukünftiges Erbe beiseitegelegt.“ Nigel hielt ihr seine Tasse hin, und Emily schenkte ihm Tee nach.
„Bestimmt hast du geglaubt, mir entstünde ein Vorteil dadurch, dass ich die Vormundschaft für die Kinder erhalte“, fuhr er fort. „Aber du kannst mir glauben, dass es mir nur darum geht, Daniels Sohn zu beschützen. Immerhin ist Royce mein Großneffe und der neue Baron Hollingford.“
Ein ungutes Gefühl beschlich Emily. Bedächtig stellte sie ihre Tasse ab, während sie Nigel misstrauisch musterte.
Er hingegen schien ihre Reaktion vorhergesehen zu haben und lächelte. „Ich weiß, was du denkst, meine Liebe, aber du kannst versichert sein, dass mir nie am Titel deines Bruders gelegen war. Wie du sicher bemerkt hast, bin ich außerordentlich wohlhabend. Ich habe ein Vermögen verdient mit dem Kauf und Verkauf von Grundstücken.“ Er beugte sich vor. „Aber ich mache mir Sorgen um Royce – und um die Familie, jetzt, da ich weiß, wie es dir ergangen ist.“ Er lächelte traurig. „Vermutlich hat Daniel dir nie verraten, wo er das Geld, das Royce erben soll, versteckt hat?“
„Nein, davon weiß ich nichts“, erwiderte Emily.
Nigel leerte die Tasse und lächelte schwach. „Nun denn, ich bin sicher, dass es irgendwann wieder auftaucht. Und unterdessen möchte ich die Gelegenheit nutzen und dir nachträglich meine Glückwünsche zu deiner Hochzeit aussprechen.“
Doch so leicht ließ Emily sich nicht vom Thema abbringen. „Warum willst
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