Der Earl und sein verführerischer Engel (Historical) (German Edition)
gut behandeln würde.
Ein Bediensteter hieß sie willkommen und nahm ihr Umhang und Hut ab, bevor er sie in den Salon führte. „Mr Barrow hoffte sehr, dass Sie kommen würden“, ließ er sie wissen. „Ich bin Roberts und stehe zu Ihrer Verfügung. Ich habe Erfrischungen bereitgestellt und gebe Mr Barrow Bescheid, dass Sie angekommen sind.“
Emily blieb stehen, während sie wartete, und sah sich im Raum um. An den Wänden hingen Landschaftsgemälde und außerdem Porträts ihrer Mutter und ihres Vaters. Der Anblick versetzte ihr einen Stich. Sie war erst vierzehn gewesen, als ihre Mutter der Schwindsucht zum Opfer gefallen war. Und ihr Vater … Sie unterbrach den Gedankengang. Es nützte nichts, die Vergangenheit wieder aufleben zu lassen.
„Emily?“
Als sie sich umwandte, stand ihr Onkel in der Tür und lächelte sie freundlich an. „Ich freue mich so sehr, dass du gekommen bist. Darf ich hoffen, dass du eine Weile bleibst?“
Sie ließ die Frage unbeantwortet, weil sie nur hier war, um Royce und Victoria nach Falkirk zurückzubringen. Ohne sich lange mit Höflichkeitsfloskeln aufzuhalten, kam sie zur Sache. „Wo sind die Kinder?“
„Sie spielen oben im Kinderzimmer. Möchtest du sie sehen? Ich verspreche dir, dass ich sie nicht in ein Arbeitshaus geschickt oder versklavt habe“, erwiderte Nigel schmunzelnd.
„Ja, ich würde sie gerne sehen.“
„Dann komm mit.“ Nigel bot ihr den Arm, und Emily hakte sich zögernd unter. Beim Gehen stützte er sich schwer auf einen Stock, und ihr wurde klar, dass Stephen recht gehabt hatte. Sie war nicht darauf gefasst gewesen, dass sie es mit einem schwachen alten Mann zu tun haben würde. Der schmerzerfüllte Ausdruck in Nigels Gesicht, als sie die Treppe hochgingen, bereitete ihr Unbehagen.
„Was ist mit Lord Whitmore?“, fragte sie betont beiläufig. „Ist er hier?“
Nigel nickte und blieb stehen, um zu Atem zu kommen. „Er macht einen Ausritt, glaube ich. Aber er wusste, dass du bald eintreffen würdest.“ Nigel führte sie in den Westflügel und deutete auf die nächste Tür. „Das Kinderzimmer.“
Als er die Klinke drückte, legte Emily ihm die Hand auf den Arm. „Lass mich das tun.“ Nigel nickte als Zeichen seines Einverständnisses, und vorsichtig öffnete Emily die Tür und spähte in den Raum. Royce spielte mit seinen Zinnfiguren. Er hatte sie um eine hölzerne Burg aufgereiht, die mit Katapulten und anderem Kriegsgerät ausgestattet war.
Victoria hielt sich an der Kante einer Spielzeugtruhe fest und machte einige zögerliche Schritte darum herum, um den Keks zu ergreifen, den Anna ihr entgegenhielt. Sobald das Kind Emily erblickte, hellte sich sein Gesichtchen auf. „Mam-mam-mam“, gluckste es, bevor es eilig auf seine Tante zukrabbelte.
Emily nahm das Mädchen auf den Arm und drückte es fest an sich. Sie hatte nicht geahnt, dass sie die Kinder derart vermissen würde. Aber wenigstens konnte sie sich überzeugen, dass sie eine gute Behandlung erfuhren.
Dann hatte auch Royce sie erspäht. „Tante Emily! Da bist du ja!“ Er stürmte auf sie zu, um sie fest zu umarmen.
„Genießt ihr euren Besuch?“, fragte sie lächelnd und versuchte, Victoria davon abzuhalten, nach ihrem Haar zu greifen und es sich in den Mund zu stecken.
Scheinbar desinteressiert zuckte Royce mit den Achseln. „Es gibt viele Spielsachen.“
„Ich habe Royce schon gesagt, dass er mich morgen begleiten muss, um sein Pferd auszusuchen. Er soll selbst entscheiden, welche Fellfarbe er möchte“, bemerkte Nigel mit einem nachsichtigen Lächeln.
Der offensichtliche Bestechungsversuch erzürnte Emily, doch Royce wirkte sonderbar gleichgültig und kehrte zu seinen Zinnsoldaten zurück. Sein Mangel an Begeisterung stimmte Emily misstrauisch.
„Warum gehen wir nicht und unterhalten uns ein wenig?“, schlug Nigel vor. „Ich bin sicher, dass du viele Fragen an mich hast.“ Er öffnete die Tür und bedeutete Emily, ihn zu begleiten.
Als sie allein waren, sagte Emily: „Hältst du es für notwendig, dir seine Zuneigung zu erkaufen? Royce ist viel zu intelligent dafür.“
Nigels Lächeln verblasste. „Was ist falsch daran, dem Jungen die Dinge zur Verfügung zu stellen, die er sich wünscht? An meiner Stelle würdest du dasselbe tun.“ Obwohl es ihn sichtlich einige Anstrengungen kostete, erreichten sie schließlich den Salon.
„Warum soll ich dir glauben, dass du Royce und Victoria so sehr verwöhnen willst, obwohl du nie einen Finger gerührt hast, um
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