Der Eden Effekt
bedeuten, Helmut? Dusty hat nur gesagt, es sei verdammt wichtig.«
Helmut, der auf dem Beifahrersitz saß, drehte sich zu ihr um. »Ganz ehrlich? Skip und Anika gehen ein großes Risiko ein. Ich hoffe, sie wissen, was sie tun.«
»Und warum sind Sie in die Sache involviert?«
Helmut grinste, doch dann wurde sein Blick ernst. »Schatzi hat mich dazu motiviert. Ein kleiner Hund, der vor langer Zeit gestorben ist.«
Mark Schott lehnte sich mit dem Kopf gegen die Betonwand des Kellerraums und starrte ins Licht. Die Lampen in ihrem Gefängnis wurden niemals ausgeschaltet. Jetzt fragte er sich, ob das vielleicht gar nicht so schlecht war.
In dem grellen weißen Licht war es einfacher, die Situation auszuhalten. Er starrte auf seine Hände und auf die Bettwäsche, die völlig verdreckt war, doch es interessierte ihn kaum.
Zweimal am Tag brachte ihnen ein stämmiger Mann Essen auf einem Tablett und einen leeren Eimer. Auf dem Rückweg nahm er das leere Tablett und den Eimer mit, den sie als Toilette benutzten.
»Ich hasse dich«, flüsterte Denise, als die Jungen eingeschlafen waren. Für sie alle war die Situation leichter zu ertragen, wenn sie schliefen. Sobald das Gedankenkarussell sich nicht mehr drehte, begannen zwar die Albträume, doch alles war besser als die Realität.
»Ich hasse mich selbst«, entgegnete Mark ruhig. »Es war nur ein Modell, ein statistisches Modell.«
»Wer bist du?«, zischte Denise mit bösem Blick. Ihr Haar, das sonst immer perfekt frisiert war, sah zerzaust, strähnig und schmutzig aus. Die Bügelfalte in ihrer zerknitterten, fleckigen Hose konnte man nur noch erahnen. Die Bluse, die sie seit der Nacht trug, als sie entführt worden war, betonte ihren vollen Busen und den flachen Bauch – das Ergebnis unzähliger Stunden im Fitnessstudio. Mark fragte sich, ob er ihr sagen sollte, dass ihre makellose Figur der einzige Grund sein könnte, der sie vor einer Kugel bewahrte. Und auch, dass fremde Männer gewillt sein könnten, genug für sie zu bezahlen, sodass es sich lohnte, sie am Leben zu lassen.
Er musterte sie und fragte sich, wie es möglich war, dass sie in eine solche Situation geraten konnten, wo es nur noch ums nackte Überleben ging. Und die Jungen? Verdammt, nicht die Jungen!
»Ich weiß nicht mehr, wer ich bin.« Er starrte auf seine Hände. »Wenn man mir den Professorentitel wegnimmt, bleibt von Mark Schott nichts mehr übrig. Nichts als ein hoffnungsloser Versager.«
»War unser Leben in Laramie so schlecht? War ich so schlecht?«
»Mit dir hatte das nichts zu tun.« Mark spreizte die Finger.
»Hast du mich jemals geliebt?«
Mark zuckte mit den Schultern. »Anfangs ja. Nachdem Will dann geboren wurde, hat sich alles verändert. Du wolltest eine perfekte Mutter und Hausfrau sein. Wir haben uns in unterschiedliche Richtungen entwickelt.«
Denise senkte den Kopf und schaute mit leerem Blick auf ihre Füße und auf das fleckige Bettlaken. »Sucht uns jemand? Interessiert sich überhaupt irgendjemand für unser Schicksal?«
Mark atmete tief ein. »Niemand weiß, wo wir sind. Es gibt aber einen Mann, dem wir nicht egal sind. Allerdings hat er jetzt ein viel größeres Problem, als uns zu finden, und das ist meine Schuld.«
»Und was passiert nun? Erstellst du dieses Modell für sie?«
»Wenn es sein muss.« Er nickte. »Wenn man einem Mann alles wegnimmt, was er hat, und das Leben seiner Familie in die Waagschale wirft, tut er alles, was von ihm verlangt wird. So einfach ist das.«
»Wenn wir hier jemals wieder herauskommen ...«
»Ich hab doch gesagt, dass ich ihnen zeige, wie das Modell funktioniert.«
Denise starrte ihn mit ausdrucksloser Miene an. »Und dann lassen sie uns einfach gehen, obwohl sie wissen, dass wir alles erzählen werden, was wir erlebt haben?« Sie lächelte spöttisch. »Sei kein Dummkopf.«
»Ich bin kein ...« Niedergeschlagen wandte er sich ab.
»Lass mich in Ruhe!« Sie atmete tief ein. »Ich will dich nicht mehr sehen. Ich wünschte, ich ...«
»Es tut mir leid.«
»Sicher. Es tut dir furchtbar leid.« Denise schnaubte verächtlich. »Du Idiot!«
Sie hörten Schritte auf der Treppe. Mark machte sich auf das Schlimmste gefasst. Der Riegel wurde zur Seite geschoben, und als sich die Tür öffnete, stand dort ein stämmiger Mann, der von drei Typen mit grimmigen Mienen begleitet wurde.
Die Jungen wachten auf. Sie setzten sich aufs Bett und blickten ängstlich auf die Männer.
»Zeit zu gehen«, sagte einer von ihnen mit einem starken
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