Der Eden Effekt
sie hinzu: »Schott hat mich überzeugt, dass die Welt nicht mehr zu retten ist. Was meint French dazu?«
»Wir haben den Umkipppunkt überschritten. Es gibt kein Zurück. Es ist nur noch eine Frage der Zeit. Die Gewissheit der Ergebnisse hat sogar sie schockiert.«
Li trat vor und zeigte auf den Lenker, wo sich die Schalter für die Traktionskontrolle befanden. »Mein Dilemma ist, dass ich den Zusammenbruch nicht vorzeitig herbeiführen will. Gewisse Gruppen im Rat des höchsten Führers sind ganz versessen darauf, die Apokalypse auszulösen. Kennen Sie die Zwölfer-Schiiten?«
»Ja sicher.« Skip musterte sie neugierig. »Seit wann hat Mi Chan Li ein Gewissen?«
Ihre dunklen Augen funkelten. »Wenn das hier vorbei ist, will ich in Geld schwimmen. Jetzt stehe ich vor dem Problem, wie ich das erreichen kann, ohne den Iranern einen Vorwand zu liefern, das Ende der Welt heraufzubeschwören, ehe ich den Reichtum genießen kann.«
»Und Schott und seine Familie?«
Sie lächelte verhalten. »Trotz seiner Bildung ist Schott ein einfacher, eingebildeter Mann.«
»Er hat es dennoch geschafft, Ihnen zu entwischen.«
»Und dann hat er das sichere Haus verlassen und sich in ein Café gesetzt, während er von Luccio beobachtet wurde. Der Narr glaubte, er könnte Stephanie in die Knie zwingen.« Sie betrachtete ihn nachdenklich. »Er hat einen Pakt mit dem Teufel geschlossen. Seine Frau und seine Kinder? Dadurch wird alles noch komplizierter. Ich möchte nicht, dass die Jungen verkauft werden. Das ist mir einfach zuwider.«
Skip erkannte an ihrem entschlossenen Blick, wie ernst es ihr war.
»Das möchte ich auch nicht.« Skip steckte die Hände in die Hosentaschen und drückte mit dem Fuß gegen das Hinterrad der BMW, als wollte er den Luftdruck prüfen. »Die Antwort auf Garibaldis Frage lautet: Ja. Wir stimmen dem Deal zu. Dr. Cole ist mit den USB-Sticks bereits unterwegs.«
Li atmete tief ein. »Den Iranern einen Grund zu liefern, eine Atombombe auf Israel zu werfen? Oder ein amerikanisches Kriegsschiff mit Raketen zu bewerfen? Nur um zwei Jungen zu retten? Läuft es darauf hinaus?«
»Der Austausch findet hier statt. Morgen früh um dieselbe Zeit. Darüber verhandeln wir nicht.« Er zeigte auf die Berge. »Das ganze Gebiet ist offen und überschaubar. Keine Chance für irgendwelche Tricks.«
»Bleibt noch die Möglichkeit, dass auf den USB-Sticks nicht das richtige Programm gespeichert ist.«
»Sie haben gesagt, Sie kümmern sich um den Computer. Ich würde Ihnen vorschlagen, auch einen sehr kompetenten Statistiker mitzubringen.«
»Wird Anika French hier sein, um dem Statistiker alles zu erklären?«
»Tut mir leid, Li. Das Risiko, dass Kasperski sie noch einmal in seine Gewalt bringt, möchte ich nicht eingehen. Ein Freund hat sie nach Ramstein gebracht. In diesem Augenblick ist sie irgendwo über dem Atlantik. Randall holt sie in ein paar Stunden auf der Andrews Airbase ab.«
»Das macht die Sache etwas komplizierter.«
»Was stört Sie an Dr. Cole? Sie hat wochenlang an dem Modell gearbeitet und bringt es hierher.«
Li streckte eines ihrer langen Bein aus und starrte auf den Boden. Sie hatte schöne, muskulöse Beine wie eine Tänzerin. »Okay, damit kommen wir klar.«
»Und ich möchte, dass Luccio Garibaldi auch zu unserem Treffen erscheint. Er soll sich ansehen, wie das Modell funktioniert. Dieser Mistkerl soll wissen, dass ich kein falsches Spiel mit ihm treibe.«
Li lächelte wissend. »Sicher, und sobald er aus dem Wagen steigt, erschießen Sie ihn. Und dann mich.«
»Nein, das Risiko, dass den Schotts etwas zustößt, ist zu groß. Sie können aber darauf wetten, dass ich große Lust habe, Garibaldi später zur Strecke zu bringen. Damit sein krankes Hirn Ruhe gibt, schicken Sie zwei Ihrer Leute und den Statistiker eine Viertelstunde vorher hierher. Sie können sich hier umsehen und Garibaldi versichern, dass wir uns an die Abmachungen halten. Maureen kann dem Statistiker das Programm erklären. Dann kommen Sie in einem Van mit Garibaldi und den Schotts. Ich nehme die Schotts in Empfang, während Garibaldi mit dem Statistiker spricht. Sobald er sich von der Richtigkeit des Modells überzeugt hat, nimmt er die USB-Sticks, steigt in den Van und fährt davon. Die Schotts bleiben hier.«
»Sie sind ziemlich kompliziert.«
»Sie auch. Da ist noch etwas, was Sie wissen müssen. Es gibt eine Absicherung für den Fall, dass etwas schiefgeht. Das Problem ist, dass wir alle verlieren, wenn es dazu
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