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Der Effekt - Roman

Der Effekt - Roman

Titel: Der Effekt - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heyne
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unverzichtbare Fähigkeiten mit auf die Diamantina gebracht. Jules hatte an der London School of Economics Betriebswirtschaft studiert, und ihr Vater, der verstorbene Lord Balwyn, war zweifacher Gewinner der berühmten Fastnet-Regatta und Mitglied des Royal Thames Yacht Club gewesen, bis Scotland Yard ihn aufgrund von hundertneunundzwanzig verschiedener Anklagen wegen Betrug und Steuerhinterziehung hinter Gitter gebracht hatte.
    Fifi, die Schiffsköchin, hatte nicht mal die Highschool abgeschlossen, und ihr einziges Erbe war genetischer Art. Ihre Mutter war eines der ersten Models für Larry Flynts
»Hustler« gewesen und hatte ihr das gute Aussehen und den fantastischen Hintern beschert, sonst allerdings herzlich wenig, wenn man mal von ihrem heißblütigen Temperament und ihrer Nachlässigkeit in moralischer Hinsicht absah. Im Vergleich zu ihrer Mutter war sie allerdings immer noch recht verklemmt. Sie war von zu Hause weggelaufen, nachdem ihr vierter »Stiefvater«, ein träger Mensch, der seinen Lebensunterhalt zuletzt mit dem Reparieren von Krebsreusen verdient hatte, vorschlug, sie könnten doch einen flotten Dreier machen und anschließend über ihre Erfahrungen in einer einschlägigen Fernsehshow sprechen. Dafür würden sie immerhin, so hatte er gehört, eine Reise nach Chicago, freie Übernachtung im Hotel und zweihundert Dollar in bar für die Spesen bekommen.
    Eine halbe Stunde später stand Fifi mit erhobenem Daumen am Straßenrand.
    Sie war eine großartige Köchin, eine begnadete Autofahrerin und konnte mit Waffen umgehen.
    Pete hörte, wie die »Zwillinge« sich im Waffenlager zu schaffen machten, das sich beim Bug befand. Er begab sich auf seinen Posten hinterm Steuer und versuchte herauszufinden, was als Nächstes auf ihn zukommen würde. Trotz der Klimaanlage war es unter Deck sehr heiß, und die Aussicht, dass seine nächste Übergabe womöglich schiefgehen würde, stärkte nur das klaustrophobische Gefühl, das ihn erfasst hatte. Dank ihrer Vorbesitzer war die Diamantina sehr luxuriös ausgestattet. Pete ließ sich in einen weichen Ledersessel fallen, einem für maritime Zwecke umgemodelten Herman-Miller-Original, aber das machte seinen Aufenthalt in dieser Nische, die sich direkt vor dem Eingang zu seiner eigenen Kabine befand, nicht angenehmer. Ein Blick auf die Anzeigen auf dem Armaturenbrett zeigte ihm, dass etwas nicht stimmte. Er sah sofort, was Lee gemeint hatte, als er auf dem Computerbildschirm
den Verlauf des Kurses des nordkoreanischen Frachters Pong Su verfolgte. Das Schiff hatte vier Millionen perfekt gefälschte US-Dollar an Bord, die gegen eine Million echte Dollarscheine getauscht werden sollten, die sich im Laderaum der Diamantina befanden. Das Geld stammte aus drei hochriskanten Drogendeals zwischen Mexiko und Kalifornien. Normalerweise befasste er sich nicht mit Falschgeldhandel, aber nach der Pleite in Bali hatte er nicht mehr viele Wahlmöglichkeiten gehabt. Die vier Millionen falscher Dollar konnte er in Mexiko gegen zwei Millionen echte eintauschen, und damit würde er einen Gewinn von hundert Prozent einstreichen.
    Jedenfalls war das der Plan.
    Aber nun war die Pong Su vor vierzig Minuten sehr deutlich vom Kurs abgekommen und bewegte sich offenbar steuerlos weiter. Anscheinend war sie manövrierunfähig.
    »Nicht gut, Mr. Peter«, erklärte Lee. »Sehen Sie hier, und hier auch.«
    Erst in diesem Moment bemerkte Pete, dass die Pong Su nicht das einzige Schiff in Schwierigkeiten war. Fünf andere Fahrzeuge innerhalb der Reichweite des Radars der Diamantina waren ebenfalls von ihrem Kurs abgekommen und bewegten sich nun außerhalb der üblichen Fahrrouten.
    »Pete, komm lieber mal an Deck. Im Norden spielt sich etwas sehr Merkwürdiges ab.«
    Das war Jules, hinter der Fifi stand und ebenfalls Ausschau hielt.
    Nach dem Abwasch hatten sie sich umgezogen, um für die Übergabe ausgerüstet zu sein. Beide trugen nun kugelsichere Westen und Patronengurte, in denen sich Munition für M16-Maschinengewehre und Granatwerfer befanden, die sie üblicherweise eine Viertelstunde vor einem derartigen Zusammentreffen aus der Waffenkammer holten. Pete Holder kamen inzwischen allerdings deutliche
Zweifel, ob es zu dem anvisierten Treffen überhaupt kommen würde.
    »Was meinst du mit merkwürdig?«
    »Ich meine sonderbar, eigenartig, etwas, das absolut ungewöhnlich ist, Pete. Es sieht aus, als würde uns ein Sturm entgegenkommen aus dieser heißen Dunstglocke im Norden, aber … na ja …

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