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Der Effekt - Roman

Der Effekt - Roman

Titel: Der Effekt - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heyne
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länger zuschauten, würden sie das ganze Geld, was sie bei sich hatten, brauchen, um die Rechnung dafür zu bezahlen.
    Falls diese Rechnung jemals ankam.
    Pete warf einen Blick auf den GPS-Monitor, der anzeigte, dass sie sich von ihrem vereinbarten Treffpunkt mit der Pong Su mit der Geschwindigkeit von elf Knoten entfernten. Das nordkoreanische Schiff beschrieb immer noch einen langen, weitgezogenen Bogen, und wenn es diesen Kurs beibehielt, würde es wahrscheinlich irgendwann in den nächsten Tagen in der Nähe von Mazatlán ankommen. Pete, der als Einziger auf einem Stuhl saß, rieb sich die Augen. Wie ein Spielsüchtiger hatte er den Bildschirm
angestarrt und eine ganze Weile schon nicht geblinzelt. Er schüttelte den Kopf, als könne er so die Verunsicherung loswerden, die ihn überfiel, als er den anderen Bildschirmausschnitt betrachtete, wo die Aufnahmen eines schweren Unfalls auf einem Highway zu sehen waren.
    Er konnte immer noch nicht fassen, was er da auf den Bildern sah, die ein kanadisches Reporterteam aus einem Ort namens Edmonton lieferte. Die Aufnahmen wirkten unscharf. Es war schon zu erkennen, dass sie eine Massenkarambolage auf einem sechsspurigen Highway filmten, aber das Gefilmte wirkte unklar und verschwommen, als würde es durch ein geriffeltes Glas betrachtet.
    »Der Effekt ist statisch«, erklärte der Berichterstatter mit schwerem Akzent, der ihn als Mann aus Quebec identifizierte. »Die berittene Polizei verhindert, dass Menschen sich diesem Phänomen nähern, nachdem bereits zwei Einsatzfahrzeuge der Feuerwehr verlorengegangen sind.«
    Die verzerrte Aufnahme von zwei Feuerwehrautos kam ins Bild, die in eine Grube am Rand des Highways gefallen und umgekippt waren. Wenige Hundert Meter hinter ihnen brannten ineinander verkeilte Autos, ohne dass jemand sich bemühte, das Feuer zu löschen.
    »Oh, Mann, das ist ja der reine Wahnsinn«, murmelte Fifi.
    »Wir müssen überlegen, was das für uns bedeuten könnte«, sagte Jules in ihrer kühlen englischen Art. »Möglicherweise ist das wirklich grauenhaft.«
    Pete rieb sich den Dreitagebart. Ihm fiel überhaupt nichts dazu ein. Einige Minuten zuvor hatte er noch überlegt, wieder Richtung Norden zu fahren, um eine der menschenleeren Städte auszuplündern. Sie könnten Kurs auf Santa Monica nehmen, um eine Superjacht zu kapern, sich mit Proviant für ein Jahr auszustatten und den Rest des Laderaums mit erbeutetem Schmuck und Munition zu füllen. Aber die Berichte auf CNN hatten ihn eines Besseren
belehrt. Inzwischen war ihm klar, dass man in diese »Sturmfront« im Norden zwar hineinfahren konnte, aber garantiert nie mehr herauskam. Wer da reinsteuerte, verschwand ganz einfach.
    »Ich schätze, wir machen uns besser auf den Weg in meine alten Jagdgründe«, sagte er. »Hobart liegt weit genug entfernt, wie mir scheint. Und ich kenne Leute dort. Vielleicht können wir das Geld ja dort investieren.«
    »Aber was ist, wenn dieses Ding da wächst?«, fragte Fifi aufgeregt. »Wenn es die ganze Welt verschlingt. Wie der Blob oder so etwas in der Art?«
    Pete schaute sie so freundlich wie möglich an.
    »Dann sind wir verratzt, Liebling, oder?«
    »Pete …?«
    Das war Jules, die jetzt noch beunruhigter aussah, falls das überhaupt möglich war. Die Sorgenfalten zwischen ihren Augen wurden immer tiefer.
    »Wie schnell können wir es bis Hobart schaffen?«
    »Warum?«, fragte er. Jules hatte mit ihrer englischen Erziehung auch die sprichwörtliche steife Oberlippe bekommen, sie konnte sich in allen Lebenslagen beherrschen. Wenn sie glaubte, dass noch etwas Schlimmeres im Anzug war, dann lohnte es sich fast schon nicht mehr, darüber nachzudenken.
    »Weil niemand die Dollar haben will, wenn Amerika verschwunden ist.«
    Der Bug der Jacht durchstieß eine hohe Welle und brachte sie alle drei kurz aus dem Gleichgewicht. Die Diamantina hob sich über den Wellenkamm und kam auf der anderen Seite so heftig herunter, dass es laut krachte. Fifi und Jules stemmten sich gegen die Kabinenwand. Pete klammerte sich an der Lehne seines Stuhls fest. Auf dem Bildschirm befragte der australische Reporter Stan Grant einen Physiker von der Universität Hongkong, aber Pete Holder hörte gar nicht mehr zu. Jules hatte Recht. Falls
diese Katastrophe anhalten würde, dann würde nur wenig Zeit bleiben, um ihr sauer verdientes Geld anzulegen, denn bald schon konnte es weniger Wert sein als polnische Zlotys.
    »Das stimmt leider«, sagte er beinahe tonlos. »Wir müssen sofort

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