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Der Eid der Heilerin

Der Eid der Heilerin

Titel: Der Eid der Heilerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Posie Graeme-evans
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den Ärger wert, der ihn erwartete. Als er vorsichtig die Tür zu seinem leeren Schlafzimmer öffnete, hörte er vor der Tür die Stimme von William. Er klang verärgert und besorgt und schien jemanden zu schelten, dem es nicht gelungen war, den König zu finden.
    Edward ging zur Tür und riss sie auf. Die Erleichterung auf Williams Gesicht beim Anblick seines Königs war beinahe peinlich. Edward winkte seinen Kammerherrn und einen Leibdiener herein, ehe er eilig die Tür vor all den neugierigen Gesichtern schloss. Der Diener breitete eine Auswahl von Kleidungsstücken vor dem König aus. Seine Wahl fiel auf Schwarz und Gold. Der Leopardenkönig. Unverzüglich entledigte er sich eigenhändig seiner Kleider, wenn auch mit einem gewissen Bedauern, hing doch immer noch Annes Duft in ihnen.
    »Ich möchte Euch nicht vorenthalten, dass die Königin äußerst ungehalten sein soll.« William bemühte sich um einen neutralen Ton, während er Edward half, das Band unter dem linken Knie zu befestigen.
    Der König antwortete mit einen unverständlichen Knurren, er lasse sich nicht hetzen. Der Diener versuchte unterdessen, sein Haar mit Hilfe einer heißen Zange in Locken zu legen. Ungeduldig scheuchte er ihn weg. »Also, William, alles fertig. Es ist nichts passiert.« Edward warf seinem alten Freund einen scharfen Blick zu.
    »Nein, Sire. Ihr habt gewiss Recht.« Wenn es nur so wäre, dachte William.
    Es war nicht das erste Mal, dass William die Heirat des Königs mit Elizabeth bedauerte. Er war ein ganz besonderer Prinz, ein seltenes Exemplar, das sich kaum von einer einzigen Frau Fesseln anlegen lassen würde. Hätte er ein Mitglied eines Könighauses geheiratet, eine politische Vernunftehe geschlossen, wäre sein Leben erheblich einfacher gewesen. Einer gut erzogenen, jungen Prinzessin hätte man Edwards Bedürfnis nach Zerstreuung verständlich machen können. Sie hätte nichts anderes erwartet und wäre darüber wahrscheinlich auch nicht sonderlich betrübt gewesen. Doch Elizabeth war zu alt, um noch umzulernen, und da ihr die königliche Erziehung fehlte, stellte sie zu hohe Erwartungen an ihren Gemahl. Früher oder später würde das Königreich darunter leiden müssen. William seufzte. Sicherlich würde es einen heftigen Streit geben.
    Doch wieder einmal überraschte Elizabeth William. Als er mit dem König in ihre Gemächer kam, musste er die Beherrschung bewundern, die sie an den Tag legte.
    Sie empfing ihren Gemahl in einem herrlichen, goldenen Gewand, das sich trefflich von seiner strengen schwarz-goldenen Kleidung abhob. Ihr goldgelbes Haar war zu einem hohen Kranz geflochten, auf dem die funkelnde Krone saß. Sie sah ganz und gar nicht aus wie eine betrogene Ehefrau, sondern begrüßte Edward mit einem glücklichen Lachen. Die letzten Ringe wurden ihr angesteckt und neue Pantoffeln aus besticktem, weißem Samt über ihre Füße gezogen. »Mein lieber Gemahl, ich fürchte, ich muss Euch einen Moment warten lassen. Ich habe über das Ankleiden ganz die Zeit vergessen. Wie konnte ich nur so trödeln!«, sagte sie beiläufig und ließ ein glockenhelles Lachen hören.
    Edward verneigte sich, wartete geduldig und schwieg. Er wollte sich in ihr Spiel nicht hineinziehen lassen. Elizabeth begriff sofort und schenkte ihm erneut ein strahlendes Lächeln. »So, fertig.«
    Sie erhob sich anmutig und streckte dem König ihre Hand hin. Dieser vollführte wieder eine tiefe Verbeugung, nahm sie und legte sie auf seine eigene. Dann schritten der König und die Königin würdevoll wie zwei Bischöfe zum großen Saal mit der aufgeregten Menschenmenge, die mittlerweile immer hungriger und neugieriger geworden war.
    In den Gemächern des Abts hörte Anne die Fanfarenstöße und die Rufe der Höflinge, die das eintreffende Königspaar begrüßten. Einen Augenblick lang unterbrach sie ihre Tätigkeit und schloss die Augen, während ein gequälter Ausdruck auf ihr Gesicht trat. Dann atmete sie tief durch, öffnete die Augen wieder und starrte blind auf das Velinpapier, das vor ihr auf dem Schreibtisch lag. Es stammte von Mathew Cuttifer und war gerade erst gebracht worden. Sie musste entscheiden, ob und wann sie es dem König zeigen wollte. Dann beugte sie sich wieder über ihre Arbeit und feilte an dem Brief, den sie den Dokumenten zu ihrer Herkunft beilegen wollte.
    »Geht es Euch gut, Lady Anne?« Der Abt machte sich Sorgen, weil sein Gast so blass aussah.
    »Danke, recht gut, Hochwürden. Recht gut...«
    Doktor Moss, der in einer

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