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Der Einbruch des Meeres

Der Einbruch des Meeres

Titel: Der Einbruch des Meeres Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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sie nur noch auskundschaften, wie zahlreich die Mannschaft der Abteilung wäre und welcherlei Material sie nach dem Melrir befördern möge.
    Die beiden Eingebornen traten also in das Gehölz vollends hinein und krochen zwischen Gras und Gebüsch von einem Baum zum andern. Trotz der Dunkelheit konnten sie nun die am andern Rande des Gehölzes errichteten Zelte erkennen und auch die Pferde sehen, die sich auf dem Weideplatze hingelegt hatten.
    In diesem Augenblicke war es, wo das Knurren des Hundes sie zur Vorsicht mahnte, und sie wandten sich auch sofort nach den Dünen zurück, ohne daß jemand im Lager von ihrer Nähe etwas geahnt hätte.
    Erst als sie wußten, von niemand mehr gehört werden zu können, begannen sie ein Gespräch über ihre Beobachtungen.
    »Also… er ist es doch… der… der Kapitän Hardigan?
    – Jawohl, derselbe, der Hadjar schon einmal gefangen hatte…
    – Und auch derselbe Offizier, der damals unter seinem Befehle stand?
    – Ja, sein Leutnant. O, ich habe beide sehr gut wiedererkannt…
    – Wie sie jedenfalls auch dich erkannt haben würden…
    – Du aber… mit dir sind sie niemals zusammengetroffen?
    – Niemals.
    – Gut!… Vielleicht… vielleicht gelingt es… da bietet sich eine Gelegenheit, die nicht so bald wiederkehren wird.
    – Und wenn dieser Kapitän und sein Leutnant Hadjar in die Hände fallen…
    – Dann… werden die nicht wieder daraus loskommen, wie Hadjar aus dem Bordj entwichen ist!
    – Es waren nur ihrer drei, als wir sie sahen, nahm der eine der Eingebornen wieder das Wort.
    – Ja, und auch, die da unten im Lager ruhen, sind nicht besonders zahlreich, antwortete der andre.
    – Wer mochte aber jener Dritte sein?… Ein Offizier war es doch nicht.
    – Nein; irgend ein Ingenieur von der verfluchten Gesellschaft. Er wird in Begleitung hierher gekommen sein, den Bestand der Kanalarbeiten zu besichtigen, ehe das Wasser eingelassen wird. Die ziehen offenbar alle nach dem Melrir, und wenn sie erst am Schott angelangt sind… und dann sehen werden…
    – Daß sie es nicht überschwemmen können, rief der heftigere von den beiden Männern, und daß aus ihrem Saharameere nichts wird, dann werden sie stutzen, ziehen nicht weiter… und nun bedarfs nur eines Hunderts getreuer Tuaregs…
    – Ja, das ist ganz gut; doch wie können wir sie benachrichtigen, damit sie rechtzeitig an Ort und Stelle sind?
    – Die Oase von Zenfig ist ja keine zwanzig Lieues weit von hier… und wenn das Detachement nur bis an den Melrir geht und wir es dort einige Tage zurückhalten können…
    – Ja ja, das wäre nicht unmöglich, freilich vorausgesetzt, daß sie keine Veranlassung haben, noch weiter zu ziehen.
    – Und wenn sie dort warten, daß das Wasser des Golfs sich in das Schott ergießen soll, da können sie gleich ihr Grab an derselben Stelle ausgraben, denn tot sind sie doch alle, ehe hier ein Tropfen Seewasser blinkt. – Komm, Harrig, komm!
    – Ja ja, ich folge dir, Sohar!«
    Diese Männer waren die beiden Tuareg, die bei Hadjars Flucht die Hand im Spiele gehabt hatten: Harrig, der Vermittler der Angelegenheit bei dem Mercanti von Gabes, und Sohar, der leibliche Bruder des Tuareghäuptlings. Sie verließen nun den Platz und verschwanden schnell in der Richtung nach dem Melrir.
    Am nächsten Tage gab der Kapitän Hardigan eine Stunde nach Sonnenaufgang das Zeichen zum Aufbruch. Die Pferde wurden angeschirrt, die Leute stiegen in den Sattel, und die kleine Truppe zog in gewohnter Ordnung am nördlichen Ufer des Kanalbettes hin. Frisch und sorgfältig rasiert, nahm François seinen gewohnten Platz an der Spitze der Proviant-und Materialwagen ein, und da sich der Brigadier Pistache zu Pferde neben ihm hielt, konnten beide bequem über allerlei plaudern.
    »Na, wie geht’s denn, mein Herr François? fragte Pistache in dem humorvollen Ton, der ihm eigen war.
    – O, vortrefflich, antwortete der würdige Diener des Herrn von Schaller.
    – Der Zug wird Ihnen doch nicht zu langweilig und zu anstrengend?
    – Nein, Brigadier; das ist ja nur ein Spaziergang durch ein merkwürdiges Land.
    – Nun, das Schott wird bald ein andres Gesicht haben, wenn es erst unter Wasser steht.
    – Freilich, ein ganz andres«, anwortete François mit gemessener und schulmeisternder Stimme.
    Der peinliche, sorgsame Mann hatte seine Worte überhaupt niemals halb verschluckt. Er »saugte sie vielmehr aus«, hätte man sagen können, wie einer, der ein feinschmeckendes Bonbon im Munde hat.
    »Und wenn ich

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