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Der Einbruch des Meeres

Der Einbruch des Meeres

Titel: Der Einbruch des Meeres Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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die nächste Umgebung sorgsam überwacht. Bei dem überall offenen Terrain hätten übrigens weder Sohar noch Harrig den Lagerplatz umschleichen können, ohne bemerkt zu werden.
    Dem wollten sie sich, da es ihren Absichten nicht entsprach, gewiß auch nicht aussetzen; der Ingenieur, der Kapitän Hardigan und seine Spahis sollten erst weiter nach den algerischen Schotts vorgedrungen sein.
    Am nächsten Tage erfolgte der Aufbruch wieder in sehr früher Morgenstunde. Von Schaller drängte es, das Ende des Kanals zu erreichen. Dort lag der Durchstich, der dem Schott Melrir das Wasser des Golfs von Gabes zuführen sollte.
    Noch immer zeigte sich aber keine Spur von der Arbeiterrotte aus Biskra, deren Ausbleiben ein wirkliches Geheimnis blieb.
    Was mochte ihr zugestoßen sein? Von Schaller erschöpfte sich in den verschiedensten Vermutungen. An der vorher genau festgesetzten Stelle angekommen, fand er doch keinen von denen, die er erwartete, und deren Nichterscheinen ihn mehr und mehr mit Besorgnis erfüllte.
    »Da muß offenbar etwas Ernstes vorgekommen sein! wiederholte er immer und immer.
    – Das fürchte ich auch, stimmte Kapitän Hardigan bei. Wir wollen nur versuchen, vor Anbruch der Nacht das Melrir zu erreichen.«
    Die Mittagsrast wurde also möglichst abgekürzt. Die Wagen blieben bespannt und die Pferde wurden nicht abgeschirrt… man gönnte sich nur die Zeit, etwas Nahrung zu sich zu nehmen. Nach dieser letzten Marschstrecke war ja Zeit genug, ordentlich auszuruhen.
    Das Detachement, das auch auf dem weitern Wege keiner lebenden Seele begegnete, beeilte sich nun dermaßen, daß schon um vier Uhr nachmittag die Höhen auftauchten, die das Schott an dieser Seite umschließen. Zur Rechten, beim Kilometersteine 347, befand sich der letzte Werkplatz der Gesellschaft, von wo aus die Arbeiten beendigt werden sollten; bis dahin hatte man nur noch den Durchstich nach dem Schott Melrir und seines Eingangsteiles, das Schott Sellna, zu passieren, um an den aufragenden Wall zu gelangen.
    Wie der Leutnant Vilette bald bemerkte, kräuselte sich am Horizont aber keine Rauchsäule, und ebensowenig war aus der gerne ein Geräusch zu vernehmen.
    Die Pferde wurden so viel wie möglich angetrieben, und da der Hand immer vor diesen hersprang, konnte es Nicol nicht verhindern, daß sein Pferd der Spur Coupe-a-Coeurs folgte.
    Schließlich setzten sich alle in Galopp, und in eine dichte Staubwolke gehüllt, machten die Spahis an der Ausmündung des Kanals Halt. Hier zeigte sich, ebensowenig wie beim Rharsa, auch nur eine Andeutung von dem Eintreffen der Arbeitergruppe, die von Biskra hatte kommen sollen, wie groß war dagegen die Überraschung, das schmerzliche Erstaunen des Ingenieurs und seiner Begleiter, als sie den Werkplatz verwüstet, das Kanalbett ein Stück weit ausgefüllt und jeden Durchgang von einer künstlichen Barre versperrt sahen. Ohne eine Wiederaufnahme der Arbeiten an dieser Stelle war es vorläufig also ganz unmöglich, daß sich zugeleitetes Wasser in die Bodensenke des Melrir ergießen könnte!
Zehntes Kapitel.
Am Kilometerstein 347.
    Die Stelle, wo die zweite Kanalstrecke am Melrir mündete, hatte man ursprünglich Roudaire-Ville nennen wollen. Da der wirkliche Endpunkt des Kanals aber an der Westküste des Schotts Melrir lag, war später beschlossen worden, diesen Namen durch den des Vorsitzenden der franco-orientalischen Gesellschaft zu ersetzen, und den Roudaires dem südlich von Mräier oder Setil anzulegenden Hafen vorzubehalten, der dann mit der Transsaharischen Eisenbahn oder durch eine neu zu erbauende Bahnstrecke mit dieser in Verbindung kommen sollte. Da inzwischen aber auch noch andre Vorschläge aufgetaucht waren, hatte sich die Gewohnheit erhalten, den erwähnten Punkt schlechtweg »Am Kilometerstein 347« zu nennen.
    Von dem Einschnitte an diesem letzten Teile war jetzt keine Spur mehr unversehrt erhalten. Hohe Sandmassen lagerten in seiner ganzen Breite und mehrere hundert Meter weit darin. Vielleicht war die Ausschachtung an dieser Stelle auch noch nicht gänzlich vollendet gewesen. Immerhin hätte jetzt – das wußte von Schaller recht gut – das Ende des Kanals nur noch eine mäßig dicke Wand absperren können, zu deren Beseitigung gewiß wenige Tage gereicht hätten. Offenbar hatten hier aufgehetzte und fanatische Nomadenhorden gehaust und vielleicht in einem Tage zerstört, was von der Zeit so gut verschont worden war.
    Regungslos auf einem kleinen Plateau, das den Kanal an seiner

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