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Der Einbruch des Meeres

Der Einbruch des Meeres

Titel: Der Einbruch des Meeres Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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mir vorstelle, fuhr Pistache fort, daß hier, wo unsre Pferde hintrotten, bald Fische schwimmen und Schiffe dahindampfen sollen…
    – Jawohl, Brigadier, Fische jeder Art, Braunfische, Delphine und Haifische…
    – Und Walfische, setzte Pistache hinzu.
    – Nun, nein, das glaube ich denn doch nicht, Brigadier, für die dürfte es hier wohl an Wasser fehlen.
    – Oho, Herr François, nach der Aussage unsers Wachtmeisters wird die Tiefe des Rharsa zwanzig, und die des Melrir fünfundzwanzig Meter betragen.
    – Doch nicht überall, Brigadier, und diese Meeresriesen brauchen viel Wasser, sich austummeln und nach Belieben durch die Spritzlöcher blasen zu können.
    – Die Burschen haben wohl einen tüchtigen Atem, Herr François?
    – Das will ich meinen! Genug für einen Hochofen oder die Orgeln aller Kathedralen Frankreichs ertönen zu lassen!«
    Daß »Herr« François höchst befriedigt war von seiner entscheidenden Antwort, die den wackern Pistache nicht wenig Verwunderung abnötigte, bedarf wohl keiner besondern Versicherung.
    Weiter beschrieb er mit einer Handbewegung die Gestalt des zukünftigen Meeres und sagte:
    »Ich sehe im Geiste dieses Meer inmitten des Landes durchfurcht von Dampfern und Segelschiffen, die die kleine und große Küstenfahrt betreiben und dabei von Hafen zu Hafen fahren. Wissen Sie aber, was mein sehnlichster Wunsch wäre, Brigadier?
    – Nur heraus mit der Sprache, Herr François.
    – Nun, ich möchte mit an Bord des ersten Schiffes sein, das über die neuen Wasserflächen des alten algerischen Schotts hinsteuert. Ich rechne auch sehr darauf, daß der Ingenieur auf diesem Schiffe Plätze belegt hat, und daß ich mit ihm diese Fahrt auf dem von unsrer Hand geschaffenen Meere teile!«
    Der gute Herr François war wirklich nahe daran zu glauben, daß er eine Art Mitarbeiter seines Herrn wäre, dem man die Schöpfung des zukünftigen Saharameeres mit zu verdanken habe.
    Alles in allem – und damit beendigte der Brigadier Pistache diese interessante Unterhaltung – konnte man nach dem bisherigen glücklichen Verlauf der Expedition wohl erwarten, daß diese auch ein ebenso glückliches Ende nehmen werde.
    Unter Beibehaltung des gewohnten Marschplanes – täglich zwei Etappen von sieben bis acht Kilometern – hoffte von Schaller, das Ende des zweiten Kanals in kurzer Zeit zu erreichen. Erst wenn das Detachement an der Grenze des Melrir angelangt war, sollte entschieden werden, ob man diesen von dem nördlichen oder dem südlichen Rande ausgehend umkreisen wollte. Viel kam ja darauf nicht an, da es im Plane des Ingenieurs vorgesehen war, die Grenzlinie des Schotts in dessen ganzem Umfange zu besichtigen.
    Die erste Strecke am Kanale hin wurde noch am Vormittage zurückgelegt. Dieser Teil reichte vom Rharsa bis zu der kleinen, unter dem Namen El Asloudje bekannten Bodensenkung, die von sieben bis zehn Meter hohen Dünen eingerahmt war.
    Ehe das Melrir erreicht wurde, mußte man aber noch durch eine Reihe kleiner Schotts oder an deren Rande hinziehen, die, einander staffelförmig folgend, eine fast ununterbrochene Linie seichterer und von niedrigeren Rändern eingeschlossener Vertiefungen bildeten und vom Wasser aus dem Mittelmeere unbedingt überflutet werden mußten.
     

    Sie waren von zwei hinter einem dichten Drißgebüsch… (S. 123.)
     
    Hieraus ergab sich also die Notwendigkeit, sie von einem Durchstich zum andern mit Bojen auszustatten zur Bezeichnung der Fahrrinne durch diese Schotts, da sich auf diesem neuen, durch die Kenntnisse und die Tatkraft des Menschen geschaffenen Meere doch bald Schiffe aller Art einfinden würden. Dasselbe war ja bei der Anlage des Suezkanales, da wo er die Bitterseen durchschneidet, notwendig gewesen, wo ein sichres Steuern der Schiffe ohne zuverlässige Anhaltspunkte ebenso unmöglich gewesen wäre.
    Auch hier waren die Arbeiten in erwünschter Weise vorgeschritten; die mächtigen Maschinen hatten tiefe Fahrrinnen bis zum Melrir hin ausgehoben. Was hätte man da erst heute, wenn das erforderlich gewesen wäre, ausführen können, ausführen mit Hilfe der neuesten Maschinen, der riesigen Trockenbagger, der Gesteinsbohrer, denen nichts widerstehen kann, mit den Abraum-Transportwagen, die über provisorisch gelegte Gleise hinrollen, kurz, mit den gewaltigen Hilfswerkzeugen, von denen der Kommandant Roudaire und seine Nachfolger keine Ahnung haben konnten, von allem, was Erfinder und Ingenieure seit den Jahren erdacht und ausgeführt hatten, die zwischen

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