Der Einbruch des Meeres
Nichteintreffen?
– Das erkläre ich mir überhaupt nicht, gestand der Ingenieur, es müßte sie denn irgend ein Zwischenfall an der Hauptbaustelle, die am andern Ende des Kanals liegt, zurückgehalten haben.
– Nun, darüber werden wir ja bald Aufklärung erlangen, meinte der Kapitän Hardigan.
– Mag sein, mir ist die Sache doch recht unangenehm, und gleichzeitig erfüllt es mich mit einiger Besorgnis, die Leute, die ich brauche, hier nicht vorzufinden, da deren Abwesenheit meine Pläne stört.
– Wollen Sie, während das Lager instand gebracht wird, nicht vielleicht etwas weiter draußen Umschau halten? schlug Kapitän Hardigan vor.
– Ja, das möcht’ ich wohl«, antwortete Herr von Schaller.
Man rief nun den Wachtmeister herbei. Dieser wurde beauftragt, den Ruheplatz für die Nacht in der Nähe einer Palmengruppe an der Mündung des Kanals einzurichten. Unter dem Schutze der Bäume wucherte ein üppiger Graswuchs, und neben den Palmen schlängelte sich ein kleiner Bach hin. An Wasser und an Futter fehlte es hier also nicht, und was frischen Proviant betraf, so konnte dieser in einer der Oasen am Rande des El Asloudje bequem beschafft werden.
Nicol kam den Befehlen seines Kapitäns getreulich nach, und die Spahis schlugen das Lager in derselben Weise auf, wie das unter ähnlichen Umständen bisher geschehen war.
Von Schaller und die beiden Offiziere benützten die letzte helle Stunde des Tages, am nördlichen Ufer entlang zu reiten, das sie wenigstens einen Kilometer weit verfolgen wollten.
Der kurze Ausflug belehrte den Ingenieur, daß die Ausschachtung der Strecke hier völlig beendet war und daß sich die Arbeiten in dem von ihm erwarteten guten Zustande befanden.
Der Erdboden des Einschnittes zwischen den Schotts gestattete ein ungehindertes Weiterströmen des Wassers aus dem Rharsa, sobald dieses mit dem des Golfs gefüllt war, und der Neigungswinkel war entsprechend dem Plane des Ingenieurs eingehalten.
Von Schaller und seine Begleiter dehnten ihren Ritt nicht über einen Kilometer weit aus. So weit der Blick in der Richtung nach El Asloudje reichte, war das Land völlig verlassen. Da sie jedoch noch vor dem Abenddunkel wieder zurück sein wollten, schlugen der Ingenieur, Kapitän Hardigan und Leutnant Vilette alsbald den Weg nach dem Lagerplatze wieder ein.
Die Kafila setzte sich wieder in Bewegung. (S. 117.)
Hier war schon ein Zelt für sie aufgeschlagen. François bediente sie in gewohnter tadelloser Weise. Als dann noch die nötigen Maßregeln wegen der Bewachung in der Nacht getroffen waren, konnten alle ruhig einschlummern, um sich für den Marsch des folgenden Tages zu kräftigen.
Wenn aber von Schaller und die zwei Offiziere bei ihrem Ausfluge keinen Menschen bemerkt hatten, und dieser Teil des zweiten Kanals ihnen völlig verlassen erschienen war, so traf das doch eigentlich nicht zu. Daß sie keinen der erwarteten Arbeiter entdecken konnten, darüber bestand ja kein Zweifel, und der Ingenieur hatte auch nirgends eine Spur von Arbeiten aus der letzten Zeit gesehen.
Tuaregs. (S. 125.)
Er und die beiden Offiziere waren aber von zwei, in einer Lücke der Dünenwand, hinter einem dichten Drißgebüsch versteckten Männern gesehen worden. Wäre Coupe-à-Coeur mit hier gewesen, so würde er die beiden jedenfalls aufgestöbert haben. Diesen kam es aber gar sehr darauf an, sich nicht zu zeigen. Aus der Entfernung von weniger als fünfzig Schritten beobachteten sie die drei Fremden, die sich am Kanalrande hinbewegten. Ebenso sahen sie die Drei, als diese den Rückweg eingeschlagen hatten. Als es dann dunkler zu werden anfing, wagten sie sich auch näher an das Lager heran.
Coupe-à-Coeur zeigte sich, als jene heranschlichen, zwar etwas unruhig und ließ ein dumpfes Knurren hören, der Wachtmeister beruhigte ihn aber, nachdem er die Umgebung, so gut es noch anging, überblickt hatte, und das Tier legte sich neben seinem Herrn nieder.
Anfänglich waren die Eingebornen am Saume des kleinen Gehölzes stehen geblieben; um acht Uhr war es aber schon völlig dunkel, denn in der dortigen Breite währt die Dämmerung nicht lange. Ohne Zweifel lag es ihnen daran, das am Anfang des zweiten Kanals rastende Detachement zu beobachten und zu erfahren, was es hier vorhatte und wer es befehligte.
Daß die Reiter einem Spahiregimente angehörten, wußten sie schon, denn sie hatten ja die beiden Offiziere in Begleitung des Ingenieurs bei deren kurzem Ausfluge gesehen. Jetzt wollten
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