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Der Einbruch des Meeres

Der Einbruch des Meeres

Titel: Der Einbruch des Meeres Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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dem Anfang der Ausführung des Roudaireschen Planes, nachher des von der Franco-orientalischen Gesellschaft entworfenen und von ihr wieder aufgegebenen Projektes lagen bis zur Wiederaufnahme der Angelegenheit durch die Französische Gesellschaft des Saharameeres unter Leitung des Herrn von Schaller?
    Alles, was bisher geschaffen worden war, erwies sich in dem guten Zustande, wie ihn der Ingenieur Schaller vorausgesehen und in der Versammlung in Gabes mit so beredten Worten dargelegt hatte, als er von den dem afrikanischen Klima eignen, konservierenden Eigenschaften sprach, die sogar die in der Vorzeit unter Sand begrabenen und erst vor nicht langer Zeit wieder aufgedeckten Ruinen geschont hatten. In der Umgebung der fast oder völlig vollendeten Kanalarbeiten herrschte aber die trostloseste Öde. Wo sich früher eine geschäftige Arbeiterschar bewegt hatte, da lastete trauriges Schweigen auf dem Platze, wo man keinem menschlichen Wesen begegnete und nur die jetzt verlassenen Arbeiten dafür zeugten, daß hier einmal menschliche Tatkraft, Ausdauer und Energie geherrscht und der verlassenen Gegend vorübergehend den Schein frisch pulsierenden Lebens verliehen hatten.
    Es war also eine Besichtigung in der Einöde, die von Schaller jetzt vornahm und die er völlig durchführen mußte, ehe er die neuen, und – alles deutete darauf hin – endgültigen Projekte in erwünschter Weise verwirklichen konnte. Gerade gegenwärtig erschien diese Verlassenheit aber besonders drückend, und der Ingenieur empfand es als eine schwere Enttäuschung, hier, wie es doch ausgemacht war, keinen der Leute von der Rotte aus Biskra anzutreffen.
     

    Die Umgebung war öde. (S. 131.)
     
    Eine grausame Enttäuschung, wenn sich von Schaller auch sagte, daß man von Biskra zum Rharsa nicht so bequem gelangen könne wie von Paris nach Saint-Cloud, und daß auf einem so langen Wege ein Zwischenfall nicht ausgeschlossen sei, der alle vorhergehenden Berechnungen und den Marschplan umstieße. Dennoch schien das kaum möglich, da der Gesellschaftsvertreter in Biskra ihm nach Gabes telegraphiert hatte, daß bis zu jener Stadt alles gut gegangen und man den van Paris selbst erhaltenen Instruktionen genau nachgekommen wäre. Es konnte also nur auf dem weitern Marsche, vielleicht in der sumpfigen, oft überschwemmten und wenig bekannten Gegend der Farfaria, zwischen Biskra und dem Schott Melrir, wo er bald einzutreffen hoffte, etwas vorgekommen sein, was die Leute zurückgehalten haben würde, die er hier zu finden hoffte. Betritt man nur einmal das Feld der Vermutungen, so kommt man kaum wieder davon weg. Die eine drängt mit peinlicher Beharrlichkeit die andre, und sie beschäftigten jetzt die Einbildungskraft von Schallers, ohne ihm doch eine gut annehmbare, ja nur eine wahrscheinliche Erklärung zu geben. Sein Erstaunen und seine Enttäuschung verwandelten sich, ohne daß er sich dessen bewußt wurde, zur wirklichen Besorgnis, und das Ende des halben Tagesmarsches kam heran, ohne seinen bedenklichen Gesichtsausdruck zu mildern. Der Kapitän Hardigan hielt es auch für angezeigt, die Umgebung absuchen zu lassen.
    Auf seinen Befehl mußte der Wachtmeister mit einigen Reitern ein bis zwei Kilometer seitwärts vom Kanale hintrotten, während das übrige Detachement seinen Weg am Kanalbette fortsetzte.
    Die Umgebung war öde, es sah jedoch aus, als ob sie erst seit kurzem so verlassen wäre. Nach Zurücklegung der zweiten Marschstrecke machte die Abteilung am Rande des kleinen Schotts Halt. Ringsumher alles kahl und keine Oase in der Nähe. Bisher war das Nachtlager noch nie unter so ungünstigen Verhältnissen – ohne Bäume als Schutz, ohne Weideplätze für die Pferde – aufgeschlagen worden. Überall nichts als der Reg, das trostlose Gemenge von Kiesel und Sand, ohne die Spur eines grünen Halmes auf dem ebenen Boden.
    In den Wagen befand sich jedoch genug Futter für die Ernährung der Reit-und der Zugtiere. Längs des Melrir, wo der Weg der kleinen Truppe von Oase zu Oase führte, war übrigens Gelegenheit genug, sich mit allem neu zu versorgen. Fehlte es hier auch an wirklichen Oueds (Bächen), so fanden sich doch einige »Ras« (Wüstenquellen), aus denen Menschen und Tiere ihren Durst löschen konnten; freilich hätte man fürchten können, sie völlig zu leeren, so erstickend war die Hitze dieses Tages gewesen.
    Die Nacht verlief ganz ruhig; sie war sehr hell, da gerade der Vollmond von dem sternenbesäten Himmel leuchtete. Wie immer, wurde

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