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Der einsame Baum - Covenant 05

Der einsame Baum - Covenant 05

Titel: Der einsame Baum - Covenant 05 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen R. Donaldson
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die überaus furchtbaren Bewohner der Großen Wüste zwang. Ihre Geschichte hat sie abgehärtet, trotzig und kühn gemacht. Es mag sein, sie sind dadurch auch ein wenig bedenkenlos geworden. Doch das ist ungewiß. Die Berichte, die wir vernehmen, weichen stark voneinander ab, je nach der Gesinnung, in der sie vorgetragen werden. Aus den Worten Riesenfreunds Covenant geht klar hervor – und gleichfalls erhellt's aus Schilderungen späterer Fahrten unseres Volkes –, daß die Entwurzelten eine Zeitlang in Bhrathairealm verweilten, an Beistand gegen die Sandgorgonen leisteten, was in ihrer Macht lag. Aufgrund dessen sind Riesen hier stets freundlich willkommen geheißen worden. Doch kennen wir kaum Bedarf an den kriegerischen Erzeugnissen des Handwerks, in dem die Bhrathair Meister sind, und dieweil wir nicht brauchen, was sie zu bieten haben, ist unser Handel mit ihnen allzeit sehr gering geblieben, und deshalb haben Riesen Bhrathairain nur selten Besuche abgestattet. So kommt's, daß mein Wissen der Vollständigkeit ermangelt, die wir Riesen so schätzen.« Er schwieg einen Moment lang, um sich auf Einzelheiten zu besinnen. »Bei den Bhrathair gibt's eine Redensart, die lautet: ›Wer des Schwertes harrt, das auf seinen Hals herabsaust, wird gewißlich das Haupt verlieren.‹ Das ist zweifelsfrei eine Wahrheit.« Grimmiger Humor umzuckte Pechnases Mund. »Doch die Art und Weise, wie eine Wahrheit in Worte gekleidet wird, enthüllt vieles. Die zahlreichen Geschlechterfolgen des Ringens wider die Sandgorgonen haben die Bhrathair zu einem Volk werden lassen, das die Neigung hat, einen Schlag zu führen, ehe ihm ein Schlag zugefügt werden kann. Die Sandgorgonen, so heißt's, sind Geschöpfe, die aus der ungeheuren Gewalt der Stürme geboren worden sind, welche die Große Wüste verunsichern. In ihrer Gestalt und auch ihrer Schläue sind sie Menschen nicht unähnlich. Die wesentliche Eigenart ihrer Natur ist allerdings, sie sind entsetzlich wild und von solcher Kraft, daß sie sich der Macht von Stein und Eisen überlegen zeigen. Nicht einmal die Hilfe von Riesen hätte die Bhrathair vorm Verlust des Landes, das sie ihre Heimat nennen, bewahren können – und auch nicht, mag sein, vor der Ausrottung –, wären die Sandgorgonen zu sinnvollem Zusammenwirken fähig gewesen. Doch war reine Blindwütigkeit die Triebkraft ihrer Wildheit, die blinde Wut der Stürme, die ihnen das Leben schenkten. Darum vermochten die Bhrathair sie zu bekämpfen und zu überdauern. Zeiten gab's, da schien's, als sollten sie obsiegen, und ebenso Zeiten, da schien's, als müßten sie vollends untergehen, ganz danach, wie in den Weiten der Wüste das Wüten der Sandgorgonen abebbte oder anwuchs. Nie aber kam's zu einem Frieden. Während einer Zeitspanne geringerer Bedrohung errichteten die Bhrathair den Sandwall. Wie du selbst siehst ...« – er wies rundum –, »ist er ein tüchtiges Werk. Dennoch bot er vor den Sandgorgonen keinen ausreichenden Schutz. Oft mußte er von neuem aufgebaut werden, und häufig hat eine oder haben mehrere jener Geschöpfe ihn klafterweise zu Schutt zertrümmert. So wäre das Dasein der Bhrathair vielleicht bis an den Tag des Endes der Welt geblieben. Zu guter Letzt jedoch – in einer Zeit, die bereits einige unserer Geschlechterfolgen zurückliegt – kam übers Meer ein Mann und begab sich zum Gaddhi, dem Herrscher von Bhrathairealm. Er nannte sich einen Zauberer und Wundertäter von überragendem Können und erbat, das Amt des Wesirs einnehmen zu dürfen – des obersten Beraters und nach dem Gaddhi zweithöchsten Würdenträgers des Landes. Um sich selbiges Amt zu verdienen, versprach er, der Bedrohung durch die Sandgorgonen ein für allemal ein Ende zu bereiten. Und das tat er wahrhaftig – wie, das weiß ich nicht. Mag sein, nur er allein weiß es. An seiner Errungenschaft aber ist nicht zu rütteln. Dank seiner Künste verwob er die Stürme der Großen Wüste zu einem übermächtigen Wirbel, der sich mit solcher Stärke dreht, daß er mit einer jeden Drehung den Untergrund verheert und sogleich von neuem ebnet. Und in diesen Wirbel – heute Schrecken der Sandgorgonen geheißen – bannte er jene Geschöpfe und kerkerte sie gleichsam darin ein. Dort hausen sie noch, ihre Gewalt umkreist und gemeistert von mächtigerer Gewalt. Man sagt, daß man den Schrecken der Sandgorgonen von den Höhen der Sandbastei aus zu sehen vermag, wie er ohne Unterlaß und für alle Zeit seine Macht rundherum wirbelt, ohne sich

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