Der einsame Baum - Covenant 05
Achterkastell drang. »Sorge für Kampfbereitschaft der Dromond! Bereite die Übernahme von Vorräten und alsbaldiges Auslaufen vor! Windsbraut.« Die Lagerverwalterin stand nahebei. »Nimm diesen Hafenmeister in Gewahrsam!« Sofort trat Windsbraut vor und legte eine große Faust um den Hals des Bhrathair . »Allzu geschwind droht er Hilfsbedürftigen Übles an. Mag er mit uns teilen, was wir, wenn's sein muß, an Unheil erleiden sollen.«
»Narren!« Der Hafenbeamte versuchte gerechten Zorn zu zeigen, aber durch die Würdelosigkeit des Griffs, in den Windsbraut ihn genommen hatte, machte er lediglich einen spastischen, wild gewordenen Eindruck. »Es weht kein Wind! Ihr liegt fest, bis am Abend neuer Wind aufzieht!«
»Du sitzt mit uns in derselben Falle«, entgegnete Blankehans gelassen. »Unterdessen wollen wir uns der Aufgabe widmen, euren Hafen den Unmut von Riesen verstehen zu lehren. Als die Sandgorgonen die Bhrathair bedrängten, war unsere Freundschaft für uns kein leichtfertig gegebenes Geschenk. Nun sollt ihr sehen, daß unsere Feindschaft nicht leicht zu erdulden ist.«
Unter den Zuschauern auf dem Kai brach Tumult aus. Unwillkürlich fuhr Linden herum, um zu schauen, ob sie die Dromond anzugreifen beabsichtigten. Doch schon im nächsten Moment erkannte sie, daß die Unruhe nichts mit bedrohlichem Verhalten zu schaffen hatte. Vielmehr war sie darauf zurückzuführen, daß fünf Reiter ziemlich roh ihre Tiere durch die Menschenansammlung trieben. Auf Rössern, die so schwarz waren wie Mitternacht, ritten die fünf auf das Schiff zu. Sie waren eindeutig Soldaten. Über ihren schwarzen Blusen und Hosen trugen sie Brustpanzer und Beinschienen aus silbrigem Metall; auf dem Rücken hatten sie Armbrüste und Köcher, kurze Schwerter an den Seiten und an ihren Armen Schilde. Sobald sie die Menschenmenge durchquert hatten, jagten sie ihre Pferde im Galopp die Hafenmauer entlang und brachten sie mit scharfem Zügeln unter der Strickleiter der Dromond zum Stehen. Vier von ihnen blieben auf den Pferden; der fünfte Reiter, dessen Brustpanzer in der Mitte ein Emblem aufwies, das wie eine schwarze Sonne aussah, sprang behend ab und erstieg die Leiter. Ceer, Hergrom und die Riesen nahmen eine wachsame Haltung ein; aber der Soldat machte keinerlei Anstalten zu Feindseligkeiten. Er ließ einen Blick, der von Beeindrucktheit zeugte, übers Deck schweifen, dann wandte er sich an den Hafenbeamten, der in Windsbrauts Griff halb hing, und fing auf ihn einzuschreien an. Der Soldat verwendete eine derbe Sprache, die Linden nicht verstand, offenbar die Muttersprache der Bhrathair . Infolge von Windsbrauts Faust klangen die Antworten des Hafenmeisters etwas erstickt; doch anscheinend verteidigte er sich. Pechnase gab Linden einen leichten Schubs an die Schulter. Als sie ihn anschaute, zwinkerte er ihr bedeutsam zu. Mit einem inneren Ruck entsann sich Linden an die Gabe der Sprachen, über die die Riesen verfügten – und achtete sofort darauf, sich nichts anmerken zu lassen. Die übrigen Riesen bewahrten ausdruckslose Mienen. Nach einem Gebrüll, durch das der Hafenmeister endlich einen außerordentlich zerknirschten Eindruck erregte, verlagerte der Soldat seine Aufmerksamkeit auf Blankehans und die Erste. »Um Vergebung«, sagte er. »Des Hafenmeisters Pflichten sind unmißverständlich, doch er legt sie allzu eng aus ...« – die Bösartigkeit seines Tons galt dem Hafenbeamten – »und versteht sich ansonsten auf wenig anderes. Ich bin Rire Grist, Caitiffin der Reiterei des Gaddhi. Auf der Sandbastei ist die Ankunft eures Schiffs erspäht worden, und man hat mich ausgeschickt, um euch willkommen zu heißen. Leider hat das Gedränge in den Straßen mich aufgehalten, so daß ich nicht rechtzeitig genug eingetroffen bin, um Mißverständnisse vermeiden zu können.« Bevor Blankehans etwas antworten konnte, sprach der Caitiffin weiter. »Gebt diesen pflichtvergessenen Mann frei! Er hat nunmehr begriffen, daß er euch im Namen der alten Freundschaft mit den Riesen und nach dem Willen des Gaddhi jedwede Unterstützung angedeihen zu lassen hat, die er zu gewähren vermag. Ich bin sicher, daß all eure Wünsche nun sogleich erfüllt werden.« Über die Schulter sah er den Hafenmeister an. »Und mit aller Höflichkeit«, ergänzte er. »Mögt ihr ihn nicht freilassen?«
»Mag sein, in einem Weilchen«, grollte Blankehans' Stimme. »Zu gerne möchte ich noch mehr von dir vernehmen, was des Gaddhi Willen in bezug auf uns
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